Uni-Tübingen

Reihen, Monographien, Sammelbände

Wenn Sie eine Publikation in der Reihe Andere Ästhetik – Koordinaten (AÄK) oder in der Reihe Andere Ästhetik – Studien (AÄS) planen, erfahren Sie unter  Aufnahmekriterien mehr. Detaillierte Vorgaben zur Texteinrichtung finden Sie im Stylesheet.

Norm und Diversität. Ästhetisches Aushandeln in der Vormoderne

Hg. von Sarah Dessì Schmid und Sandra Linden
De Gruyter | 2024 [im Druck]
Andere Ästhetik. Koordinaten 4

Abstract: Der Band zielt darauf, vormoderne Phänomene von Norm und Abweichung als dynamische Situationen eines Aushandelns des Ästhetischen und als ein ästhetisches Aushandeln zu betrachten. Zwar zielt jede Formulierung einer Norm auf Allgemeingültigkeit, zugleich existiert aber eine Pluralität von Normen und wird ihr Geltungsanspruch durch eine vielfältige Praxis reflektiert und immer wieder neu zur Diskussion gestellt. Die Beiträge dokumentieren die Diskussionen um den Querschnittsbereich „Norm und Diversität" des Tübinger Sonderforschungsbereichs 1391 Andere Ästhetik.


Andere Ästhetik meets Andere Ästhetik. Visualisierungen von Antiken nördlich der Alpen in der frühneuzeitlichen Druckgraphik

Hg. von Laura Di Carlo, Johannes Lipps, Anna Pawlak und Daniel R. F. Richter
De Gruyter | 2024
Andere Ästhetik. Studien 5

Abstract: Ausgehend von der kulturellen Relevanz, welche antiken Artefakten in der Frühen Neuzeit zukam, widmet sich der interdisziplinäre Band jenen druckgraphischen Werken, die ab dem 16. Jahrhundert in intensiver künstlerischer Auseinandersetzung mit den römischen Altertümern nördlich der Alpen entstanden. Aus einer archäologisch-kunsthistorischen Perspektive fokussieren die Autor:innen gezielt jene komplexen ästhetischen Strategien der Druckgraphiken, in denen sich in einem dynamischen Spannungsfeld von Vergangenheit und Gegenwart, von ‚Eigenem‘ und ‚Fremdem‘ sowie von Imagination und Wirklichkeit das historische Wechselverhältnis zwischen Formen der Identitätsstiftung und der künstlerischen Praxis manifestiert. In diesem Kontext analysieren die Beiträge exemplarisch sowohl die unterschiedlichen Strategien der Visualisierung nordalpiner Antiken als auch die differenzierten Prozesse ihrer Transformation und programmatischen Aneignung.

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Personifikationen als ästhetische Reflexionsfiguren. Studien zu Sangspruch und Totenklagen

Julia Fischer
De Gruyter | 2024
Andere Ästhetik. Studien 6

Abstract: Personifikationen sind in der mittelhochdeutschen Literatur ein überaus beliebtes und divers eingesetztes Stilmittel. Diese Beliebtheit gründet sich in einer Darstellungsvielfalt, die, so die These, vornehmlich durch ihr Handeln begründet ist. Dieses wird als Scharnierstelle verstanden, über das die Darstellung von Personifikationen reflektiert, variiert und unterschiedlich komplex inszeniert wird. Personifikationen sind in der Nähe von Allegorie und Metapher zu verorten. Sie beruhen auf metaphorischen Basisprozessen und können im Einzelfall zu einer Allegorie ausgeformt werden. Dadurch ist das Stilmittel als uneigentliches Sprechen zu verstehen, das es zum Ziel hat, Sachverhalte evident zu machen und implizit ein Verständnis vom Stilmittel selbst zu verhandeln: Mittels Personifikationen kann nicht nur erzählt werden, in ihrer Verwendung wird von einem Verständnis des Stilmittels selbst erzählt. Diese Überlegungen lassen sich besonders an pragmatisch orientierten Gattungen aufzeigen, die einen lebensweltlichen Bezug haben. Aus diesem Grund bieten sich Sangspruch und Totenklage als abgeschlossene Kleinformen an, da sie einen besonders variablen Umgang mit der Personifikation pflegen und so erlauben, ästhetische Reflexionen zu erfassen.

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Freiheit der Kunst. Genealogie und Kritik der ästhetischen Autonomie

Jörg Robert
De Gruyter | 2024
Andere Ästhetik. Studien 7

Abstract: Ist die Kunst frei? Wo liegen die Grenzen dieser Freiheit? Was bedeuten Schlagworte wie ‚ästhetische Autonomie‘ bzw. ‚Autonomieästhetik‘, die derzeit etwa in den Debatten um die so genannte ‚Cancel culture‘ diskutiert werden? Das Buch sucht Antworten auf solche Fragen, indem es Ursprung und Geschichte des Konzepts ‚ästhetische Autonomie‘ untersucht. Gezeigt wird, wie sich um 1800 aus vormodernen Einzelmotiven ein locker zusammenhängender Diskurs ausbildet, der sowohl ‚autologische‘ (Genie, Werk, Form) als auch ‚heterologische‘ Aspekte (Funktionen der Kunst) umfasst. Unter dem Eindruck des Freiheitsbegriffs formieren sich die seit der Antike bekannten Motive zu einer ‚ästhetischen Reflexionsfigur‘, die erst im polemischen Rückblick – v.a. in der Kritischen Theorie (Adorno) – als systematische ‚Autonomieästhetik‘ erscheint. Die Studie unternimmt auf der Grundlage des praxeologischen Ansatzes des SFB 1391 (‚Andere Ästhetik‘) den ersten Versuch, das Konzept ‚ästhetische Autonomie‘ historisch wie systematisch umfassend zu bestimmen. Mit ihrem interdisziplinären Ansatz wendet sie sich an Forschende in den historischen Philologien sowie in Kunst- und Musikwissenschaften, aber auch an eine interessierte Medienöffentlichkeit.

