„Das Botschaftergespräch ist eine wunderbare Gelegenheit, sie hierher einzuladen”, begrüßte Rektor Bernd Engler den afghanischen Botschafter Professor Dr. Abdul Rahman Ashraf Anfang November an der Universität Tübingen. Etwa 18 Jahre lang lehrte und forschte der Botschafter am Geologischen Institut der Universität Tübingen, vor sieben Jahren ließ er sich beurlauben, um beim Aufbau Afghanistans zu helfen. Dort war er Rektor der Universität Kabul und Berater des afghanischen Präsidenten. Seit Ende 2010 ist Ashraf afghanischer Botschafter in Berlin.
„Ich habe hier mit dem Herzen gearbeitet und bei meinen Forschungen viel erreicht”, erklärte Ashraf beim Besuch an seiner alten Wirkungsstätte. “Tübingen ist meine zweite Heimat.” Bei seinem Vortrag vor Studierenden zum Thema „Afghanistan: Sicherheit und Stabilität durch nachhaltig wirtschaftlichen Aufbau“ warb er für Verständnis für sein Land. „Wir haben 2001 unter null angefangen“, sagte er. „Nach vierzig Jahren Krieg wussten wir nicht, was Demokratie bedeutet.“ Jetzt habe sein Land eine Verfassung, das Durchschnittseinkommen habe sich verdoppelt, die Schülerzahl sei auf 7,5 Millionen gestiegen, bisher wurde vier Mal demokratisch gewählt. „Natürlich gab es dabei auch Fehler“, erklärte Ashraf. „Aber Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.“
Besonders dankbar ist Ashraf für die Hilfe des Auslandes: „Die Hilfe der deutschen Helfer hat einen Sinn: Sie dient dem Weltfrieden. Wir bedauern alle, die ihr Leben gelassen haben.“ Für die Zukunft bat er um Geduld, er setzt vor allem auf Bildung und darauf, dass Arbeitsplätze geschaffen werden sollten.
Auch der spanische Botschafter in Berlin, Rafael Dezcallar de Mazarredo, sieht in der Schaffung von Arbeitsplätzen für sein Land einen Weg aus der Eurokrise. Er war Ende November als Gast der Tübinger Botschaftergespräche an die Universität gekommen. „Wir können nicht alleine aus dieser Krise herauskommen“, sagte er. Dabei wolle Spanien der deutschen Leitlinie folgen.
„In Spanien wird es nicht als unangemessen empfunden, dass Deutschland in der Finanzkrise eine Führungsrolle übernimmt“, erklärte der Botschafter. Im Gegenteil dazu werde dies sogar begrüßt. Rafael Dezcallar de Mazarredo hielt einen Vortrag zum Thema „Spanien, Deutschland und Europa“ und stellte dabei klar, dass sich die Beziehungen Spaniens zu Deutschland in den letzten Jahren intensiviert hätten: „Die Mentalität der Menschen ist sehr ähnlich“, sagte er.
Simona Steeger-Przytulla