06.11.2013 - Dr. Ursula Quatember (Wien / Regensburg)
Der Hadrianstempel – Hadrians Tempel?
Archäologische und bauhistorische Untersuchungen an der Kuretenstraße in Ephesos.
Das zumeist als Hadrianstempel bezeichnete Gebäude aus der römischen Kaiserzeit an der Kuretenstraße in Ephesos ist – nicht zuletzt aufgrund des im Jahr 1957/58 durchgeführten Wiederaufbaus – eines der bekanntesten Monumente von Ephesos. Seit seiner Entdeckung sind mehr als 50 Jahre vergangen. Fragen zu Chronologie, Funktion und Rekonstruktionsdetails sind in dieser Zeit von der Forschung zwar vielfach und kontrovers diskutiert, aber nicht endgültig gelöst worden. Die ursprüngliche Interpretation als Neokorie-Tempel für Kaiser Hadrian wird heute hingegen weitgehend abgelehnt.
Von 2009 bis 2012 wurde am Österreichischen Archäologischen Institut ein Projekt durchgeführt, das eine umfassende Neuuntersuchung des Gebäudes zum Ziel hatte (FWF-Projekt Nr. P-20947-G02) und dessen Ergebnisse kurz vor der Publikation stehen. Im Vortrag stehen Überlegungen zur Funktion und Nutzung des Gebäudes im Vordergrund. Von besonderer Bedeutung ist dabei der übergreifende Forschungsansatz, der Architektur, Ausstattung und Inschriften in die Gesamtinterpretation einbezieht. Alle diese einzelnen Elemente der Untersuchung tragen zu einem facettenreichen Bild bei, das unser Verständnis für das Kult- und Festwesen im Kleinasien der römischen Kaiserzeit bereichert und eine neue Interpretation des Tempels an der Kuretenstraße ermöglicht.