College of Fellows

Neuroscience and Society

Die Focus Group arbeitet an interdisziplinären Fragestellungen an der Schnittstelle von Neurowissenschaft und Geisteswissenschaften. Sie untersucht, inwiefern neurowissenschaftliche Forschungen Relevanz für die Geistes- und Sozialwissenschaften haben – und umgekehrt. Dass menschliches Verhalten und Handeln immer häufiger auf neuronale Prozesse zurückgeführt wird, stellt die Geistes- und Sozialwissenschaften, in deren Kompetenzbereich solche Fragen bislang fielen, vor Herausforderungen, bietet aber auch die Chance zu interdisziplinärer Forschungsarbeit. Durch das Überschreiten von Fächergrenzen öffnen sich hier unerwartete Perspektiven, sodass sich fachspezifische Fragen neu perspektivieren und gemeinsam Antworten finden lassen.

Die Focus Group zielt auf einen Austausch zwischen Neuro- und Kognitionswissenschaften, Psychiatrie und Geistes- und Sozialwissenschaften wie Philosophie und Literaturwissenschaft und steht damit in der Tradition der vom Werner Reichardt Centrum für Integrative Neurowissenschaften und dem College of Fellows co-organisierten „CIN Dialogues at the Interface of the Neurosciences and the Arts and Humanities“. Sie bietet einen Ort für den interdisziplinären Dialog und die fächerübergreifende Zusammenarbeit an der Universität Tübingen, an der international renommierte Neurowissenschaften auf starke Geistes- und Sozialwissenschaften treffen. Ihre Aktivitäten organisiert sie im Sommersemester 2024 um den Aufenthalt und die Forschungsarbeiten von Prof. Vittorio Gallese, der als Humboldt-Forschungspreisträger zu Gast ist.

Personen

Prof. Dr. Andreas Bartels

Neurowissenschaften/Werner Reichardt Centre for Integrative Neuroscience, Vision and Cognition

Dr. Elisa Filevich

Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung 

Prof. Dr. Thomas Gasser

Neurowissenschaften/Universitätsklinikum, Abteilung Neurologie

PD Dr. Fotios Alexandros Karakostis

Paläoanthropologie, Senckenberg Institute 

Prof. Dr. Barbara Kaup

Psychologie, AG Sprache & Kognition

Prof. Dr. Dorothee Kimmich

Literaturwissenschaftliche Kulturwissenschaft/Deutsches Seminar

Prof. D. Monique Scheer

Empirische Kulturwissenschaft/Prorektorin für Internationales und Diversität

PD Dr. Niels Weidtmann

Interkulturelle Philosophie/College of Fellows

Prof. Dr. Felix Wichmann

Neurowissenschaft, Kognitionswissenschaft/Informatik, Neuronale Informationsverarbeitung/Bernstein Center for Computational Neuroscience Tübingen

Prof. Dr. Dirk Wildgruber

Neurowissenschaften/Psychiatrie/Universitätsklinikum, Arbeitsgruppe Affektive Neuropsychiatrie

Prof. Dr. Hong Yu Wong

Philosophie mit dem Schwerpunkt Kognitionswissenschaft/Philosophisches Seminar

Dr. Charley Wu

Exzellenzcluster – Maschinelles Lernen für die Wissenschaft

Fellows/Gastprofessor*innen

Prof. Patrick Haggard

Professor für Cognitive Neuroscience am University College London, Leiter der Action & Body Group am ULC

Prof. Haggard ist ein international bekannter Forscher auf dem Gebiet der Psychologie des menschlichen Handelns mit bahnbrechenden Forschungsarbeiten zur experimentellen Neuropsychologie des menschlichen Willens und der freiwilligen Handlung. 

Im Wintersemester 2024/25 und Sommersemester 2025 organisiert die Focos Group ihre Aktivitäten um die Forschungsarbeiten von Patrick Haggard.