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Beten in Mainz. Religion als Herausforderung in der Geschichte der Stadt

Hg. von Nina Gallion und Johannes Lipps
Nünnerich-Asmus Verlag & Media | 2023

Abstract: Im Lauf seiner 2.000-jährigen Stadtgeschichte war Mainz durch unterschiedliche Religionen geprägt. In der Antike wurden keltische Gottheiten, orientalische Götter und römische Herrscher angebetet, während der frühchristliche Glaube seit dem 3. Jahrhundert Fuß fasste. Im Mittelalter avancierte die Stadt zu einem der geistlichen Zentren im römisch-deutschen Reich und beherbergte zugleich eine der ältesten jüdischen Gemeinden. Als SchUM-Stadt gehören Mainz und seine jüdische Gemeinde zum UNESCO-Weltkulturerbe. Selbst in der konfliktreichen Reformationszeit behauptete sich der Katholizismus, dessen ungebrochene Tradition Mainz im 19. Jahrhundert zu einer besonders vatikantreuen Hochburg machte. Spätestens während des Ersten Weltkrieges hielt mit den muslimischen Soldaten aus dem Maghreb auch der Islam Einzug in der Stadt. Der Band nähert sich den zahlreichen religiösen Herausforderungen im urbanen Kontext. Dabei wird der Blick auf Einzelschicksale Mainzer Bürger*innen gerichtet, die sich in Texten, Bildern und materiellen Hinterlassenschaften niederschlugen. Sie berichten von vielseitigen Hoffnungen und Ängsten.


Schein und Anschein. Dynamiken ästhetischer Praxis in der Vormoderne

Hg. von Annette Gerok-Reiter, Martin Kovacs, Volker Leppin und Irmgard Männlein-Robert
De Gruyter | 2023
Andere Ästhetik. Koordinaten 3

Abstract: Der Sonderforschungsbereich Andere Ästhetik untersucht, wie vormoderne Artefakte ihren ästhetischen Status reflektieren. Hieran anknüpfend, geht der vorliegende Band einem seit der Antike bis heute zentralen Themenfeld ästhetischer Diskussion nach: der Spannung von Schein und Anschein. Ausgangspunkt ist die Polyvalenz von Begriff wie Phänomen des Scheins, die im Wesentlichen drei Möglichkeiten eröffnet: Schein als Leuchten, Schein als Sichtbarwerden und In-Erscheinung-Treten sowie Schein als ,bloßer‘ Schein, als Täuschung. Der Band diskutiert den variantenreichen Umgang mit Phänomenen von Schein, Erscheinung und Anschein anhand ausgewählter Texte, Monumente und Bildwerke von der Antike bis in die Frühe Neuzeit. Die Beiträge aus unterschiedlichen Disziplinen verfolgen dabei insbesondere die Frage, unter welchen kulturhistorischen Voraussetzungen und in welchen konkreten Formen ästhetische Konfigurationen als erkenntnisfördernder und ,erhellender‘ Schein, wann als verstellender, ja täuschender Anschein wahrgenommen und bewertet werden.

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Plurale Autorschaft. Ästhetik der Co-Kreativität in der Vormoderne

Hg. von Stefanie Gropper, Anna Pawlak, Anja Wolkenhauer und Angelika Zirker
De Gruyter | 2023
Andere Ästhetik. Koordinaten 2

Abstract: Die Beiträge des Bandes befassen sich in disziplinärer und interdisziplinärer Perspektive aus Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Musikwissenschaft mit den Ästhetiken pluraler Autorschaft. Der Band zielt darauf, plurale Autorschaft in der Vormoderne als Koordinate einer Anderen Ästhetik zu erschließen und kulturge­schichtlich zu kontextualisieren. Dabei fokussiert der Band zwei Leitfragen: 1. Welche Formen pluraler Autorschaft gibt es in der Vormoderne, und wie werden diese gemeinschaftlichen Schaffensprozesse ästhetischer Akte und Artefakte reflektiert? 2. Wie wirken sich gemeinschaftliche Schaffensprozesse auf die ästhetische Faktur sowie die Funktion, Bedeutung und Rezeption eines Artefakts aus? Die zweite Frage schließt Aspekte wie die materielle Produktion von Texten und Bildern ebenso ein wie etwa den Status anonymer Werke und Referenzen auf göttliche Co-Autorschaft. Die Beiträge untersuchen den historischen Mehrwert gemeinschaftlicher Autorschaft, wobei sie auch Paratextualität und Intermedialität sowie ökonomische Erwägungen bei der Produktion und Rezeption ästhetischer Artefakte berücksichtigen.

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Veritatis Imago. Visuelle Konzepte der Wahrheit in der niederländischen Druckgraphik des 16. und 17. Jahrhunderts

Mariam Hammami
De Gruyter | 2023
Andere Ästhetik. Studien 4

Abstract: Anhand ausgewählter niederländischer Druckgraphiken des 16. und 17. Jahrhunderts analysiert die Studie unterschiedliche visuelle Konzepte von Wahrheit und verfolgt dabei die Leitthese, dass die jeweiligen Kupferstiche und Radierungen gerade anhand der Veritas-Figur die Möglichkeiten und Grenzen einer Visualisierung des Abstraktums ‚Wahrheit‘ sowie die spezifische Wahrheitsfähigkeit der Graphiken ausloten. Die Dissertation arbeitet damit die kulturhistorische Relevanz der Druckgraphik als zentraler Diskursträger im Kontext der politisch-religiösen Krisen heraus und legt das kontinuierliche Experimentieren der Künstler mit dem ästhetischen Leistungsvermögen des Mediums offen.

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Ästhetik und Pragmatik der Zeit im 16. Jahrhundert

Christian Kiening
Hg. von Annette Gerok-Reiter und Anna Pawlak
Tübingen University Press | 2023
Special Lectures. Andere Ästhetik 1

Abstract: Christian Kiening behandelt mit seinem Beitrag zu „Ästhetik und Pragmatik der Zeit im 16. Jahrhundert“ zwei zentrale Tendenzen im Umgang mit der Zeit in der Geistes-, Kultur- und Literaturgeschichte im 16. Jahrhundert: die Tendenz, sich zunehmend mit der Zeit als einem ästhetischen Phänomen zu beschäftigen, und die Tendenz, Fragen der Zeitlichkeit auf Dimensionen des Messbaren, des Alltäglichen und der Lebenszeit zu beziehen. Am Beispiel unterschiedlicher visueller und schriftlicher Zeugnisse wird nach dem Zusammenhang dieser Tendenzen gefragt. Im Hinblick auf das Verhältnis von Erscheinungsform und Reflexionsform sowie die praxeologische Dimension des Ästhetischen kommen dabei auch programmatische Aspekte des SFB 1391 zur Sprache.

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Römische Archäologie in Deutschland. Positionsbestimmung und Perspektiven

Hg. von Stefan Krmnicek und Dominik Maschek
Propylaeum | 2023

Abstract: Wofür steht „Römische Archäologie“ heute, welche Stellung hat sie in unserer Gesellschaft, und welche methodischen und inhaltlichen Perspektiven eröffnen sich der Disziplin? Vor dem Hintergrund eines Wandels von Methoden und Forschungsfeldern stellen sich der römischen Archäologie in Deutschland neue Herausforderungen. In einer Zusammenschau von allgemeiner gefassten Überblicksdarstellungen, konkreten Fallstudien, innovativen Klassifikationsmodellen und Perspektiven auf andere nationale Forschungstraditionen präsentieren die in diesem Buch versammelten Beiträge eine Reihe von Ansätzen und Methoden, die zu Selbstreflexion und intellektueller Neupositionierung anregen sollen.

