Forschungskolloquium

Mittwochs, 18 c.t. Seminarraum 165, Schloss Hohentübingen

22.04.2015 - Francisco J. Núñez Calvo (Zaragoza)

Key elements to understand the Phoenician metropolitan ceramic repertoire.

Many times, connections between colonial and metropolitan Phoenician ceramics are not as straight forward as they should be. This situation could possibly be explained by the frequent misunderstanding of the sequential nature of the metropolitan repertoire as well as the circumstances that affected its evolution and its chronology.

Therefore, based on first hand evidence, especially the ceramic register of Lebanese sites such as al-Bass (Tyre) and Beirut, the aim of this speech would be to analyze the nature of the metropolitan Phoenician ceramic repertoire. The focus will be centered on those key typological, sequential and chronological aspects, which may help to understand the character of the Phoenician ceramics recovered in colonial contexts.

29.04.2015 - Dr. Wolfgang Filser (Berlin)

Neue Forschungen zur Luxusvilla von Capo di Sorrento

Die Meeresvilla von Kap Sorrent, deren Hauptnutzungsphase grob in das mittlere 1. Jh. v. Chr. bis zum Ende des 1. Jhs. n. Chr. datiert, spielt seit langem eine wichtige Rolle bei der Erforschung der römischen Villegiatur an der Küste Kampaniens und im wissenschaftlichen Diskurs zur Architektur und Bedeutung der römischen Luxusvillen im Allgemeinen. Eine detaillierte Untersuchung des vorhandenen Baubestandes steht dennoch ebenso aus, wie eine auf Ausgrabungsbefunden basierende genauere chronologische Einordnung der Villa. Das seit September 2014 laufende Projekt der Humboldt-Universität hat sich zum Ziel gesetzt diese Lücke zu schließen.

06.05.2015 - Prof. Dr. Esen Ogus (Texas / München)

Erasing the Past, Building the Future: A Late Antique Fountain of Spolia at Aphrodisias

A tetrastyle fountain façade was excavated in 1904 at Aphrodisias in Caria, but remained unstudied till now. The fountain was built in late antiquity entirely out of spoliated material, including the pediment of a sacred building dedicated to Aphrodite. The intercolumniations were decorated with parapets representing Gigantomachy from an unknown High Imperial building. This paper shows the late antique practice of transforming ancient monuments in Asia Minor, and discusses the implications for the changing urban space and culture.

13.05.2015 - Dr. Gabriele Rasbach (Frankfurt)

Waldgirmes – Urbanisierung als Programm

Zwischen 1994 und 2009 wurde im hessischen Waldgirmes ein Fundplatz archäologisch untersucht, der eine neue Sicht auf die augusteische Okkupationszeit in der Germania und die Vorgehensweise der Römer in neu eroberten Gebieten eröffnet hat. Es handelte sich nicht um das erwartete römische Militärlager sondern um eine zivile Siedlung, die nur etwa 20 Jahre bestand. Herausragend war die Untersuchung eines 11 m tiefen Brunnens, von dessen Sohle ein lebensgroßer, vergoldeter Pferdekopf aus Bronze geborgen wurde. In Waldgirmes konnten die Gründung einer römischen Zivilsiedlung, ihr Ausbau mit einem mächtigen Verwaltungsgebäude, die Errichtung eines Abbilds des Kaisers Augustus, seine Zerschlagung bis hin zum Recycling der Bronze verfolgt werden. Die Ergebnisse der Ausgrabungen erlauben eine neue Sicht auf Kelten, Kelto-Germanen und Römer sowie die Ereignisgeschichte während der Eroberungsphase in der Germania zwischen 12 v. Chr. und 16 n. Chr.

03.06.2015 - Dr. Markus Scholz (Mainz)

Das Gräberfeld von Frankfurt-Zeilsheim

Das Gräberfeld von Frankfurt-Zeilsheim gehört zu den wenigen vollständig und modern ausgegrabenen Nekropolen eines römischen Gutshofs. Die Gräber überragte ein stattliches Mausoleum, von dem über 500 Trümmer in situ gefunden wurden. Mit 3D-Technologie konnte das Denkmal rekonstruiert werden. Nur selten ist Grabarchitektur im Kontext der Gräber überliefert, im Limesgebiet sogar erstmals. Interdisziplinäre Untersuchungen zum Verhältnis mediterraner Repräsentationsformen (Grabbau) und zu privatem Grabritus (Gräber) lassen weitreichende Rückschlüsse auf den sozialen und kulturellen Hintergrund einer Familie der provinzialen Oberschicht zu. Um 200 n. Chr. wurde das Grabmal offenbar gewaltsam zerstört und eingeebnet. Der Befund bietet Anlass, archäologische Befunde vor dem Hintergrund des Grabrechts und der politischen Situation jener Jahre zu reflektieren.

10.06.2015 - PD Dr. Ralf Krumeich (Bonn)

Tempel „immerwährender Jugend“ und „Statuen wie Schauspieler“. Zur statuarischen Ausstattung der Akropolis von Athen in Hellenismus und römischer Kaiserzeit

In der römischen Kaiserzeit galt Athen als Inbegriff des „wahren und unverfälschten Griechenland“, dessen kulturelle Identität nicht zuletzt auf der Akropolis besonders gepflegt wurde. Neuere Forschungen haben darüber hinaus spezifische Formen der statuarischen Ehrung bedeutender Repräsentanten Roms deutlich werden lassen.