Prof. Dr. Vittorio Gallese

Neurophysiologie, kognitive Neurowissenschaften, soziale Neurowissenschaften und Philosophie des Geistes | Universität Parma, Abteilung für Neurowissenschaften, Department für Medizin und Chirurgie | Italian Academy for Advanced Studies in America, Columbia University, New York, USA

Die Focus Group organisierte ihre Aktivitäten im Sommersemester 2024 um den Aufenthalt und die Forschungsarbeiten von Prof. Dr. Vittorio Gallese, der als Humboldt-Forschungspreisträger zu Gast war.

Kurz-Vita:

Vittorio Gallese, seit 2006 Professor für Psychobiologie an der Università degli Studi di Parma, gilt als einer der weltweit führenden Experten im Bereich der sozialen Neurowissenschaften. Er war Professor für experimentelle Ästhetik an der University of London (2016-2018), Einstein Visiting Fellow an der Berlin School of Mind and Brain (2016-2020), KOSMOS Fellow an der Humboldt Universität Berlin (2013-2014) und Visiting Professor an der University of California, Berkeley, USA (2002). Gallese ist Experte für Neurophysiologie, kognitive Neurowissenschaften, soziale Neurowissenschaften und Philosophie des Geistes und einer der Entdecker der Spiegelneuronen. In seiner Forschung sucht er die funktionelle Organisation der Gehirnmechanismen zu ergründen, die der sozialen Kognition zugrunde liegen, wie etwa Empathie und Sympathie, Sprache und ästhetische Erfahrung. In seine interdisziplinäre Arbeit fließen Erkenntnisse und Ansätze sowohl aus Philosophie als auch aus Psychologie und Neurowissenschaften ein.

Veranstaltungen

Die Focus Group „Neuroscience and Society“ plant regelmäßige Arbeitstreffen. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei niels.weidtmannspam prevention@uni-tuebingen.de.

Veranstaltungen mit Prof. Patrick Haggard, New Horizons Fellow (2024/2025)

21. Februar 2025: Cof Lunch Talk "What are sensory qualities? Experiments on the mechanisms of thermal perception"

16. Oktober 2024
New Horizons Workshop
"Action, Body, and Space"

"Action, Body, and Space"
Mit einer Keynote von New Horizons Fellow Prof. Patrick Haggard: "Is Space Motoric?"

Mi, 16. Oktober 2024, 09:30 – 17:00 Uhr
Villa Köstlin (Rümelinstr. 27, Tübingen)

Das Programm finden Sie hier.

Veranstaltungen mit Prof. Vittorio Gallese, Humboldt Forschungspreis (2024)

9. Juli 2024
Podiumsdiskussion
Prof. Vittorio Gallese und Prof. Andreas Heinz

Unter dem Titel "Mirroring Society in Neuroscience" organisierte das College of Fellows am 9. Juli eine interdisziplinäre Podiumsdiskussion zwischen Vittorio Gallese und Andreas Heinz, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Berlin, in welcher sie aus unterschiedlichen Perspektiven die Spiegelungsverhältnisse von Gesellschaft und Neurowissenschaften erörterten und sich unter anderem folgenden Fragen widmeten:

Wo ist mein Verstand? Welchen Einfluss hat das Paradigma der embodied cognition (der ‚verkörperten‘ Kognition), die ihn nicht (allein) im Kopf lokalisiert, auf das Verständnis menschlicher Entwicklung und sozialer Interaktionen? Wie spiegeln neurowissenschaftliche Paradigmen oder auch pathologisierende psychiatrische Diagnosen gesellschaftliche Überzeugungen wider?

In diesem interdisziplinären Podiumsgespräch erörterten mit Prof. Vittorio Gallese und Prof. Andreas Heinz zwei Forschende, die angemessen komplexe Fragen an Gehirnfunktionen wie an psychische Gesundheit und Krankheit zu stellen suchen, aus unterschiedlichen Perspektiven die Spiegelungsverhältnisse von Gesellschaft und Neurowissenschaften. Denn die Funktionsweisen des Gehirns sind nicht zu beschreiben, wenn dessen kontinuierliche Wechselwirkungen mit dem Körper und dem sozialen Umfeld außer Acht gelassen werden. Auch medizinische und psychiatrische Diagnosen stehen immer im Kontext gesellschaftlicher Diskurse etwa über psychische Krankheit oder Gesundheit.