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Die Mainzer Salus. Gesellschaft und Stadtkultur im Norden der Germania Superior

Johannes Lipps, Detlev Kreikenbom und Jonas Osnabrügge
Ludwig Reichert Verlag | 2023
Material Appropriation Processes In Antiquity 3

Abstract: Im vorliegenden Band wird eine im Oktober 2020 im Mainzer Zollhafen gefundene, leicht unterlebensgroße Frauenfigur mit nacktem Oberkörper und Hüftmantel aus Sandstein bekannt gemacht. Ihr linker Fuß ist auf einen Rindskopf gestützt, auf ihrer linken Schulter schlängelt sich eine Schlange in Richtung der linken Hand. Die auf dem Sockel angebrachte Inschrift weist die Figur als Salus aus, die im Jahr 231 n. Chr. von Senecionius Moderatus und Respectius Constans den Bewohner:innen der Mainzer canabae gestiftet wurde. Gemeinsam mit einer Skulptur aus Köln bildet die Mainzer Salus ein den lokalen Bedürfnissen angepasstes Statuenschema, dessen Entstehung wir in flavischer Zeit vermuten und hypothetisch mit einem damals neu gestifteten Kult in Verbindung bringen. Ferner lässt sich der Herstellungsprozess der Statue gut nachvollziehen. Der Stein wurde wohl im Nahetal abgebaut und nach Mainz importiert, wo eine überregional gefragte Werkstatt Statuen fertigte; so vermutlich auch den Genius aus Nida (Heddernheim). Mit solchen Produkten befriedigte die Werkstatt die Wünsche besonders ambitionierter Auftraggeber:innen, welche in Obergermanien gerade in severischer Zeit ihre Städte mit im öffentlichen Raum präsentierten Statuen von unterschiedlichen Heilsgottheiten schmückten und durch diese religiöse Praxis sowohl ihr eigenes soziales Prestige steigerten als auch entscheidend zum urbanen Mehrwert ihrer Gemeinden beitrugen. Zuletzt wird ein zweites, gemeinsam mit der Mainzer Salus gefundenes Statuenfragment bekannt gemacht und als Neptun gedeutet.


Materialität und Medialität. Grundbedingungen einer anderen Ästhetik in der Vormoderne

Hg. von Jan Stellmann und Daniela Wagner
De Gruyter | 2023
Andere Ästhetik. Koordinaten 5

Abstract: Ästhetische Akte und Artefakte sind durch ihre Materialien ebenso grundlegend bedingt wie durch die medialen Prozesse, in die sie eingebunden sind. Ausgehend von dieser Prämisse widmen sich die im Band versammelten Beiträge aus interdisziplinärer Perspektive einerseits den Eigenlogiken, Semantiken und Widerständigkeiten des Materials. Andererseits arbeiten sie mit der Medialität die ästhetisch zentrale Spannung zwischen künstlerischer Gestaltung und gesellschaftlich orientierten Vermittlungsfunktionen heraus. Dabei rücken die Materialität medialer Prozesse, die Vermitteltheit von Materialbezügen sowie Intermaterialität und Intermedialität als produktive Grenzüberschreitungen in den Fokus.

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Die „Leib Christi“-Metapher. Kritik und Rekonstruktion aus gendertheoretischer Perspektive

Saskia Wendel
Transcript | 2023
Religionswissenschaft 32

Abstract: Die „Leib Christi“-Metapher ist in ihrer Relevanz für Christologie, Ekklesiologie und Sakramententheologie eine Schlüsselkategorie. Zugleich besitzt sie eine legitimierende Funktion insbesondere im Blick auf das traditionelle katholische Amts- und Kirchenverständnis. Saskia Wendel nimmt eine kritische Relektüre dieser Funktion sowie der Genese und Bestimmung der „Leib Christi“-Metapher und der damit verknüpften sozialen Konstruktionen des individuellen Körpers Jesu aus gendertheoretischer Perspektive vor. Sie lotet theologische Alternativvorschläge zu einem universal verstandenen Leib Christi kritisch aus und skizziert ein eigenes Modell einer „gendersensiblen“ Theologie.

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Auszählen und Ausdeuten. Quantitative und qualitative Zugänge zum ästhetischen Wortschatz der mittelhochdeutschen Literatur

Hg. von Manuel Braun und Marion Darilek
V&R unipress | 2022
Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 69.1

Abstract: Welches ‚Ästhetik'-Verständnis hat die deutschsprachige Literatur des Mittelalters? Die Beiträge des Hefts möchten dieses erschließen, indem sie das ästhetische Vokabular mittelhochdeutscher Texte historisch-semantisch untersuchen. Da die mittelhochdeutschen Texte zuvor annotiert worden sind, können herkömmliche qualitative Zugriffe um quantitative ergänzt werden. Den methodischen Ausgangspunkt bildet ein praxeologisches Ästhetik-Modell, welches das Zusammenspiel von ‚Kunst'-Auffassung und sozialem Handeln ins Zentrum stellt. Als Untersuchungsgegenstand werden mit Sangspruch, Mystik und Lehrdichtung daher bewusst diskursiv und funktional gebundene Texte gewählt. Deren ästhetische Selbstkonzeption soll an der Schnittstelle von Selbst- und Fremdreferenz gefasst werden.


Bach unter den Theologen. Themen, Thesen, Temperamente

Hg. von Ingo Bredenbach, Volker Leppin und Christoph Schwöbel
Mohr Siebeck | 2022

Abstract: Die Frage nach „Bach unter den Theologen“ wird durch die Jahrhunderte hindurch verfolgt: von den theologischen Prägungen und Zeitgenossen Bachs über die Frage nach Vergessen und Wiederentdecken um 1800 bis hin zu der monumentalen Bach-Monographie Albert Schweitzers. Sie läuft zu auf die Frage nach dem gegenwärtigen Verhältnis der Theologie zu Bach und jenes von Bach zur Theologie. Der vorliegende Band versammelt die acht Beiträge des theologischen Symposiums, das im Rahmen des 93. Bachfestes der Neuen Bachgesellschaft 2018 mit dem Thema „Bach bearbeitet“ in Tübingen stattfand. Der Umgang mit Bach ist, so wird in diesen Beiträgen deutlich, tief in theologische und kulturelle Entwicklungen eingebettet – und Bach bleibt immer mehr als ein Stück kulturelle Erinnerung: Er war und ist Herausforderung und Anregung.


