Ausschreibung im Bereich Geowissenschaften
04.09.2024
BMBF: Verbundvorhaben zum Thema „Morphologische Entwicklungen im Kontext des Klimawandels an Nord- und Ostsee“
Frist: 18.11.2024 (Zweistufiges Verfahren, Projektskizze)
Die Küstengebiete der fünf norddeutschen Bundesländer an der Nord- und Ostsee sind einschließlich der Ästuare durch ihre überregional bedeutenden Siedlungs- und Wirtschaftsräume in Verbindung mit einem einzigartigen Naturraum gekennzeichnet. Heute leben in den fünf deutschen Küstenländern etwa 2,4 Millionen Menschen in durch Sturmfluten und Erosion bedrohten Küstenbereichen. Die an den Küsten gelegenen Wasserstraßen und Häfen bilden für die Sicherstellung der nationalen Wirtschaftskraft eine wesentliche Grundlage. Gleichzeitig stellen die weitgehend durch natürliche Prozesse geprägten Küstengewässer besonders wertvolle und sehr dynamische Ökosysteme dar. Bereits jetzt zeigt sich, dass Sturmflutereignisse, wie zum Beispiel 2023 an der Ostsee, mit erheblichen Erosionen und gravierenden Schäden entlang der Küstenlinien verbunden sind. Gleiches gilt für die sturmflutbedingten und langfristigen morphologischen Veränderungen an den Nord- und Ostfriesischen Inseln und dem immer größer werdenden Bedarf an Unterhaltungsbaggerungen zur Sicherung der Funktionalität von Seewasserstraßen und Häfen.
In Folge des Klimawandels und des zukünftigen Anstieges des Meeresspiegels werden sich die auf die Küsten- und Ästuargebiete einwirkenden meteorologischen und hydrodynamischen Größen zunehmend ändern. Längerfristig werden diese Änderungen die groß- und kleinräumigen morphologischen Prozesse des Küstenvorfeldes, der sandigen Küsten und Watten der Nordsee, der Flach- und Steilküsten der Ostsee und der Ästuare maßgeblich beeinflussen. Die Systemzustände und das Systemverhalten verlässlicher zu beschreiben und zukünftige Entwicklungen zu projizieren, bilden die Voraussetzung für nachhaltig gestaltete Infrastrukturen und zukunftsweisende Managementstrategien an den Küsten. Daher kommt der Bereitstellung belastbarer wissenschaftlicher Erkenntnisse über die zu erwartenden morphologischen Veränderungen und ihrer Bandbreiten unter verschiedenen Klimaszenarien eine besondere Bedeutung zu. Ziel ist es, die praktische Arbeit der verantwortlichen Verwaltungen maßgeblich zu unterstützen und damit die Daseinsvorsorge vor dem Hintergrund steigender Risiken ressourcenschonend und nachhaltig sicherzustellen.
Die Förderrichtlinie zielt auf die Erweiterung des Systemverständnisses der komplex interagierenden hydromorphologischen, meteorologischen und biologischen Vorgänge. Unter Berücksichtigung der Auswirkungen von Klimaänderungsszenarien sollen Projektionen von zu erwartenden Systemzuständen und -entwicklungen erfolgen, welche Küstenformen, Bathymetrien und Sedimentbilanzen berücksichtigen und die Bandbreiten der Auswirkungen und deren Unsicherheiten aufzeigen. Die Definition von Referenzzuständen, die Quantifizierung von Sedimentquellen und Senken sowie die Betrachtung von Ökosystemleistungen sollten in die Untersuchungen einfließen.
Damit zielt die Förderung auf die Verbesserung des Risikomanagements an den Küsten mit Blick auf Gefahren, die aus Überflutungen oder Erosion entstehen, aber auch auf verbesserte Ansätze zum Sedimentmanagement, um die Funktionsfähigkeit von Wasserstraßen und Häfen nachhaltig zu gewährleisten.
Um die Förderziele zu erreichen, werden interdisziplinäre Projekte gefördert, die auf Basis der genannten Ziele zu einem verbesserten Verständnis der hydro- und morphodynamischen Vorgänge an Flach- und Steilküsten der Ostsee, in sandigen Küstenbereichen und Watten der Nordsee und in den Ästuaren von Nord- und Ostsee beitragen. Um den Anwendungsbezug der Forschung sicherzustellen, müssen die verantwortlichen und umsetzenden Anwenderinnen und Anwender von Beginn an in die Projektentwicklung einbezogen werden.
Gefördert werden:
1. Forschungsarbeiten zur Prognose der Systemantwort von Flach- und Steilküsten der Ostsee auf unterschiedliche Randbedingungen und Managementmaßnahmen. Dabei sollen folgende Aspekte einzeln oder in Kombination adressiert werden:
- Küstenentwicklungen mit und ohne direkte anthropogene Eingriffe in den Sedimenthaushalt
- Verfügbarkeit von Sedimenten einschließlich Quellen und Senken
- Auswirkungen unterschiedlicher Klimaänderungsszenarien und deren Bandbreiten auf die Küstenentwicklung
- Unsicherheiten der Modellergebnisse im Hinblick auf die Verwendung der Ergebnisse für Entscheidungsprozesse im Küstenschutz
2. Forschungsarbeiten zum Verständnis der morphodynamischen Prozesse sandiger Küsten und Wattbereiche an der Nordsee im Hinblick auf die Auswirkungen von Klimaänderungsszenarien. Dabei sollen folgende Aspekte einzeln oder in Kombination adressiert werden:
- Definition von Referenzzuständen einschließlich der Quantifizierung von Sedimentquellen und -senken
- Auswirkungen unterschiedlicher Klimaänderungsszenarien und deren Bandbreiten auf die Küstenentwicklung
- Unsicherheiten der Modellergebnisse im Hinblick auf die Verwendung der Ergebnisse für Entscheidungsprozesse im Küstenschutz
3. Forschungsarbeiten zum Verständnis der morphodynamischen Entwicklung in Ästuaren der Nord- und Ostsee. Dabei sollen folgende Aspekte einzeln oder in Kombination adressiert werden:
- Möglichkeiten zur Entwicklung der Vorländer in ihrer Funktion als naturbasierte Küstenschutz- und Wasser¬straßeninfrastrukturen
- Auswirkungen unterschiedlicher Klimaänderungsszenarien und deren Bandbreiten auf die Ästuarentwicklung
- methodische Weiterentwicklungen zur Unterstützung eines nachhaltigen Sedimentmanagements
Das Antragsverfahren ist zweistufig angelegt.
In der ersten Verfahrensstufe sind bis spätestens 18. November 2024 zunächst Projektskizzen vorzulegen.
Mit der Abwicklung beauftragt:
Projektträger Jülich, Forschungszentrum Jülich GmbH
Geschäftsbereich Marine und maritime Forschung,
Geowissenschaften und Schifffahrt
Schweriner Straße 44
18069 Rostock
Fachliche Ansprechpartnerin:
Dr. Sigrid Sagert
Telefon: 0381/20356-272
E-Mail: s.sagertspam prevention@ptj.de
Weitere Informationen:
https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/bekanntmachungen/de/2024/08/2024-08-07-Bekanntmachung-Klimawandel.html