Gallese und Heinz hielten jeweils einen kurzen Impuls-Vortrag und führten im Anschluss eine moderierte Diskussion; beide sind nicht nur führende Fachvertreter ihrer jeweiligen Disziplinen, sondern auch versierte Verfechter des interdisziplinären Dialogs. 
Die Diskussion moderierte PD Dr. Niels Weidtmann (College of Fellows) und Prof. Andreas Bartels (Neurowissenschaften/ Werner Reichardt Centre for Integrative Neuroscience).

Focus Group "Neuroscience and Society"
Die Veranstaltung findet als eine der Aktivitäten der Focus Group "Neuroscience and Society"  am College of Fellows statt.
Die Focus Group Neuroscience and Society arbeitet an interdisziplinären Fragestellungen an der Schnittstelle von Neurowissenschaft und Geisteswissenschaften. Sie untersucht, inwiefern neurowissenschaftliche Forschungen Relevanz für die Geistes- und Sozialwissenschaften haben – und umgekehrt. Dass menschliches Verhalten und Handeln immer häufiger auf neuronale Prozesse zurückgeführt werden, stellt die Geistes- und Sozialwissenschaften, in deren Kompetenzbereich solche Fragen bislang fielen, vor Herausforderungen, bietet aber auch die Chance zu interdisziplinärer Forschungsarbeit. Durch das Überschreiten von Fächergrenzen öffnen sich hier unerwartete Perspektiven, sodass sich fachspezifische Fragen neu perspektivieren und gemeinsam Antworten finden lassen. 
Die Focus Group zielt auf einen Austausch zwischen Neuro- und Kognitionswissenschaften, Psychiatrie und Geistes- und Sozialwissenschaften wie Philosophie und Literaturwissenschaft und steht damit in der Tradition der vom Werner Reichardt Centrum für Integrative Neurowissenschaften und dem College of Fellows co-organisierten „CIN Dialogues at the Interface of the Neurosciences and the Arts and Humanities“. Sie bietet einen Ort für den interdisziplinären Dialog und die fächerübergreifende Zusammenarbeit an der Universität Tübingen, an der international renommierte Neurowissenschaften auf starke Geistes- und Sozialwissenschaften treffen. Ihre Aktivitäten organisiert sie im Sommersemester 2024 um den Aufenthalt und die Forschungsarbeiten von Prof. Vittorio Gallese. Mehr Informationen zur Focus Group finden Sie hier.

Prof. Dr. Vittorio Gallese, seit 2006 Professor für Psychobiologie an der Università degli Studi di Parma, gilt als einer der weltweit führenden Experten im Bereich der sozialen Neurowissenschaften. Er war Professor für experimentelle Ästhetik an der University of London (2016-2018), Einstein Visiting Fellow an der Berlin School of Mind and Brain (2016-2020), KOSMOS Fellow an der Humboldt Universität Berlin (2013-2014) und Visiting Professor an der University of California, Berkeley, USA (2002). Im Sommersemester 2024 ist er als Humboldt-Forschungspreisträger an der 
Universität Tübingen zu Gast.
Gallese ist Experte für Neurophysiologie, kognitive Neurowissenschaften, soziale Neurowissenschaften und Philosophie des Geistes und einer der Entdecker der Spiegelneuronen. In seiner Forschung sucht er die funktionelle Organisation der Gehirnmechanismen zu ergründen, die der sozialen Kognition zugrunde liegen, wie etwa Empathie und Sympathie, Sprache und ästhetische Erfahrung. In seine interdisziplinäre Arbeit fließen Erkenntnisse und Ansätze sowohl aus Philosophie als auch aus Psychologie und Neurowissenschaften ein.

