Common Ground ist für die erfolgreiche Koordination und Realisierung jedweder gemeinsamen Handlung unerlässlich. Auf der Ebene groß angelegter sozialer Interaktion sind Konzepte des CGs nützlich, um soziale Dynamiken und öffentliche Meinungsbildung zu verstehen. Auf der Ebene der dyadischen Interaktion helfen feinkörnigere Aspekte des CG dabei, spezifische Phänomene im Zusammenhang mit sprachlich orientierter Kommunikation zu erklären. Trotz seiner zentralen Bedeutung für viele Forschungsfelder ist der Begriff Common Ground äußerst schwer zu fassen. Der SFB 1718 ist ein multidisziplinärer Zusammenschluss, verankert in der Linguistik, der auf ein besseres Verständnis, eine breitere Anwendbarkeit und eine empirische Validierung von CG-Konzepten abzielt. Unser Forschungsprogramm fußt auf der Überzeugung, dass das Erklärungspotenzial des CG-Konzepts am besten durch einen methodisch und konzeptionell vielfältigen Ansatz geschärft werden kann, aber auch darauf, dass die Linguistik eine der wichtigsten Datenquellen für eine methodisch stringente Untersuchung von CG liefert, sodass auch Anwendungen in benachbarten Disziplinen von linguistischen Konzepten und Theorien profitieren können. Der SFB 1718 gliedert sich in drei Kernbereiche – Kognition, Grammatik und Kommunikation – und bringt Forscher*innen mit unterschiedlichem Hintergrund zusammen (theoretische Linguistik, Computerlinguistik, Psycholinguistik, Psychologie, Rhetorik, Literaturwissenschaft und biologische Anthropologie). Diese gemeinsame Unternehmung wird die Linguistik als potenzielles Bindeglied zwischen verschiedenen an Sprache und sprachlicher Kommunikation interessierten Forschungsbereichen stärken.
Unser langfristiges Ziel ist es, ein integratives CG-Modell zu schaffen, das auf linguistischer Theoriebildung basiert und anhand empirischer Daten getestet wird. Dieses Modell soll als vereinheitlichender, erklärender konzeptueller Rahmen für unterschiedliche Phänomene und Fragen rund um Sprache, sprachliche Kommunikation und soziale Interaktion dienen. Unsere langfristige Strategie ist in drei Schwerpunkten verankert: Variation, Unifikation und Testen. Die Herausforderung, vor der wir in der ersten Förderphase stehen, stellt die Variation in verschiedenen Bereichen dar: (A) die Heterogenität der Information, ihre Verarbeitung und Repräsentation im CG, (B) die Vielfalt der sprachlichen Mittel, die den CG aktualisieren und verwalten und (C) die verschiedenen Kommunikationssituationen, in denen CG etabliert wird, sowie die epistemische Relation der Agent*innen zum CG. Diese drei Bereiche sind natürlich stark miteinander verwoben. Zur Forschungsorganisation über die Bereiche hinweg sowie zur Evaluation und Integration der Ergebnisse der einzelnen Bereiche, werden zwei bereichsübergreifende Plattformen implementiert. Eine Plattform befasst sich mit der Evaluation theoretischer Konzepte (RP1 – Theorie) und die andere mit der Evaluation empirischer Methoden (RP2 – Methodik).