Andere Ästhetik. Grundlagen – Fragen – Perspektiven

Hg. von Annette Gerok-Reiter, Jörg Robert, Matthias Bauer und Anna Pawlak
De Gruyter | 2022
Andere Ästhetik. Koordinaten 1

Abstract: Was ist Kunst? Was leistet Kunst? Warum bewegt uns Kunst? Und warum kommt ästhetischen Fragestellungen gerade heute wieder eine besondere Relevanz zu? Diesen Fragen geht der seit 2019 von der DFG eingerichtete Tübinger Sonderforschungsbereich 1391 Andere Ästhetik nach. Dabei möchte er die historische Tiefenschicht eines Perspektivwechsels aufarbeiten, der sich darauf richtet, Kunst und Künste nicht in autonomen Sonderräumen zu situieren. Hierfür bringt das Forschungsprojekt die 2000-jährige europäische Kunst- und Kulturgeschichte vor dem 18. Jahrhundert neu in Anschlag. Der Band erläutert, worin der Gewinn der Konzentration auf die Vormoderne besteht, welche Neujustierung der Analyseinstrumentarien damit verbunden ist und welche grundsätzlichen Konsequenzen für Fragen der Ästhetik sich hieraus ergeben. Die Beiträge, die von den Philologien über die Kunstgeschichte, Archäologie und Musikwissenschaft bis hin zur Geschichtswissenschaft, Theologie und den Digital Humanities reichen, bieten hierfür konkrete Beispiele. Ziel ist es, von den ästhetischen Reflexionen der Vormoderne aus Impulse auch und gerade für die Diskussionen in der Gegenwart zu gewinnen.

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(Re-)Inventio. Die Neuauflage als kreative Praxis in der nordalpinen Druckgraphik der Frühen Neuzeit

Hg. von Mariam Hammami, Anna Pawlak und Sophie Rüth
De Gruyter | 2022
Andere Ästhetik. Studien 2

Abstract: Die in der Frühen Neuzeit gängige Praxis der Neuauflage druckgraphischer Einzelblätter und Serien war nicht nur von ökonomischen Interessen der Verleger geleitet, sondern zugleich Ausdruck einer innovativen ästhetischen Auseinandersetzung mit bestehenden Bildfindungen. Das Spektrum dieses produktiven Umgangs mit etablierten Inventionen umfasste unveränderte Wiederauflagen respektive Kopien, aber auch konzeptuelle Überarbeitungen und Ergänzungen sowie programmatische Umkontextualisierungen. Im Anschluss an neuere kunsthistorische Forschungen, die im Akt des zeichnerischen, malerischen oder druckgraphischen Reproduzierens ein signifikantes gestalterisches Potenzial erkannt haben, sollen derartige Neukonfigurationen in der nordalpinen Druckgraphik als mediale Formen kreativer Aneignung begriffen werden. In diesem Sinne sind Neuauflagen als (Re-)Inventionen zu verstehen, deren spezifischen visuellen Strategien der Anlehnung an und Abweichung von vorhergehenden Auflagen sich der interdisziplinäre Band widmen möchte. Anhand von Fallstudien wird untersucht, inwieweit sich die nach wie vor diskutierten Fragen nach den sozioökonomischen Faktoren der Produktion und Rezeption von Druckgraphiken mit Überlegungen zu deren Relevanz als kultureller Artikulationsraum und Medium künstlerischer (Selbst-)Reflexion verbinden lassen.

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Maarten van Heemskerck & Co. – Welt/Bewegend

Hg. von Ariane Koller und Sophie Rüth
2022

Abstract: Im Zentrum des vorliegenden Ausstellungskataloges steht der 1564 in Antwerpen verlegte Kupferstichzyklus Der Kreislauf des menschlichen Daseins, der nach Entwürfen Maarten van Heemskercks von Cornelis Cort gestochen und in der berühmten Offizin Aux Quatre Vents (In de Vier Winden) des Hieronymus Cock publiziert wurde. In kreativer Aneignung eines allegorischen Festprogramms, das 1561 im Rahmen einer Antwerpener Reliquienprozession – des sog. Besnijdenis-Ommegang – aufgeführt wurde, inszenieren die neun Blätter der Graphikserie ein vielschichtiges intermediales Weltbild. Konzeptuell eingerahmt von den Darstellungen des Triumphs der Welt und des Jüngsten Gerichts präsentieren die Kupferstiche eine kontinuierliche Abfolge der Triumphe von Reichtum, Hochmut, Neid, Krieg, Armut, Demut sowie Frieden, die sich aufgrund der naturgegebenen menschlichen Ambitionen, Handlungen und Schwächen bis zur Wiederkunft Christi beständig selbst hervorbringen und einander ablösen. Die Publikation geht der komplexen sozialen Funktion der allegorischen Kupferstiche als wichtige Katalysatoren konfessioneller, politischer und ökonomischer Spannungen in den Niederlanden des 16. Jahrhunderts sowie der zeitgenössischen Relevanz der Graphiken als Medien künstlerischer Selbstreflexivität nach.

Zur Bestellung des Ausstellungskatalogs: E-Mail an Ariane Koller


Vom Herrscher zum Heros. Die Bildnisse Alexanders des Großen und die Imitatio Alexandri

