Forschungskolloquium

Mittwochs, 18:15 Uhr im Ernst von Sieglin Hörsaal, Schloss Hohentübingen

24.10.2018 Prof. Dr. Andrew Stewart (Berkeley)

Divine Epiphany and Human Cultural and Technological Evolution on the Hephaisteion

Although the Hephaisteion is the best preserved of all Greek temples, its sculptural kosmos still holds many secrets. This lecture presents some conclusions from four years of work on its metopes, friezes, pediments, and akroteria, in the context of a long-term campaign to identify, catalogue, research, and publish the Classical and Hellenistic architectural and free-standing sculptures of the Athenian Agora.

31.10.2018 Dr. Antonino Crisà (Warwick)

Small monetiform objects in Roman Sicily: tokens and local cults

Token Communities in the Ancient Mediterraneanis an ongoing research project, funded by the European Research Council and carried out by the University of Warwick. The project seeks to assess the production of monetiform objects (the so-called tesserae or tokens) and their role in ancient societies. This is a subject which has been previously neglected by scholars and needs further investigations.

As a Research Fellow within the project, my role is to analyse the production of tokens in Hellenistic and Roman Sicily, studying sets of finds ‘rediscovered’ in Sicilian museums. The scope of my talk is to outline the results of my research, presenting a selection of case studies relevant to the Palermo and Messina provinces, assessing archaeological, iconographic, numismatic and historical sources at the same time. In particular, such data help us to better understand local religion, cults, traditions and civic life in the provincia Sicilia.

07.11.2018 PD Dr. Charlotte Schreiter (Bonn)

Weiße Götter — bleiche Geister. Perspektiven auf Abgüsse

Abgüsse scheinen in der archäologischen Lehre unverzichtbar. Schon seit einigen Jahrzehnten arbeitet man vielerorts daran, Sammlungen neu zu ordnen, sie besser aufzustellen und darüber hinaus auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nicht selten spielt dabei ein wehmütiger Blick ins 19. Jahrhundert eine Rolle, als Abgüsse von Antiken im kulturellen Diskurs fest verankert waren. Welchen Vorgaben folgten Institutionen und Kustoden bei der Zusammenstellung von Sammlungen? Welchen Restriktionen sahen sie sich gegenüber? Wie etablierten sie die Sammlungen in der Öffentlichkeit? Welche Auswirkungen hat all dies auf heutige Bestrebungen? Vor allem aber: wann und warum gerieten sie ins Abseits? Der Vortrag gibt einen Einblick in die Geschichte von Abgüssen und Sammlungen im deutschen Sprachraum zwischen dem späten 18. und dem frühen 20. Jahrhundert. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Rahmenbedingungen von Herstellung, Handel, Erwerb und Sammlung.

14.11.2018 Prof. Dr. Achim Lichtenberger (Münster)

Neue Forschungen in Gerasa/Jerash. Das Danish-German Jerash Northwest Quarter Project

Seit 2011 unternimmt ein dänisch-deutsches Team geleitet von Achim Lichtenberger (Universität Münster) und Rubina Raja (Universität Aarhus) Feldforschungen im Nordwestquartier von Gerasa/Jerash in Jordanien. Die Ausgrabungen haben wichtige neue Erkenntnisse zur Siedlungsgeschichte dieser bedeutenden Stadt der Dekapolis erbracht. Erkenntnisse, die nicht nur die römische Urbanistik, sondern auch den Übergang von der byzantinischen zur umayyadischen Zeit sowie die Erdbebenzerstörung 749 n. Chr. betreffen. Das Projekt zeichnet sich durch den Einsatz diverser naturwissenschaftlicher Methoden aus, deren Ergebnisse im Vortrag thematisiert werden.

09.01.2019 Prof. Dr. Heide Frielinghaus (Mainz)

Zornige alte Herren, liederliche junge Männer — Komödie in kaiserzeitlichen Wohnkontexten

Die im griechischen Kulturbereich entwickelte Komödie war für die Römer der Späten Republik und der Kaiserzeit Bestandteil der Unterhaltung, Zeichen höherer Bildung und Element repräsentierender Selbstinszenierung. In Wohnkontexten finden sich bildliche Darstellungen in Gestalt von Theaterrequisiten, einzelnen Schauspielern oder gar ganzen Szenen aus bestimmten Theaterstücken. Während letztere wenig überraschend vor allem in der Flächenkunst - wie z.B. Reliefs, Wandmalerei oder Mosaik - auftreten, waren einzelne Schauspieler vor allem Gegenstand der Rundplastik, wobei es sich in der Regel um kleine, nur wenige cm hohe Figürchen aus Ton oder Bronze handelt, größere Statuetten oder gar Statuen bilden eine Ausnahme. Solche Werke repräsentierten als Ideenträger zugleich die Geisteshaltung und das kulturelle Ambiente des Hausbesitzers, wobei einzelne Darstellungen oft mehrere Assoziationsanreize boten.

