Methodenzentrum

Über uns

Das Methodenzentrum wurde 2018 als neues Institut der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät gegründet. Damit werden drei zentrale Ziele verfolgt: Zunächst wird die große Expertise gebündelt, die im Bereich der Methoden empirischer Forschung innerhalb der sozial-, wirtschafts- und verhaltenswissenschaftlichen Einrichtungen existiert. Gleichzeitig wird damit ein Raum geschaffen, der die fachliche Verständigung über disziplinäre wie auch über forschungsmethodische Grenzen hinweg befördert. Auf diese Weise sollen schließlich die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, der Entwicklung neuer methodischer Zugänge wichtige Impulse zu verleihen.

Diese Neugründung reagiert auf problematische Entwicklungen, die sich beispielsweise innerhalb der Philosophie oder den Sozialwissenschaften beobachten lassen: Immer häufiger kommt es zum Abbruch des Gesprächs, zur Aufspaltung und zum Rückzug in Diskurse, die separiert voneinander geführt werden. So wichtig die Spezialisierung und die Kultivierung differenter Zugänge sind, so schwierig wird unter diesen Bedingungen die offene und leidenschaftliche Auseinandersetzung über die unterschiedlichen Wege des Strebens nach Erkenntnis. Dies gilt insbesondere dann, wenn diese Aufspaltungen und Separierungen eine institutionelle Gestalt (z.B. in konkurrierenden Fachgesellschaften) annehmen.

Häufig sind es widerstreitende Methodenverständnisse, welche den Ausgangspunkt solcher Spaltungen und Polarisierungen bilden. Auf diesen fatalen Trend reagiert das Tübinger Methodenzentrum. Es konzentriert sich nicht allein forschungspraktisch und gegenstandsbezogen auf die Entwicklung einzelner Verfahrensweisen. Ebenso stellt es einen Raum für den offenen argumentativen Austausch zur Verfügung und begreift die bewusste Multiparadigmatik als ein wichtiges Mittel, um paradigmenübergreifende Reibungsflächen zu erzeugen und dadurch die innerparadigmatische Methodenentwicklung substantiell zu fördern. Darüber hinaus trägt es zur Steigerung der wissenschaftlichen Reflexivität bei, indem es die genannten wissenschaftspolitischen Entwicklungen, welche das Streben nach Erkenntnis machtvoll prägen und rahmen, selbst zum Gegenstand macht. 

Somit stehen unterschiedliche Zugänge und differente Gegenstandsbezüge innerhalb des Methodenzentrums nebeneinander. Entsprechend zielen auch die Forschungs- und Lehrprojekte darauf ab, die Methoden empirischer Forschung als soziale Praktiken zu vermitteln, die situiert sind in spezifischen, historisch gewachsenen Wissenschaftsverständnissen, und die darauf angewiesen sind, sich fortwährend selbstkritisch zu befragen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts eint das Bemühen, über bestehende Differenzen hinweg den Dialog zu suchen und das Spannungsverhältnis von Identität und Differenz, von Nähe und Distanz produktiv werden zu lassen.