Prof. Dr. Jörg Robert

Bernhard Pattis

Kontakt: bernhard.pattisspam prevention@uni-tuebingen.de
SFB 1391 „Andere Ästhetik“, TP A03: „Purismus – Diskurse und Praktiken der Sprachreinheit“

Projektbeschreibung

Spracharbeit und Literaturreform (1617-1650). Fürst Ludwigs von Anhalt-Köthen Petrarca-Übersetzung und das Sprachprojekt der Fruchtbringenden Gesellschaft

Über das im Teilprojekt A03 geltende Verständnis von ‚Purismus‘ als einer ästhetischen Reflexionsfigur hinaus widmet sich das im Titel genannte Dissertationsprojekt dem Komplex der deutschen ‚Spracharbeit‘ im 17. Jahrhundert, die sich in den mit dem Begriff des ‚Purismus‘ intendierten Sprachreinigungsbestrebungen lediglich zu einer von mehreren komplexen Spielarten konkretisiert. Puristische Phänomene werden dabei als integrativer Bestandteil eines die literaturwissenschaftlichen ebenso wie die linguistischen Debatten berührenden Systems von Maßnahmen aufgefasst, als deren Ziel die – vor allem institutionell, namentlich von den Sprachgesellschaften, vorangetriebene – ‚Erhebung‘ (vgl. das Vorwort zum Gesellschaftsbuch der Fruchtbringenden Gesellschaft, 1622) der deutschen Sprache gelten kann, d.h. die Etablierung einer elaborierten, normierten und systematisierten (Literatur-)Sprache, die gleichzeitig und weit über ihren Stellenwert innerhalb des artistischen Diskurs hinaus als Hebel zur Ausbildung einer ‚nationalen‘ Identität im weiteren politischen, sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Sinn verstanden wird. Spracharbeit ist dadurch eo ipso dialektisch an gesellschaftliche und soziale Diskurse und Praktiken gekoppelt. Ausgehend von makroskopischen (literaturwissenschaftlichen und linguistischen) Perspektiven auf die deutsche Spracharbeit des 17. Jahrhunderts soll in der Arbeit deduktiv vorgegangen und zunächst die diesbezügliche Rolle der ältesten deutschen Sprachgesellschaft, der ‚Fruchtbringenden Gesellschaft‘, sowie ihres ersten Oberhaupts, Fürst Ludwigs von Anhalt-Köthen, untersucht werden, um schließlich den Fokus auf die Frage nach dem Stellenwert des Übersetzens im Wirken der Fruchtbringer zu legen. Die Möglichkeiten und Wege des literarischen und damit kulturellen Transfers im Spannungsfeld von imitatio, aemulatio und superatio sowie Aspekte der fruchtbringerischen Übersetzungs- im Zeichen der Spracharbeit sollen hierbei exemplarisch an Fürst Ludwigs Übersetzung der Trionfi Francesco Petrarcas aufgezeigt werden.