16.01.2019 Prof. Dr. Martin Langner (Göttingen)

Computergestützte Maßvergleiche an antiker Skulptur

Genaue 3D Scans antiker Skulptur ermöglichen z.B. auf statistischem Wege einen computergestützten Maßvergleich (Shape Comparison) und können Werkstattprozesse aufdecken. So lässt sich z.B. ermitteln, ob Terrakotten aus derselben Form genommen worden sind. Auch haben wir überprüft, wie genau unsere Gipsabgüsse die abgeformten Originale wiedergeben oder wie stark z.B. skulptierter Architekturschmuck untereinander maßgleich ist. Die römische Idealplastik arbeitet sehr stark mit Kopien nach griechischen Originalen, und auch die Kaiserporträts wurden im Kopierverfahren hergestellt. Ein genauer Vergleich der 3D Scans bietet nun die Möglichkeit, diese Prozesse noch genauer zu fassen und in Hinblick auf die relevanten Faktoren antiker Wahrnehmung zu analysieren.

23.01.2019 Prof. Dr. Katharina Lorenz (Gießen)

Das römische Gruppenporträt

Der Beitrag konzentriert sich auf die Medialität der dynastischen Gruppenporträts der römischen Kaiserzeit wie sie sich in Figurenkonstellation, Bildsyntax und performativer Ausgestaltung konkretisiert. Im Fokus stehen Fallbeispiele aus iulisch-claudischer und antoninischer Zeit, um in dieser diachronen Sicht charakteristische Muster und wesentliche Entwicklungslinien in der Wirkungsweise dieser Monumente herauszuarbeiten. Die Untersuchung stützt sich auf erste Ergebnisse des Projekts ReGroup – Graph-based analysis of figure groups in the Roman imperial period, das Katharina Lorenz derzeit in Kooperation mit Dr. Andreas Kuczera (Akademie der Wissenschaften und Literatur, Mainz) durchführt.

30.01.2019 Prof. Dr. Rolf Stucky (Basel)

Das sidonische Heiligtum des Eschmun und der Astarte — Altes und Neues

Nördlich der phönizischen Metropole Sidon, der libanesischen Hafenstadt Saida, liegt das extraurbane Heiligtum des Heilgottes Eschmun und der Liebesgöttin Astarte. Im späten 7. Jahrhundert v. Chr. an der Quelle Yldal gegründet, erlebte es im frühen 4. Jahrhundert v. Chr. seinen Höhepunkt: Auf einem 30 m hohen Podium erhob sich ein vollständig aus pentelischem Marmor errichteter Tempel ionischer Ordnung mit orientalischer Innenarchitektur. Die Votive in Gestalt kauernder und sitzender Kinder folgten in Ikonographie, Stil und Material ebenfalls griechischem „Trend“; die zugehörigen Votivinschriften sind allerdings alle in phönizischer Sprache abgefasst. Nachdem während des libanesischen Bürgerkriegs nahezu alle Skulpturen „verschwunden“ waren, stellen uns fünf im Frühling 2018 nach Beirut zurückgekehrte Statuen vor unerwartete Fragen der Interpretation.

06.02.2019 Dr. Eva-Maria Mohr (Cottbus)

Die Entwicklung der Stadt Assos in vorrömischer Zeit

Beinahe 130 Jahre nach den Forschungen des American Institute of Archaeology in Assos unter Joseph T. Clarke, Francis H. Bacon und Robert Koldewey, begann im Jahr 2010 das von der DFG geförderte Projekt ›Die Entwicklung der Stadt Assos von den Anfängen bis in römische Zeit‹ Das südtroische Assos – eine Kolonie der aiolischen Polis Methymna auf Lesbos – wurde in der Vergangenheit vor allem für seine hellenistischen Agorabauten, die Stadtmauern, den eklektizistischen spätarchaischen Athenatempel und die Gräber der Westnekropole zitiert. Nachdem die Morphologie der Siedlung(en) am Berg von Behram jedoch unbekannt war, stehen seit 2010 archäologische und bauhistorische Studien zur Stadtbefestigung, Akropolisbebauung, Agora-Südhalle sowie die Analyse der Siedlungsentwicklung im Fokus. Dabei widmet sich das Projekt der BTU Cottbus-Senftenberg in Kooperation mit der Onsekiz Mart Üniversitesi Çanakkale dezidiert Fragen der städtischen Physiognomie im Kontext von Region und Geschichte und führt in diesem Zusammenhang seit acht Jahren Vermessungsarbeiten, Reinigungen und Grabungen im gesamten Stadtgebiet durch. Der Vortrag soll einen Überblick zum aktuellen Forschungsstand bieten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den vorrömischen Siedlungsphasen.