Kita IRENICUS
Hintergrund
Der gesellschaftliche und religiöse Wandel macht auch vor den Kitas nicht halt. Die Zusammensetzung von Kindergruppen in der Kita stellt sich zunehmend kulturell und religiös vielfältig dar. Interreligiöses Lernen ist zu einer wichtigen Aufgabe auch schon im Elementarbereich geworden. Vor diesem Hintergrund haben die Tübinger Institute für Berufsorientierte Religionspädagogik in den letzten Jahren mehrere größere Studien durchgeführt, bei denen dies genauer untersucht werden konnte. Eine wichtige Rolle spielte auch der Erwerb interreligiöser Kompetenz von Fachkräften im BRU. In Pforzheim wurde vor einigen Jahren die bislang bundesweit einzige Kita in interreligiöser Trägerschaft (evangelisch,
katholisch, orthodox, jüdisch, muslimisch, jesidisch) gegründet. Als GmbH basiert die Trägerschaft auf konsequenter Gleichberechtigung aller beteiligten Religionsgemeinschaften. Inhaltlich soll diese Einrichtung allen Kindern die Möglichkeit bieten, bewusst den gelebten Formen verschiedener Religionen zu begegnen, mit der religiösen Vielfalt vertraut zu werden und einen durch Toleranz und wechselseitigen Respekt geprägten Umgang einzuüben.
Dies geschieht durch eine gezielte religionspädagogische Begleitung in einem multireligiösen Team von Fachkräften.
Vorgehen
Der Träger der Kita der Religionen wandte sich an EIBOR mit der Bitte um wissenschaftliche Begleitung. Dazu wurde ein eigenes Team gebildet, das die Einrichtung von der offiziellen Eröffnung im Jahr 2020 bis zum Jahr 2024 begleitet hat. Bei zahlreichen Besuchen und Gesprächskontakten, aber auch in weiteren gezielten 37 Untersuchungsschritten konnten wichtige Erkenntnisse zur Arbeit dieser Einrichtung und ihrem Gelingen gewonnen werden. So wurden Interviewgespräche mit der Leitung, mit dem Team der Fachkräfte sowie mit Kindern in kleinen Gruppen durchgeführt und sorgfältig ausgewertet. Weitere Gespräche betrafen die in der Trägerschaft vertretenen Religionsgemeinschaften. Darüber hinaus
wurden mehrfach teilnehmende Beobachtungen in der Einrichtung durchgeführt. Auch die Eltern wurden mehrfach befragt.
Ergebnisse
Die Ergebnisse des nunmehr abgeschlossenen Projekts liegen in Gestalt einer Publikation beim Herder-Verlag („Eine Kita für alle Religionen“) sowie eines wissenschaftlichen Berichts zur Vorgehensweise im Projekt vor. Der Einrichtung konnte insgesamt attestiert werden, dass sie sich trotz der zum Teil schwierigen Voraussetzungen in der Corona-Zeit insgesamt sehr positiv entwickelt hat. Sie verfügt über ein sehr engagiertes Team, das vielerlei Kompetenzen in sich vereinigt. Die Kinder zeigen sich sehr interessiert und aufgeschlossen für andere Religionen und lernen, verschiedene religiöse Ausdrucksformen zu achten. Eine mitunter befürchtete Vermischung von Religionen war bei den Kindern nicht festzustellen, auch wenn es mitunter zu Verwechslungen kommt, die im Laufe der Zeit aber überwunden werden. Ebenso ist es der Einrichtung gelungen, ein tragfähiges religionspädagogisches Gerüst zu entwickeln: Morgenkreise mit religiösen Elementen; gemeinsames Beten vor dem Essen; Wahrnehmung von Festen verschiedener Religionen; Exkursionen und Begegnungen beispielsweise in Gottes- und Gebetshäusern vor Ort.
Bericht zur wissenschaftlichen Begleitung der Kita IRENICUS.