Martin Kovacs
Marie Leidorf Verlag | 2022
Tübinger Archäologische Forschungen 34

Abstract: Die Antike kannte nicht nur ein Bild oder nur eine Idee von der Gestalt Alexanders des Großen. Im Gegenteil: Kaum eine andere historische Figur der Antike erwies sich bereits für die Zeitgenossen als so divergent, umstritten und buchstäblich vielgestaltig. Diese Vielgestaltigkeit sucht die Monographie durch eine kritische Vorlage der Darstellungen Alexanders des Großen zu erfassen, die trümmerhafte Überlieferung neu zu ordnen und für die kulturgeschichtliche Analyse nutzbar zu machen. Hierfür werden nicht nur die rundplastischen Bildwerke berücksichtigt, sondern auch konsequent andere Medien einbezogen: die Münzprägung, großformatige Monumente wie Weihgeschenke sowie die literarische und epigraphische Überlieferung. Ein entscheidendes Ergebnis stellt die Feststellung dar, dass die Figur Alexanders des Großen in unterschiedlichen Zusammenhängen entweder als göttlich oder heroisch imprägnierter Übermensch, als energischer, aber potentiell nahbarer Feldherr, oder aber als mythologische Figur mit paradigmatischer Bedeutung neu inszeniert werden konnte. Diese unterschiedlichen Konzeptualisierungen werden auf der Grundlage der hochgradig divergierenden Bildnisentwürfe zwischen dem Hellenismus, der römischen Kaiserzeit sowie der Spätantike erarbeitet, sowohl historisch als auch kulturgeschichtlich rekontextualisiert, und dabei insbesondere nach der Rolle der Akteure, welche die Bilder jeweils kommissionierten, gefragt. Diese Perspektive steht einer traditionellen Vorstellung vom Alexanderbild entgegen, bei der bislang eine eher selektive Wahrnehmung unter Bevorzugung der lebenszeitlichen Bildnisse Alexanders überwog. Die Untersuchung zeigt, dass man sich zu verschiedenen Zeiten, an verschiedenen Orten, und in unterschiedlichen politischen und kulturellen Zusamenhängen divergierende Bilder vom Makedonenherrscher schuf, die in ihrer spezifischen Ikonographie auch spezifische Vorstellungen von der Figur Alexanders des Großen reflektieren. Diese Figurationen Alexanders in unterschiedlichen kulturellen Kontexten verdeutlichen die Präferenzen der aufstellenden Akteure. Gerade für die Kaiserzeit kann gezeigt werden, dass Alexander auch visuell eher als mythologische, und weniger als historiographische Figur inszeniert wurde. Auf den daraus erarbeiteten Ergebnissen fußt die abschließende Analyse der visuellen Imitatio Alexandri, die bildliche Nachahmung des Makedonenkönigs in unterschiedlichen historischen und kulturellen Zusammenhängen während des Hellenismus.


In the Eye of the Beholder. The Aesthetics of Roman Coins

Hg. von Stefan Krmnicek, Michele Lange und Jan Papenberg
TOBIAS-lib | 2022
Von Krösus bis zu König Wilhelm. Neue Serie 5

Abstract: Römische Münzen sind eigenartige Objekte. In erster Linie waren sie das offizielle Zahlungsmittel des Römischen Reiches und damit das wichtigste Massenprodukt der Vormoderne. Wegen der vielen Abbildungen und Texte auf antiken Münzen kann man sie auch als das erste Massenmedium der Antike betrachten. Aufgrund ihrer eigentlichen wirtschaftlichen Funktion erreichten sie die entferntesten Winkel des Reiches und gaben so die Botschaften der kaiserlichen Verwaltung an die Bevölkerung weiter. In ihrer Ästhetik – sowohl in ihrer Materialität als auch in ihrer Funktion als Kommunikationsmittel – unterscheiden sich römische Münzen jedoch grundlegend von ihren modernen Verwandten. Die vorliegende Ausstellung geht von diesem Ausgangspunkt aus und will das Phänomen der römischen Münzen und ihre besondere Ästhetik und Bedeutung im antiken Kontext aus einer breiten Perspektive präsentieren. Dafür haben wir fünf repräsentative Themenbereiche ausgewählt, durch welche sich verschiedene wichtige Perspektiven auf das Leben in der Antike darstellen lassen: Schön und Hässlich / Porträts / Naturdarstellungen / Dynastien / Vorbilder. Das breite Themenspektrum stellt deutlich dar, dass die Schönheit und/ oder Besonderheit dieser Objekte wirklich im Auge des Betrachters liegt und lag.

Link: Zum Ausstellungskatalog auf der Seite des TOBIAS-lib


Artifizialität und Agon. Poetologien des Wi(e)derdichtens im höfischen Roman des 12. und 13. Jahrhunderts

Jan Stellmann
De Gruyter | 2022
Andere Ästhetik. Studien 3

Abstract: Die Studie entfaltet die These, dass das Wiederdichten, wie es in den Poetologien deutschsprachiger höfischer Romane des 12. und 13. Jahrhunderts reflektiert wird, nicht nur als artifizielle Poiesis, sondern auch als Praxis der Nachahmung und des Wettstreits verstanden werden muss. Diese doppelte Dimensionierung des Wieder- als Widerdichtens wird historisch aus der Ars poetica des Horaz sowie der Poetria nova Galfrids von Vinsauf hergeleitet und konzeptionell mit den Begriffen Artifizialität und Agon erfasst.

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Ägypten übersetzen. Fremde Schrift als Imaginationsraum europäischer Kulturen

Hg. von Anja Wolkenhauer und Johannes Helmrath 
Harrassowitz | 2022
Wolfenbütteler Forschungen 173

Abstract: Solange Kultur in den Grenzen Europas definiert wurde, war Ägypten das große Fremde und zugleich Verheißung einer ‚anderen Antike‘. Die andauernde Faszination fand ihren sichtbarsten Ausdruck in der Aufstellung ägyptischer Obelisken in Rom und anderen Städten Europas, erstreckte sich aber ebenso auf die ägyptischen Hieroglyphen. Als uralte Ideenschrift fanden diese Eingang in mnemohistorische Konzepte von Alter und Wissen und legten dort eine ägyptisierende, zugleich aber auch platonisch-ideale Spur. In der frühneuzeitlichen Imaginationsgeschichte Ägyptens konkretisierte sich die Annahme, dass diese Piktogramme arkanes Wissen, vielleicht sogar Residuen der adamitischen Ursprache transportierten. Sie wurden als mächtige Symbole u.a. in Impresen und Emblemen transformatorisch aktualisiert und von Alchemisten mitbedacht, beeinflussten sprachwissenschaftliche Überlegungen und wirkten sogar weit über die Grenzen Europas hinaus, indem sie den Umgang mit anderen, nichteuropäischen Schriftsystemen prägten. Dieser Band untersucht in neun Einzelstudien die Wirkungs- und Imaginationsgeschichte Ägyptens, besonders seiner Hieroglyphen, von der griechisch-römischen Antike bis in das 17. Jahrhundert.


Martin Opitz: Gesammelte Werke. Bd. 5: Werke 1630–1633

Hg. von Gudrun Bamberger und Jörg Robert
Anton Hiersemann Verlag | 2021
Bibliothek des literarischen Vereins Stuttgart 355

Abstract: Martin Opitz (1597–1639) ist eine Schlüsselfigur der europäischen Spätrenaissance. Mit seinem bahnbrechenden Buch von der deutschen Poeterey (1624) und seinen vielseitigen literarischen Projekten wurde er zum unbestrittenen Pionier und ›Vater‹ der neueren deutschen Literatur. Die kritische Edition der Werke von Martin Opitz ist ein Meilenstein der Frühneuzeitphilologie: George Schulz-Behrend konnte sie zwischen 1968 und seinem Tod im Jahr 2010 im Hiersemann Verlag bis zum Teilband IV, 2 führen. Ihre Fortsetzung schließt nun endlich eine für die Forschung schmerzliche Lücke, indem sie die nach 1630 entstandenen Schriften –darunter Vesuvius (1633), Judith (1635), Antigone (1636) – erstmals in verlässlicher kritischer Edition vorlegt. Eine eingehende Kommentierung erschließt alle Texte und ordnet sie in ihre historischen Entstehungs- und Wirkungszusammenhänge ein. Band 5 mit den Gedichten aus den Jahren 1631–1633 beginnt den auf 4 Bände angelegten Abschluss der kritischen Opitz-Ausgabe. Damit liegt das Gesamtwerk des folgenreichsten deutschen Autors des 17. Jahrhunderts erstmals in einer modernen Standards genügenden Form vor.


