Matthias Beschorner

2004Erlangung der Hochschulreife (Mallinckrodt-Gymnasium Dortmund)
2005-2012Magisterstudium der Nordischen Philologie und Religionswissenschaft (Eberhard Karls Universität Tübingen)
2010-2011Studentische Hilfskraft am Wilhelm-Schickard-Institut für Informatik der Universität Tübingen
2012Abschluss: Magister Artium (Thema der Magisterarbeit: "Schildgedichte in der Ilias und in der altnordischen Literatur - Interdisziplinäre Ansätze zur Erforschung skaldischer Ekphrasis")

Projektbeschreibung

Im Rahmen meines Dissertationsprojektes befasse ich mich mit Strophen der skaldischen Dichtung unter dem Gesichtspunkt der Ekphrasis. Neben den drei Werken Ragnarsdrápa, Haustlǫng und Húsdrápa, die als explizite Beschreibungen von Kunstgegenständen bereits in der Forschung thematisiert wurden, sollen hier vor allem solche Strophen Untersuchungsgegenstand sein, die nicht auf den ersten Blick ekphrastische Beschreibungen darstellen.
Ansatzpunkt ist hier die skaldische Kenning in ihrer Funktion als poetische Umschreibung eines Begriffes, die sowohl auf ein Korpus mythologischer Erzählungen als auch auf Werke der zeitgenössischen bildenden Kunst rekurrieren kann (man vergleiche etwa die Midgardschlangenkenning hrøkkviáll of hrokkinn [...] Vǫlsunga drekku ‚der gekrümmte Aal des Völsungentranks‘ mit Abbildungen auf Bildsteinen). Dass die Skalden sich ihrer Positionierung im Spannungsfeld von mündlicher Textproduktion und bildender Kunst bewusst waren, zeigt sich schon im eigenen Vokabular für ihre Tätigkeit (z.B. smiða ‚schmieden‘, vinna‚arbeiten, ausführen‘ oder mynda ‚bilden, formen‘). Ob sie sich in ihren Werken durch die Verwendung solcher Kenningar darüber hinaus gezielt ekphrastischer Erzählstrategien bedienen, soll eine zentrale Fragestellung des Projektes sein.
So werde ich im Rahmen meiner Arbeit untersuchen, inwiefern die skaldische Kenning generell unter dem Aspekt der ekphrastischen Beschreibung betrachtet werden kann. Zu diesem Zweck sollen Beiträge zur Ekphrasis-Forschung seit der Antike herangezogen werden, um Kenningar in Einzelstrophen und drápur der frühen Skaldendichtung auf ihre poetischen Wirkungsmechanismen hin zu analysieren. Beispielhaft habe ich bereits in meiner Magisterarbeit aufgezeigt, dass ein Analysemodell zur Untersuchung von Mechanismen homerischer Ekphrasis (Becker 1995) sinnvoll für eine Betrachtung von Erzählstrategien in skaldischer Schilddichtung verwendet werden kann.
Ziel des Projektes soll es so letztendlich auch sein, einen neuen Beitrag zur Debatte um die Definition und Eigenständigkeit der skaldischen Kenning zu leisten.