17.06.2015 - Patrick Reinard, M.A. (Marburg)

Von schlechten Münzen und guten Preisen. Papyrusbriefe als geld- und wirtschaftsgeschichtliche Quellen

Papyrusbriefe erlauben einen ungefilterten Blick in das Alltagsleben bzw. in die Kommunikation über das Alltagsleben im kaiserzeitlichen Ägypten. Zahlreich sind die Informationen über ökonomische Themen (Landwirtschaft, Warenverkehr etc.), insbesondere das stete Kommunizieren über Preisentwicklungen sowie den Umgang mit Münzgeld sollen in dem Vortrag behandelt werden.

24.06.2015 - Prof. Dr. Monika Trümper (Berlin)

Morgantina unter römischer Herrschaft: eine Stadt in der Krise?

Die sizilische Stadt Morgantina erlebte im 3. Jh.v.Chr. eine ungeahnte Blüte, die sich in umfassender öffentlicher wie privater Bautätigkeit manifestierte. 211 v.Chr. wurde die Stadt von den Römern erobert und spanischen Söldnern übergeben. Die „römische“ Phase der Stadt wurde in der Forschung lange als dramatischer Niedergang und Verfall gedeutet und vernachlässigt, hat aber in jüngster Zeit verstärktes Interesse gefunden. Ziel des Vortrags ist, die „römische“ Phase der Stadt nach 211 v.Chr. unter methodischen wie archäologischen Gesichtspunkten neu zu bewerten, basierend auf einer Synthese neuester publizierter Forschungen und ersten Ergebnissen laufender Grabungen (South Baths and West Sanctuary Project 2013/2014, http://morgantina.org/). Im Mittelpunkt stehen ausgewählte Monumente, darunter die Agora, öffentliche Badeanlagen, Heiligtümer und Wohnhäuser, die im Hinblick auf mögliche signifikante Veränderungen in Architektur, Funktion und Nutzern nach 211 v.Chr. analysiert werden. Der Vortrag versteht sich als archäologischer Beitrag zu einer deutlich differenzierteren Bewertung des römischen Siziliens, wie sie vor allem in der althistorischen Forschung schon seit längerer Zeit eingefordert und auch geliefert wird.

01.07.2015 - Megan Goldman-Petri, M.St. (Princeton/München)

Reditus, freistehende Altäre, und die frühe Verehrung von Augustus in Rom

In den Res Gestae (11-12) schreibt Augustus selbst, dass zwei Altäre, die Ara Fortunae Reducis und die Ara Pacis Augustae, zur Feier seiner Rückkehr aus dem Osten 19 v. Chr. beziehungsweise aus Spanien und Gallien 13 v. Chr. vom Senat aufgestellt wurden. Obwohl diese Altäre herkömmlich als triumphale Denkmäler verstanden werden, spreche ich mich in diesem Vortrag für ihren Zusammenhang mit der Entwicklung eines neuen Rückkehrrituals aus, das sich auf das persönliche und leibliche Wohl des Kaisers (salus und valetudo) statt auf den militärischen Sieg konzentrierte. Aus diesem Grund stellen die Altäre zwei der frühesten, speziell für die Verehrung des lebendigen Kaisers aufgestellten Monumente in Rom dar. Durch eine Untersuchung der topographischen Kontexte der Altäre möchte ich zeigen, wie die beginnende Verehrung des Kaisers in der städtischen Struktur der Hauptstadt lesbar gemacht wurde.

08.07.2015 - PD Dr. Martin Tombrägel (Leipzig)

Neue Einblicke in die Besiedlungsgeschichte des Suburbiums von Rom: Ausgrabungen der Villa Metro Anagnina

Die Baugeschichte der Villa Metro Anagnina aus dem südöstlichen Suburbium Roms kann vom 3. Jh. v. Chr. bis in die frühe Kaiserzeit hinein verfolgt werden. In diesem Zeitraum wird die Anlage von einem mittelrepublikanischen Gutshof in mehreren Bauphasen zu einer typischen römischen Villa Rustica umgebaut. Damit ist ein aktualisierter Zugriff auf bedeutsame Fragestellungen der archäologischen Villenforschung möglich. Im Rahmen des Vortrags werden die neuen Ausgrabungsergebnisse auf die Fragen nach der Genese der Bauform „Villa“ und der Besiedlungsgeschichte der Region angewendet.

15.07.2015 - Prof. Dr. Ortwin Dally (Rom)

Frühgriechische Kolonisation im nordöstlichen Schwarzmeerraum

Im Zentrum des Vortrages steht die sog. große griechische Kolonisationsbewegung, die in der 2. Hälfte des 7. Jhs. v. Chr. auch den nordöstlichen Schwarzmeerraum erreichte. Ein besonderer Fokus liegt dabei - ausgehend von den Ergebnissen deutsch-russischer Grabungen des Deutschen Archäologischen Instituts, des Instituts für Archäologie der russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau sowie der Don-Archäologischen Gesellschaft Rostov am Don - auf dem frühgriechischen Handelsstützpunkt von Taganrog an der Mündung des Don in das Asovsche Meer vor dem Hintergrund der kulturgeographischen und kulturgeschichtlichen Entwicklung des Dondeltas in der frühen Eisenzeit.