In Search of the Culprit. Aspects of Medieval Authorship

Hg. von Stefanie Gropper und Lukas Rösli
De Gruyter | 2021
Andere Ästhetik. Studien 1

Abstract: Obwohl im Poststrukturalismus die Idee des singulären Autorgenies mehrfach zurückgewiesen wurde, ist die Frage nach dem Archetyp eines Textes, der einem namentlich bekannten Autor oder einer Autorin zugeschrieben werden kann, in der Forschung nach wie vor eine verbreitete fixe Idee. Die romantische Idee, dass eine Autor*in einen Text autonom schuf wird auch heute noch auf die vormoderne Literatur übertragen. Dies verkennt jedoch die Tatsache, dass die Überlieferung mittelalterlicher und vormoderner Literatur eine Varianz erzeugt, die in keineswegs mit individueller Autorschaft in Einklang zu bringen ist. Der vorliegende Band enthält neue theoretische Ansätze aus der Anglistik, Germanistik und Skandinavistik, die einen historisch angemesseneren Zugang zur Frage der Autorschaft in vormodernen Literaturen ermöglichen. Autorschaft wird nicht länger gleichgesetzt mit außertextueller Einheit, sondern sie wird stattdessen als eine narratologische, inner- und außertextuelle Funktion betrachtet, die sowohl seit den schriftlichen Anfängen der Literaturen als auch in der medialen Transformation der Texte während der frühen Zeit des Buchdrucks zu erkennen ist. Der Band richtet sich an Interessierte aller Philologien, speziell an alle, die sich mit dem Mittelalter oder der Frühen Neuzeit befassen.

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Repräsentation und Reenactment. Spätmittelalterliche Frömmigkeit verstehen

Volker Leppin
Mohr Siebeck | 2021

Abstract: Die Frömmigkeit des späten Mittelalters scheint in vielen ihrer Facetten fern und fremd. Volker Leppin erschließt sie neu mit Hilfe der Begri1e »Repräsentation« und »Reenactment«. In beiden geht es um die Wahrnehmung der Gegenwart Gottes in der spätmittelalterlichen Kultur: als deren an bestimmte Orte oder Personen gebundene Gegebenheit in der Repräsentation oder als aktiver Nachvollzug im Reenactment. So führt der Autor quellengesättigt durch bildende Kunst und Gebetspraxis, visionäre Erfahrung und literarische Gestaltung. Spezifisch religiöse Phänomene kommen ebenso zur Sprache wie ästhetische Formung. Es entsteht ein facettenreiches Bild spätmittelalterlicher Frömmigkeitskultur und zugleich ein neuer theoretischer Ansatz zu ihrem Verständnis. Dieser kann theologische wie kulturwissenschaftliche Forschung gleichermaßen anregen und verbinden.


Ruhen in Gott. Eine Geschichte der christlichen Mystik 

Volker Leppin
C.H. Beck | 2021

Abstract: Griechische Mönche gelangten durch Askese zur Ruhe in Gott, Bernhard von Clairvaux ließ sich vom Gekreuzigten umarmen, und Mechthild von Magdeburg gab sich ihrem Bräutigam Christus hin. Volker Leppin erzählt die Geschichte der christlichen Mystik ganz neu, indem er die Mystik, verstanden als die Suche nach der unmittelbaren Nähe Gottes, im Zentrum des Christentums verortet – und nicht an seinen Rändern. Seine souveräne, meisterhaft geschriebene Darstellung bietet damit zugleich einen frischen Blick auf das Christentum insgesamt, das bis heute die Mystik als treibende Kraft braucht.
Mystikerinnen und Mystiker fühlten sich Gott so nah, dass Unterschiede zwischen Klerikern und Laien, Männern und Frauen für sie hinfällig wurden. Oft hing es von Zufällen ab, ob sie deshalb als Reformer und Erleuchtete verehrt wurden wie Franziskus von Assisi und Hildegard von Bingen oder in Ketzereiverdacht gerieten wie Marguerite Porete und Meister Eckhart. Volker Leppin zeigt in seiner glänzenden Darstellung, wie die frühchristliche Lehre in Verbindung mit der platonischen Philosophie mystische Weltbilder und Heilswege geformt hat, die zum Kern orthodoxer Spiritualität wurden, im Westen aber hoch umstritten blieben, auch im Protestantismus. Dass die Mystik im 19. und 20. Jahrhundert für antimoderne Ideologien eingespannt wurde, hat sie erneut suspekt gemacht. Doch die Frage nach Gemeinsamkeiten mit anderen Religionen und eine wachsende Distanz zur Kirche zeigen, dass Mystik für das Christentum gerade in der Moderne überlebenswichtig ist.


Schaffen und Nachahmen. Kreative Prozesse im Mittelalter

Hg. von Volker Leppin
De Gruyter | 2021
Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung, Beiheft 16

Abstract: Der Band dokumentiert Beiträge zum 18. Symposium des Mediävistenverbandes, das im Frühjahr 2019 in Tübingen stattgefunden hat. Das Thema greift aktuelle Debatten über Autorschaft, Urheberrecht, Originalität und Plagiat auf, die anzeigen, dass diese Konzepte neuerdings in Bewegung geraten sind. Die Beiträge des Bandes fragen aus unterschiedlichen Fachperspektiven, ob und inwiefern die Verfahren des Umgangs mit Autorschaft zwischen Mittelalter und Moderne am Ende stärker vergleichbar sind als gemeinhin angenommen. So werden die aus der Moderne gebildeten Kategorien von Kreativität hinterfragt und unterlaufen. Zugleich zeigt sich, dass eben diejenigen Kreativitätsprozesse der Moderne, die den hohen normativen Ansprüchen einer Geniekultur nicht entsprechen, nicht einfach Defizienzerscheinungen sind, sondern Variationen vielfach geübter Techniken, zu deren Verständnis die mittelalterliche Produktivität dient. Schaffen und Nachahmen sind nicht in einen "künstlerischen" Bereich der Kultur sektorierbar, sondern sie erweisen sich als Grundstruktur menschlichen Handelns auch im wissenschaftlichen, ethischen oder religiösen Feld. So liegt mit diesem Band ein starkes Plädoyer für die Anerkennung der kreativen Kraft der Nachahmung vor.

