„Forschung und Lehre sind und bleiben die Hauptaufgaben einer Universität. Gute Forschung und Lehre gedeihen aber nur in objektiver Sicherheit und mit Studierenden und Dozenten, die sich sicher fühlen“, erklärt Professor Dr. Rüdiger Wulf, Honorarprofessor am Institut für Kriminologie der Universität Tübingen, den Hintergrund des Symposiums für Hochschulsicherheit, das im Februar im Großen Senatssaal der Universität stattfand. Dr. Andreas Rothfuß, der Kanzler der Universität Tübingen, hatte gemeinsam mit dem Institut für Kriminologie zu der zweitägigen Veranstaltung eingeladen. Themenschwerpunkte waren Ethik und Sicherheit, kommunale und universitäre Kriminalprävention sowie spezielle Aspekte der Hochschulsicherheit. Zu den rund 50 Teilnehmern zählten Wissenschaftler, die sich mit Sicherheitsfragen befassen, sowie Personen an Hochschulen, zu deren Verantwortungsbereich die Sicherheit zählt, wie etwa die Kanzler einer Universität. Boris Palmer, Oberbürgermeister der Stadt Tübingen, beschäftigte sich unter dem Titel „UniverCity Tübingen: Tübingen ist eine Universität“ mit kommunaler und universitärer Kriminalprävention. Er berichtete über die Aktivitäten und Maßnahmen der Stadt in diesem Bereich.
Professor Dr. Hans-Jürgen Kerner, Emeritus des Instituts für Kriminologie, stellte die Tübinger Sicherheitsstudie vor. Das Rektorat hat die Tübinger Kriminologen Professor Dr. Hans-Jürgen Kerner, Professor Dr. Jörg Kinzig und Professor Dr. Rüdiger Wulf im August 2010 mit der Studie beauftragt. Neben der Auswertung von Statistiken und eines Pressespiegels ist eine sogenannte „Hellfeld“-Studie zur Kriminalität an der Universität Tübingen Teil des Projekts, die sich auf die bei der Polizei bekannt gewordenen Delikte stützt. Außerdem sind zwei Onlinebefragungen von Studierenden und Mitarbeitern der Universität vorgesehen. Die Studie soll zunächst als Instrumentarium dienen, mit dem Sicherheit und Sicherheitsgefühl an Hochschulen zuverlässig messbar gemacht werden sollen. Anschließend sollen erste Befunde zur Situation in Tübingen vorgelegt und Vorschläge für Präventionsmaßnahmen entwickelt werden. Das Projekt wird voraussichtlich bis März 2013 abgeschlossen. „Unsere Auswertung zu den bei der Polizeidirektion Tübingen bekanntgewordenen Straftaten an der Universität Tübingen zeigt bereits, dass die Hochschule sicher ist. Der Kanzler möchte dies bewahren und ausbauen“, so Rüdiger Wulf.
Wissenschaftler aus Bochum, Zürich und Darmstadt widmeten sich im Rahmen des Symposiums speziell sexuellen Delikten und dem Bedrohungsmanagement an Hochschulen. „Wissenschaftler der TU Darmstadt und der ETH Zürich haben festgestellt, dass an Hochschulen immer wieder Bedrohungsfälle vorkommen und dass hier Bedrohungsmanagement-Teams deeskalierend wirken und die Universitätsleitung über geeignete Schritte beraten können“, erläutert Rüdiger Wulf. An der Universität Tübingen wird derzeit eine Kommission „Gewaltprävention Universität Tübingen“ etabliert, die solche Fälle bearbeiten soll.
Johannes Baral