Prof. Dr. med. Dr. phil. Andreas Heinz, seit 2002 Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Berlin, studierte Medizin, Philosophie und Anthropologie. Er habilitierte sich 1998 für das Fach Psychiatrie und Psychotherapie und promovierte 2013 über den Begriff der psychischen Gesundheit. Seit 2012 ist er stellvertretender Vorsitzender der Organisation Aktion für Psychisch Kranke. 2010-2014 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Biologische Psychiatrie (DGBP). 2008-2011 war er Sprecher der Konferenz der Universitätslehrstühle für Psychiatrie in Deutschland. Seit 2009 ist er Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde. 
Er forscht u. a. zu Neurourbanistik, den Auswirkungen von Migration und sozialer Exklusion auf die psychische Gesundheit, den Folgen von Armut im sozialen Nachbarschaftskontext und den Auswirkungen städtischer Risikofaktoren auf die Manifestation psychotischer und Suchterkrankungen. Heinz ist Befürworter eines personenzentrierten Ansatzes und offener Stationen in der Psychiatrie. 2011 wurde er auf den Leibnitz-Lehrstuhl des Leibnitz-Instituts für Neurobiologie in Magdeburg gewählt, in Anerkennung herausragender Forschung in den Neurowissenschaften.

28. Juni 2024
"Emotions and affect in aesthetics. A neuroscientific perspective"

Talk: "Emotions and affect in aesthetics. A neuroscientific perspective", 

4.15 pm. Host: Professor Dr Hong Yu Wong 

27. Juni 2024
"The artification of habits. From tools to symbols"

27. Juni 2024, 18.00 Uhr
"The artification of habits. From tools to symbols"
Am Lehrstuhl von Prof. Nicholas Conard

24. Juni
"The Embodiment of Language"

24. Juni 2024, 10.00 Uhr
"The Embodiment of Language"
Am Lehrstuhl von Prof. Dr. Barbara Kaup

26. April 2024
Semestereröffnung
"Embodying neural representations: Neural reuse and embodied simulation"

Mit einem Vortrag von Prof. Vittorio Gallese (Professor für Psychobiologie an der Università degli Studi di Parma): "Embodying neural representations: Neural reuse and embodied simulation"

Abstract
In the last decades technological advancements providing new tools to study the brain in humans and non-human animals boosted the enormous progress of Neuroscience. This progress brought along a diversity of approaches, levels of description and the focusing on different granularities, so that a unified theory of brain function and its relationship to behavior is currently not available. Thus, the notion of neural representation is a topic of ongoing debate and controversy within the field of cognitive neuroscience. The relevant literature includes very diverse theoretical approaches, ranging from the neo-phrenological approach, assigning to specific brain modules specific cognitive functions, to dynamic system theory-inspired approaches, holding that brain neural activity emerges from the interactions among interconnected neurons, rather than being solely determined by fixed neural representations.

In my lecture the notion of neural representation will be addressed from an embodied perspective, discussing embodied simulation theory within the framework of neural reuse. It will be argued that being, feeling, acting, and knowing describe different modalities of our relations to the world, all sharing a constitutive underpinning bodily root that maps into dynamic ways of functioning of the brain-body. Brain architecture does not respect the boundaries of standard mental terms and categories. Mental terms and categories are the loose and imprecise verbal descriptions of a variety of complex cognitive behaviors that we are not yet able to fully explain in terms of their underlying neural and bodily mechanisms.

Bio
Vittorio Gallese, seit 2006 Professor für Psychobiologie an der Università degli Studi di Parma, gilt als einer der weltweit führenden Experten im Bereich der sozialen Neurowissenschaften. Er war Professor für experimentelle Ästhetik an der University of London (2016-2018), Einstein Visiting Fellow an der Berlin School of Mind and Brain (2016-2020), KOSMOS Fellow an der Humboldt Universität Berlin (2013-2014) und Visiting Professor an der University of California, Berkeley, USA (2002). Gallese ist Experte für Neurophysiologie, kognitive Neurowissenschaften, soziale Neurowissenschaften und Philosophie des Geistes und einer der Entdecker der Spiegelneuronen. In seiner Forschung sucht er die funktionelle Organisation der Gehirnmechanismen zu ergründen, die der sozialen Kognition zugrunde liegen, wie etwa Empathie und Sympathie, Sprache und ästhetische Erfahrung. In seine interdisziplinäre Arbeit fließen Erkenntnisse und Ansätze sowohl aus Philosophie als auch aus Psychologie und Neurowissenschaften ein.