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Appropriation Processes of Statue Schemata in the Roman Provinces / Aneignungsprozesse antiker Statuenschemata in den römischen Provinzen

Hg. von Johannes Lipps, Martin Dorka Moreno und Jochen Griesbach
Ludwig Reichert Verlag | 2021
Material Appropriation Processes in Antiquity 1

Abstract: Der Großteil antiker Statuen lässt sich anhand formaler Überschneidungen typologisieren, d. h. in ‚Schemata‘ ordnen. Einzelne Statuenschemata wurden über Jahrhunderte hinweg in immer neuen Versionen tradiert und in unterschiedliche materielle, räumliche und funktionale Kontexte integriert. Diese Rezeptions- und Transformationsprozesse können als kulturelle Aneignungen verstanden werden, die ästhetisch, politisch und/oder religiös motiviert waren. In aller Regel setzten sie Bildung voraus und besaßen damit auch eine soziale Komponente. Oft führten aber auch rein praktische Gründe wie die Verfügbarkeit einer bestimmten Formvorlage zur Wiedergabe anthropomorpher Figuren nach einem Schema. Dabei konnten die Bildwerke die einstigen Sinnzusammenhänge ihrer Vorlagen bewahren, nur teilweise übernehmen oder aber ignorieren und mit völlig neuen Bedeutungen ‚überschreiben‘. Der Band, der auf eine internationale Tagung in Tübingen zurückgeht, versammelt Beiträge, welche die erwähnten Rezeptionsprozesse exemplarisch in einzelnen Zentren und Regionen des römischen Reiches diskutieren.


Die römischen Steindenkmäler in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim

Hg. von Johannes Lipps, Stefan Ardeleanu, Jonas Osnabrügge und Christian Witschel
Verlag Regionalkultur | 2021
Mannheimer Geschichtsblätter, Sonderveröffentlichungen 14

Abstract: Die Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim beherbergen eine der bedeutendsten Sammlungen römischer Steindenkmäler in Deutschland.
Dass diese wichtige archäologische Sammlung bis heute nicht umfassend dokumentiert und publiziert wurde, liegt an ihrem wechselvollen Schicksal, vor allem an der partiellen Zerstörung durch Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg. Damals wurden viele Objekte so stark beschädigt, dass sie seither nach ihrer provisorischen Bergung in Magazinen unter der modernen Stadt ein verborgenes Dasein fristeten und ihr Zustand unbekannt war. Mit dem vorliegenden Band wird diese Sammlung nun erstmals in größtmöglicher Vollständigkeit dokumentiert.
Die vorgestellten Inschriftenmonumente, Skulpturen und Architekturglieder stammen hauptsächlich aus der Umgebung von Mannheim sowie aus der überregionalen Sammeltätigkeit der Kurfürsten. Sie gaben Anlass zu neuen Forschungen, die unsere Kenntnis über die römische Epoche im Rhein-Neckar-Raum auf eine neue Grundlage stellen.


People Abroad

Hg. von Johannes Lipps
Marie Leidorf Verlag | 2021
Tübinger Archäologische Forschungen 31

Abstract: Das Ziel des Tagungsbandes ist die Anwendung aktueller Forschungsdiskussionen um Mobilität und Migration auf provinzialrömische Steindenkmäler. Die Beiträge zeigen beispielhaft, ob und wie Bevölkerungsbewegungen sich auf Grabmonumente und Votivmonumente oder Architektur auswirkten und welche Aussagen damit beabsichtigt waren. Auf eine Einleitung folgen 33 Aufsätze in Kapiteln zu “Sterben in der Fremde” [16 Beiträge], “Kulte im Ausland” [7] und “Objekte, Wissen und Handwerkskunst in der Ferne” [10]. Behandelt werden z. B. die funerale Darstellung von Rittern und Senatoren, Nachweise von Fremden in Städten und Provinzen, Grabmäler der Cohors II Cyrrhestarum sagittaria, ein Händlernetzwerk der Gallia Cisalpina und Grabmonumente keltischer Stämme. Das zweite Kapitel behandelt Iupiter Dolichenus sowie Kulte in Thessalien, auf dem Balkan, in Thessaloniki und Burgund. Am Ende finden sich Untersuchungen zu fremden Kunsthandwerkern, der Rezeption kaiserlicher Monumente in Provinzen, sizilianischen Sarkophagen, Skulpturen aus Novae, einem Viergötterstein, einem libanesischen Relief, korinthischen Ordnungen Thrakiens und einem Kopf aus griechischem Marmor in Spanien.


Bilder, Heilige und Reliquien. Beiträge zur Christentumsgeschichte und zur Religionsgeschichte

Hg. von Mariano Delgado und Volker Leppin
Schwabe Verlag | 2020
Studien zur christlichen Religions- und Kulturgeschichte 28

Abstract: Dieser Band führt die kultur- und religionshistorische Forschung zum Thema Bilder, Heilige und Reliquien interdisziplinär weiter. Thematisch spannt sich der Bogen von der Ablehnung des Bilderkults in der Bibel und im frühen Christentum über die Entwicklung eines ausgeprägten Bilder- und Reliquienkults im spätantiken und mittelalterlichen Christentum bis zur Kritik an diesem Kult in der Reformation und der Aufklärung. Die interdisziplinäre Vielfalt von kirchen-, kultur-, sozial-, kunst- und religionshistorischen Annäherungen eröffnet neue Perspektiven auf diese wichtige Thematik der Religionsgeschichte. Die Beiträge geben bedenkenswerte Impulse für die weitere Forschung zu Bildern, Heiligen und Reliquien in der Christentumsgeschichte, aber auch in Judentum, Islam und Buddhismus.


Aushandlungen religiösen Wissens / Negotiated Religious Knowledge

Hg. von Annette Gerok-Reiter, Anne Mariss und Markus Thome
Mohr Siebeck | 2020
Spätmittelalter, Humanismus, Reformation 115

Abstract: Religiöses Wissen, so die Grundannahme des DFG-Graduiertenkollegs Religiöses Wissen im vormodernen Europa (800–1800), entsteht in der Auseinandersetzung mit dem in der Bibel offenbarten, aber nicht greifbaren Wissen. Im alltäglichen Umgang der religiösen Experten und Laien wird es jedoch immer wieder transformiert und an die zeitspezifischen Gegebenheiten angepasst. Die dabei entstehenden diskursiven Konkurrenzen zwischen religiösem Wissen und anderen Wissensfeldern wie der Naturforschung, der Kunst oder Literatur stehen im Fokus des interdisziplinär angelegten Sammelbands. Die Beiträge thematisieren die unterschiedlichen Verfahrensweisen, durch die religiöses Wissen in den angrenzenden Wissensfeldern der Naturforschung, der Kunst oder der Literatur adaptiert und modelliert wird, sowie die dabei zu Tage tretenden Spannungen, Konkurrenzen oder Synergien.

