Dozent: Prof. Dr. Rainer Berkemer
Ziel dieses Kurses ist es, wesentliche Begriffe aus der volkswirtschaftlichen Theorie zu klären, damit dann im weiteren Verlauf auch aktuelle wirtschaftspolitische Themen von den Kollegiaten kompetent diskutiert werden können.
Im ersten Semester werden aus den beiden Bereichen der VWL, der Mikro- sowie der Makroökonomie, ausgewählte Kapitel aus dem Lehrbuch von Peter Bofinger behandelt. Damit kann ein Verständnis der Arbeitsteilung sowie der grundsätzlichen Funktionsweise von Märkten erreicht werden. Den Marktpreisen, die eine Signal- und Anreizfunktion haben, kommt eine Schlüsselrolle in der Mikroökonomie zu. Aus dem Bereich der Makroökonomie sind zunächst die Kapitel zu betrachten, die eine Definition der Zielgrößen vornehmen. Was ist das Bruttoninlandsprodukt (BIP) und wie kann es berechnet werden? Zentral ist das Verständnis des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts. Erst wenn Begriffe wie Leistungsbilanz, Handelsbilanz, Kapitalbilanz, etc. sauber definiert sind, haben wir eine verlässliche Grundlage, um später etwa die Begründungen von Trump für seine Zollpolitik auseinanderzunehmen.
Nach je zwei Theorie-Sitzungen können dann einzelne Konzepte kritisch hinterfragt werden: Hatte die internationale Arbeitsteilung zu viele „Verlierer“ als Konsequenz und wie sind die aktuellen Tendenzen einer De-Globalisierung vor diesem Hintergrund zu bewerten. Sind Markteingriffe (etwa Gaspreisdeckel oder Mietenbremse) die richtige Antwort, oder was würden Ökonom:innen eher empfehlen. Wichtig sind auch umweltökonomische Fragestellungen, etwa ob CO2 besteuert werden soll oder ob CO2-Zertifikate die bessere Alternative sind, und generell kann gefragt werden: Muss das BIP eigentlich immer weiterwachsen? Welche Alternativen gäbe es?
Im zweiten Semester befassen wir uns zunächst mit Finanzmärkten auf der Grundlage eines Buches von Admati und Hellwig. Dabei ist dringend zu klären, was Banken von anderen Unternehmen unterscheidet. Warum ist für diese das Arbeiten mit sehr viel Fremdkapital (Ökonomen sprechen vom „Leverage“- oder Hebel-Effekt) so besonders relevant? Müssen Banken so hoch verschuldet sein oder wollen sie dieses nur – und wenn ja, warum? Und was folgt daraus für die Stabilität des Finanzsystems?
Das Thema Schuldenbremse wird auch nicht zu vermeiden sein. Entgegen anderen Wahlkampfversprechungen wurden nun bewusst massive Defizite für „Verteidigung und Infrastruktur“ in Kauf genommen. Auch wenn die Schuldenquote der BRD noch vergleichsweise überschaubar ist, können Auswirkungen auf die Stabilität des Finanzsektors nicht ausgeschlossen werden, denn zum einen halten fast alle Geschäftsbanken Staatsanleihen, weil dies vermeintlich „sichere Papiere“ sind während umgekehrt die Staaten wieder für Banken garantieren. Insbesondere die Bonität amerikanischer Staatsanleihen und die dominante Rolle des US-Dollar werden vor dem Hintergrund von Trumps Zollpolitik massiv in Frage gestellt.
Referenzen:
Bofinger, Peter: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre: Eine Einführung in die Wissenschaft von Märkten, 5. aktualisierte Auflage, München 2020.
Admati, Anat & Hellwig, Martin: The bankers' new clothes : what's wrong with banking and what to do about it, Princeton N.J. 2013.
Kenneth Rogoff: Our Dollar, Your Problem. An Insider’s View on Seven Turbulent Decades of Global Finance, and the Road Ahead, Yale University Press, 2025.
Ergänzend:
Coase, Ronald: The Problem of Social Cost, Journal of Law and Economic, 1960.
Höfgen, Maurice: Mythos Geldknappheit : Modern Monetary Theory oder warum es am Geld nicht scheitern muss, Stuttgart 2020.
Stephen Miran: A User’s Guide to Restructuring the Global Trading System, November 2024.