Es gab Veränderungen. Die Anreise ist bequemer geworden. Das Hüttennnetz ist gut ausgebaut und dank Saunen ist das Waschen mit warmem Wasser möglich. Zelte müssen nicht mehr mitgeschleppt werden, auch wenn sie heute erheblich leichter wären. Die gefährlichsten Flussdurchquerungen wurden durch Brücken entschärft. Das mag man bedauern, denn ein bisschen „Adventure“ kann nichts schaden. Aber für die ExkursionsleiterInnen ist es doch eine Beruhigung. Ausrüstung und Verpflegung wurden leichter, abwechslungsreicher. Wieder Dr. Drumm: „Ob all die Pülverchen, Sößchen, Würfelchen und Konzentrate an die Bekömmlichkeit des früheren Grundnahrungsmittels, die Haferflocken, heran reichen, das ist eine andere Frage. Aber findige BiologInnen haben es auch immer verstanden, den Speisezettel mit bodenständigen Produkten anzureichern. Pilze und die Beerenauswahl bieten hier ungeahnte Möglichkeiten.“
Anfang der 1970er-Jahre wurde eine Standardroute ausgeknobelt, die alle Besonderheiten der arktischen Lebensräume zeigt. Vieles Nützliche ist auch hinzugekommen. Die Literaturquellen fließen reichlicher, das Internet, der Tübinger Botanische Garten bietet die Möglichkeit, schon bei der Vorbereitung manche charakteristische Pflanze vorzustellen, die man dann im hohen Norden in ihrem ureigenen Lebensraum wieder findet.
Vieles ist sehr ähnlich geblieben. So gibt es bis heute die Standardroute, die „8“, auch wenn inzwischen zuweilen davon abgewichen wird, um dem Massentourismus zu entgehen. Es gibt Tomatenmark, Rei in der Tube (seit 1949), Ritter Sport Schokolade (seit 1912), Gehwol Fußkrem (seit 1882) und – es gab die Erbswurst (seit 1867, inzwischen pleite)! Manches kam dazu: die Pflichtüberraschung (alle bringen etwas für die Gruppe mit, sei es etwa etwas zu essen, zu trinken, ein Spiel, ein Buch zum Vorlesen oder ähnliches) und der „Inoffizielle Wettbewerb des unnützesten Gegenstands“, der seit Jahren und immer noch unangefochten von einer Sternkarte angeführt wird, die eine Exkursion Ende Juli begleitete. Bünning hatte dem Hörensagen zufolge seinerzeit immerhin noch den Stiel seiner Zahnbürste abgesägt, um Gewicht zu sparen. Andererseits gab es sogar mal Melone, Ananas und Sekt im Gepäck…
Aber auch in Lappland verändert sich die Zeit. Hörte man in den 1980er-Jahren vielleicht einmal einen Hubschrauber, weil sich irgendwo jemand verletzt hatte und ausgeflogen werden musste, scheint dieses Verkehrsmittel heute von Touristen zuweilen wie ein Bus benutzt zu werden. Besonders entlang des Kungsleden fällt zunehmend hinterlassener Müll auf, auch wenn in den Hütten auf Müllsammlung und Mülltrennung wert gelegt wird. Es gibt Fahrwege für Geländefahrzeuge, an den Hütten sind Winterparkplätze für Snow-Scooter ausgewiesen. Jeweils im August scheucht eine Firma für Outdoor-Artikel 2000 Leute innerhalb weniger Tage im Wettlauf über die 101 km von Nikkaluokta nach Abisko.