Martin Wad Thorsen

Doktorand am Lehrstuhl für Antike Philosophie

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Büro 319 in der Burse

Forschungsschwerpunkt

Sokratisch-platonische Ethik und Psychologie samt ihrer Rezeption bei Aristoteles und der Stoa

Promotionsvorhaben

In seinen Frühdialogen lässt Platon den Sokrates immer aufs Neue die radikale Andersartigkeit des an sich Guten und all dessen, was nur in Bezug auf es gut wird, ans Licht bringen. Seinen Gesprächspartnern, ausgezeichneten Vertretern des damaligen Zeitgeistes, bedeutet dies eine Umwertung aller Werte; denn unter den konventionellen Gütern, wie z.B. Reichtum, Gesundheit, Intelligenz, technisches Wissen und Macht – welche ja manchmal Gutes, manchmal aber Schlechtes verursachen –, sei das an sich Gute nicht zu finden. Vielmehr, wie Wärme immer wärme, nie abkühle, so tue der wahrlich gute Mensch immer Gutes, nie Schlechtes – nicht einmal seinen Feinden (Politeia 335d). Dieses an sich Gute, das hier bei Platon zum ersten Mal in der abendländischen Geistesgeschichte auftaucht, sei ein besonderes Wissen, unter dessen Leitung der Einsatz von allem anderen erst nach Möglichkeit gut, d.h. glückserzeugend, werde (Euthydemos 281d-e). Mit dem kaum erträglichen Nachweis, ihm selbst sowie allen anderen fehle dieses Wissen, wovon unsere Glückseligkeit gänzlich abhänge, macht uns Sokrates die ursprüngliche Mangelhaftigkeit des Menschen und dadurch die existenzielle Notwendigkeit des Philosophierens spürbar. Ich frage nun danach, worin dieses Wissen, laut Platon, besteht – ob überhaupt in etwas anderem als Sokrates‘ rein negativer Erkenntnis, dass es uns fehlt –, wie es sich zu den konventionellen Gütern und den gewöhnlichen Arten des Wissens verhält, und wie es seine Besitzerin glücklich macht. Ferner interessieren mich die verwandten Antworten hierauf bei Aristoteles und der Stoa.