Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2016: Alumni Tübingen

Überzeugte Europäerin

Interview mit Dr. Katrin Böttger, Alumna und stellvertretende Direktorin des Instituts für Europäische Politik

Dr. Katrin Böttger wurde 1977 in Dubai geboren. Sie studierte Politikwissenschaft an der Universität Leipzig und promovierte 2010 an der Universität Tübingen. Von 2005 bis 2007 war sie Forschungsreferentin am Europäischen Zentrum für Föderalismusforschung an der Universität Tübingen. Seit April 2014 ist Böttger alleinige stellvertretende Direktorin des Instituts für Europäische Politik (IEP) in Berlin.
Das Interview führte Simona Steeger.

Was genau ist das IEP und was sind Ihre Aufgaben dort?

Das Institut für Europäische Politik e.V. (IEP) zählt zu den führenden außen- und europapolitischen Forschungseinrichtungen der Bundesrepublik Deutschland. Sein Auftrag ist es, Themen europäischer Politik und Integration wissenschaftlich zu untersuchen und zur praktischen Umsetzung zu bringen. Es verfolgt diesen seit 1959, indem es als gemeinnützige Organisation auf dem Gebiet der europäischen Integration national und transnational an der Schnittstelle von Wissenschaft, Politik, Verwaltung und politischer Bildung tätig ist.

Sie sind außerdem Mitglied im Vorstand der Europäischen Bewegung und Schatzmeisterin des Arbeitskreises Europäische Integration. Was bedeuten „Europa“ und „Europäische Integration“ für Sie?

Jenseits des Kontinents geboren bin ich in Großbritannien aufgewachsen, habe in Frankreich studiert und in Polen geforscht, sowie enge Bindungen zu Ungarn. Dieser Werdegang hat mich zur überzeugten Europäerin gemacht.

Thematisch befasse ich mich vor allem mit der Östlichen Nachbarschaft aber auch mit Fragen zum Wert Europas und Euroskeptizismus in Deutschland und darüber hinaus. Auch zur Europäischen Bürgerinitiative habe ich schon gearbeitet und gerade einen Sammelband hierzu herausgegeben.

Hat sich Ihre Arbeit oder der Begriff „europäische Integration“ mit der Flüchtlingssituation verändert?

Die aktuelle Flüchtlingskrise hat einen sehr großen Einfluss auf meine derzeitige Arbeit, diese schlägt sich unter anderem in zahlreichen Mediananfragen nieder. Neben meiner persönlichen Unterstützung der Flüchtlingsarbeit hier in Berlin, sehe ich es beruflich als meine Aufgabe, die Entscheidungen und Debatten bezüglich der Flüchtlingskrise europapolitisch einzuordnen und zu bewerten, so beispielsweise bei dem Beschluss der Quote für die Verteilung von Flüchtlingen per Mehrheitsentscheidung.

Wie hat Ihre Tübinger Zeit Sie auf Ihre heutige Arbeit vorbereitet?

Meiner Zeit als Promovendin bei Professor Dr. Rudolf Hrbek in Tübingen bot mir sowohl die Gelegenheit unter exzellenten Bedingungen zu forschen, als auch durch meine Tätigkeit am Europäischen Zentrum für Föderalismusforschung (EZFF) Erfahrungen zu sammeln bei Forschungsprojekten, Publikationen und der Durchführung von Konferenzen.

Welchen Rat haben Sie für die heutigen Studierenden?

Nutzen Sie die Zeit des Studiums auch dafür sich in anderen Disziplinen und Sprachen umzusehen und planen Sie Zeit für politische oder sportliche Aktivitäten ein. Der spätere Berufsweg ist mehr als die Summe von im Studium erworbenen ECTS-Punkten für Prüfungsleistungen. Wichtiger als ein möglichst schneller Studienabschluss scheint mir die Entwicklung einer Persönlichkeit mit ihren individuellen Erfahrungen und auch Rückschlägen.