European Homicide Monitor – eine Option für Deutschland?
Am Montag, dem 5.5.2025, fand in der Neuen Aula der Universität Tübingen der erste Vortrag im Rahmen des Kriminologisch-Kriminalpolitischen-Arbeitskreises (KrimAK) im Sommersemester 2025 statt. Als Referentin konnte Frau Prof. Dr. Nora Markwalder von der Universität St. Gallen gewonnen werden. Thema des Vortrags war der „European Homicide Monitor“ (kurz: EHM), an dem die Juristin und Kriminologin beteiligt ist. Die Referentin erörterte in diesem Zusammenhang, ob der EHM auch für Deutschland eine Option sein könnte, um die statistische Erfassung der Tötungsdelikte zu verbessern.
Nach einer humorigen Begrüßungsrunde und Vorstellung durch Prof. Dr. Jörg Kinzig, legte Nora Markwalder zunächst dar, warum der Erforschung der Tötungskriminalität eine besondere Bedeutung zukommt. Sie wies unter anderem darauf hin, dass Tötungsdelikte das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung besonders empfindlich beeinträchtigen.
Das Ziel des EHM sei es, international vergleichbare Daten zu Tötungsdelikten zu erheben.
Der EHM gehe, so führte die Schweizerin weiter aus, auf eine internationale Datenbank zu Tötungsdelikten zurück. Diese wurde vor knapp 20 Jahren im Rahmen eines EU-geförderten Projekts von Wissenschaftlern aus Finnland, der Niederlande und Schweden etabliert. Erst später stieß die Schweiz hinzu. Die Ergebnisse dieser ersten Phase wurden im Jahr 2011 veröffentlicht. Das Projekt konnte allerdings aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht in dieser Form fortgesetzt werden, da ein Datenaustausch über eine Datenbank nicht rechtssicher möglich gewesen sei. Mittlerweile bestehe der EHM hauptsächlich aus einem Codebook, das im Internet frei zur Verfügung stehe.
Sodann ging die Referentin auf die Anwendungsmöglichkeiten des EHM ein. Durch den EHM könnten verschiedene Typen von Tötungsdelikten herausgearbeitet und aufgrund eines internationalen Vergleichs Rückschlüsse auf die Entstehung, die Umstände und mögliche Bekämpfungs- und Präventionsmaßnahmen gezogen werden, so Markwalder. Veranschaulicht wurde diese Grundidee durch das Beispiel eines Vergleichs von Tötungsdelikten mit Waffen, insbesondere bei Femiziden.
Den Vorteilen des EHM stellte sie entgegen, dass das Projekt zeit- und ressourcenaufwändig sei. Da es in Deutschland deutlich mehr Tötungsdelikte gebe als in der Schweiz, träfe dies umso mehr auf Deutschland zu. Letztlich würde sich der Aufwand allerdings lohnen.
Die Referentin beendete ihren Vortrag mit den Worten „Was man nicht messen kann, kann man nicht bekämpfen“. Daran schloss sich eine interessante Fragerunde an.
Der zweite Vortrag im Rahmen des KrimAK im Sommersemester 2025 wird am 30.06.2025, ebenfalls um 19:15 Uhr in Hörsaal 9, stattfinden. Bei diesem wird Dr. Sebastian Sobota, Leiter der KrimZ, zur Thematik des neuen Konsumcannabisgesetzes referieren.
Stefanie Borkowsky