Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters

Forschungsgeschichte und laufende Untersuchungen

Nach der Notbergung im Januar 2002 unter Leitung von Milorad Stojic führte Slavisa Peric (ebenfalls Archäologisches Institut, Belgrad) im Sommer 2003 Grabungen auf dem Siedlungsplatz durch. Eine erste Begehung des Fundplatzes durch die Tübinger Arbeitsgruppe fand im Frühjahr 2012 statt.

Geophysikalische Messungen
Mit Hilfe einer geomagnetischen Kartierung des Platzes durch die Berliner Firma "Eastern Atlas" im August 2012 konnten die Umrisse der Siedlung und zum Teil auch ihre Innenstruktur ermittelt werden. Die Siedlung zeigt einen Kernbereich, welcher von einem Kreisgraben umzogen ist. Die Siedlungsstrukturen setzen sich aber auch außerhalb dieses "Kernbereiches" fort. Die von Stojic im Jahre 2002 freigelegte Fläche liegt innerhalb des inneren Areals der Siedlung auf einem modernen Feldweg.
Bericht über die geophysikalischen Untersuchungen

Geologische Untersuchungen
Hans-Jürgen Gawlick (Leoben) und Wolfgang Frisch (Wien) gelang es im Juli 2012 die Gesteinsarten aller lithischen Artefakte des Figurenfundes zu bestimmen. Es handelt sich überwiegend um Serpentinite und nur im Fall einer Figur und einiger unbearbeiteter Stücke um Gesteine, die im unmittelbaren Umfeld des Fundplatzes anstehen.

Eine Exkursion in die weitere Umgebung des Fundplatzes diente der Lokalisierung von Serpentinit-Lagerstätten. Sehr wahrscheinlich kommt als Quelle für diese Gesteine ein Ophiolithgürtel in Frage, der etwa 40 km westlich der Fundstelle in Nord-Süd-Richtung verläuft. Aus den Flussbetten dieses Bergmassives (vor allem des Ibar und der Westlichen Morava) konnten Gerölle aufgesammelt werden.

Radiokarbondaten
Für die Datierung des Siedlungsplatzes liegen drei massenspektrometrische Messungen (AMS) vor. Gemessen wurden die organischen Bestandteile aus Fragmenten von Gefäßkeramik, die zusammen mit einem Teil der Figurinen gefunden worden sein sollen. Ein Meßwert gibt das erwartete Alter des Platzes im 57. Jahrhundert v.Chr. wieder. Die zwei anderen Daten mit kalibrierten Ergebnissen um 6000 und 5900 calBC halten wir für zu alt. Erklärbar sind die höheren Datierungen durch Anteile von fossiler Organik in der Tonmatrix, die das Ergebniss etwas älter machen. Verschiedene Versuche, Knochenfunde zu datieren scheiterten, da nicht genügend Kollagen in den Proben enthalten war oder die Funde im Zuge der Restaurierung mit anderen organischen Materialien kontaminiert wurden. Typologisch gehört das keramische Fundmaterial in die Phase des entwickelten Frühneolithikums.

R. Krauß