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Norm und Hybridität / Ibridità e norma: Linguistische Perspektiven / Prospettive linguistiche

Hg. von Antje Lobin, Sarah Dessì Schmid und Ludwig Fesenmeier
Frank & Timme | 2020
Romanistik 35

Abstract: Kommunikation bedarf einerseits einer gewissen Systematizität, andererseits aber führen neue Ausdrucksbedürfnisse und/oder Kommunikationssituationen auch zu Veränderungen. In diesem Kontext richtet sich das Interesse in den Bereichen der historischen Einzelsprachen und der Diskurstraditionen zunehmend auf das komplexe Zusammenspiel von Stabilität und Innovation sowie auf die sich daraus ergebenden Wandelprozesse. Diesem Spannungsverhältnis von ‚Norm‘ und ‚Hybridität‘, die in einem dialektischen Verhältnis zueinander stehen und einander bedingen, sind die hier versammelten Beiträge gewidmet. Die vielfältig perspektivierten Betrachtungen beziehen sich auf die Felder der Sprachgeschichte, des Sprachsystems sowie der Sprachvariation im Italienischen.


Reflektierte Algorithmische Textanalyse. Interdisziplinäre(s) Arbeiten in der CRETA-Werkstatt

Hg. von Nils Reiter, Axel Pichler und Jonas Kuhn
De Gruyter | 2020

Abstract: Das Center for Reflected Text Analytics (CRETA) entwickelt interdisziplinär mixed methods zur Textanalyse im Forschungsbereich der Digital Humanities. Der vorliegende Band versammelt Textanalysen aus Fachbereichen wie der Literatur-, Sprach- und Sozialwissenschaft sowie der Philosophie und bietet so einen Überblick des methodisch reflektierten algorithmischen Umgangs mit literarischen und nicht-literarischen Texten.

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Ästhetische Reflexionsfiguren in der Vormoderne

Hg. von Annette Gerok-Reiter, Anja Wolkenhauer, Jörg Robert und Stefanie Gropper
Universitätsverlag Winter | 2019
Germanisch-Romanische Monatsschrift, Beiheft 88

Abstract: Was heißt ‚Ästhetik’ in Zeiten und Kulturen vor der expliziten Ästhetik des 18. Jahrhunderts? Dieser Band fragt danach, was uns vormoderne Texte und Artefakte über ihre ästhetischen Grundlagen mitteilen. Die interdisziplinären Beiträge aus Archäologie, Latinistik, Germanistik, Skandinavistik, Romanistik, Anglistik und Amerikanistik suchen nach Formen, Typen und Figurationen, in denen sich ästhetische Selbstreflexionen und -kommentare ‚im Vollzug’ manifestieren.
Am Beispiel von Zeugnissen aus unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Medien werden Beschreibungsszenarien und heuristische Kategorien entwickelt, die eine ‚andere‘ Ästhetik – eine Ästhetik der Vormoderne – konturieren helfen. Für diese konkreten Formen und Manifestationen ästhetischer Selbstreflexion wird der Begriff der ‚ästhetischen Reflexionsfigur‘ vorgeschlagen. Die Beiträge untersuchen, inwieweit mithilfe von ‚ästhetischen Reflexionsfiguren‘ eine ‚andere‘ Ästhetik in ihren Erscheinungsformen, Funktionen und soziokulturellen Bedeutungen erschlossen werden kann.


Money Matters. Coin Finds and Ancient Coin Use

Hg. von Stefan Krmnicek und Jérémie Chameroy
Dr. Rudolf Habelt | 2019

Abstract: Die Erforschung von Münzen und Geld ist ein integraler Bestandteil für unser Verständnis der antiken Welt. Als Teil der archäologischen Hinterlassenschaft liefern Münzfunde einzigartige Informationen über die unterschiedliche Bedeutung und Funktion von Münzen in der antiken Gesellschaft, wie sich diese Rollen im Laufe von Zeit und Raum unterschieden und veränderten und wie die Menschen aktiv an diesen Veränderungen teilnahmen. Dieser Band enthält Beiträge in englischer, italienischer, französischer und deutscher Sprache von international führenden Wissenschaftlern aus der deutschen, französischen, britischen, italienischen, belgischen, griechischen und amerikanischen Forschung, die sich mit den neuesten Entwicklungen in der Erforschung von Münzfunden und dem Gebrauch von Münzen in der Antike befassen.


Von Meister Eckhart bis Martin Luther

Hg. von Volker Leppin und Freimut Löser
Kohlhammer | 2019
Meister-Eckhart-Jahrbuch 13

Abstract: Im Jahr 2017 hat sich die Meister-Eckhart-Gesellschaft mit dem Verhältnis Meister Eckharts und der spätmittelalterlichen Mystik zur Reformation beziehungsweise zu Martin Luther im Austausch zwischen germanistischer, philosophischer und theologischer Forschung befasst und nach der Vermittlung von Gedanken und Ideen zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert gefragt. Im Jahrbuch sind daher Beiträge versammelt, die nach Vermittlungswegen und -texten, Entwicklungen, Berührungspunkten, aber auch Kontrasten fragen.


Meister Eckhart: Reden der Unterweisung

Hg., neu übersetzt und kommentiert von Volker Leppin
Evangelische Verlagsanstalt Leipzig | 2019
Große Texte der Christenheit 8

Abtract: Meister Eckhart († 1328) ist die Zentralgestalt der oberrheinischen Mystik. In dem hier in neuhochdeutscher Übersetzung vorliegenden Traktat sind Überlegungen aus seiner Zeit als Prior des Erfurter Dominikanerklosters im ausgehenden 13. Jahrhundert zusammengestellt. Sie zeigen ihn weniger als spekulativen Philosophen denn als geistlichen Begleiter, der auf Anliegen und Fragen seiner Brüder einging. So behandelt Eckhart in der Perspektive mystisch-innerlicher Frömmigkeit Fragen der mönchischen und gemeinchristlichen Praxis, berührt die Sünde des Menschen ebenso wie die Frage der Nachfolge Christi und des Sakramentenempfangs.