Säugetiere haben ein Fell. Es bedeckt den Körper und isoliert ihn gegen Kälte. Säugetiere sind bekanntlich sehr sozial, und die Fellfärbung hilft ihnen, Artgenossen und Feinde zu unterscheiden, aber auch, sich vor einem bestimmten Hintergrund zu verbergen, so wie ein sandfarbener Fuchs in der Wüste oder ein Eisbär im Schnee.
Reptilien haben Schuppen. Und Vögel haben Federn. Federn lassen sich leicht von Schuppen ableiten, denn es ist bekannt, dass sich Vögel aus den reptilienartigen Dinosauriern entwickelt haben. Federn sind stark modifizierte Dinosaurierschuppen. Der gefiederte Archaeopteryx stellt eine bekannte Übergangsform dar.
Der evolutive Ursprung der Säugetierhaare ist weniger bekannt, da es neben den Knochen und harten Schuppen kaum fossile Abdrücke von Weichgeweben gibt. Unbestritten fossile Abdrücke von Haaren finden sich erst bei Säugern des späten Mitteljuras, wie bei Castorocauda, der vor etwa 220 Millionen Jahren lebte. Ein Säugetiervorfahr mit fossilisiertem Fell ist Spinolestes aus der Kreidezeit, also vor 125 Millionen Jahren. Dieser Nachweis muss jedoch als ein Zustand mit einer langen Evolutionsgeschichte betrachtet werden. In versteinertem Kot aus dem Perm, vor etwa 260 Millionen Jahren, wurden Nahrungsreste gefunden, die haarähnliche Strukturen enthalten. Werfen wir also einen Blick in die Tiefenzeit, die Evolution unserer Säugetiervorfahren, um die Entwicklung des Fells besser zu verstehen.
Die Säugetier- und die Reptilienlinien trennten sich vor mehr als 300 Millionen Jahren voneinander. Die ersten Vorfahren der Säugetiere, die in der Paläontologischen Sammlung in Tübingen einzigartig dokumentiert sind, sahen den Reptilien noch sehr ähnlich. Aber sie hatten eine andere Ernährungsweise: Sie jagten große Beutetiere mit ihren Fangzähnen, während sich die eigentlichen Reptilien ursprünglich von kleinen Chitin-haltigen Tausendfüßern und Insekten ernährten. Reptilien müssen für ihre Beweglichkeit täglich in der Sonne baden. Für das Schnappen nach Tausendfüßern, Spinnen und Insekten reicht diese Energiequelle.
Die Jagd auf große Beutetiere dagegen setzt als Verhaltensweise spontanes Handeln voraus – etwa das Sprinten und Aufspringen auf eine Beute. Auch Ausdauer brauchen Säugetiere während der Jagd und dafür eine konstante Körpertemperatur, die sogenannte Homöothermie, mit hoher Stoffwechselrate. Fell isoliert den Körper der Säugetiere und unterstützt dadurch eine konstante Körpertemperatur.
Die ersten „Experimente“ der Evolution mit der Körpertemperatur fanden bei den Vorläufern der Säugetiere, den frühen Synapsiden, statt. Einige von ihnen entwickelten Segel auf dem Rücken, die von Auswüchsen der Wirbelsäule gestützt wurden. Dank eines dichten Blutgefäßsystems auf der Hautoberfläche konnten diese großen Segel die Sonnenwärme schnell aufnehmen und überschüssige Körperwärme rasch abgeben. Das funktioniert so auch ganz ähnlich bei den großen Ohren der Afrikanischen Elefanten. Doch das Experiment der Evolution mit den Rückensegeln ging bei unseren reptilienartigen Vorfahren nicht auf: Sie starben aus.
Die frühen Vorläufer der Säugetiere hatten noch typische Reptilienschuppen mit einer weniger effizienten Wärmeregulierung. Dies belegen fossile Abdrücke des Bauches von einem ruhenden Tier.