Uni-Tübingen

Nach den Sternen greifen.

Vormoderne Astronomie und Astrologie zwischen Religion und Naturkunde

24.01.–23.03.2014

Der Griff nach den Sternen hat eine lange Tradition: Seit Jahrtausenden beobachten Menschen Erscheinungen am Firmament. Sie versuchen, astronomische Phänomene zu deuten und zu begreifen: Wie ist der Kosmos aufgebaut? Wie verhalten sich Himmel und Erde zueinander? Wie beeinflussen die Sterne das Leben auf der Erde? Im Gegensatz zu heute verstand man früher Astronomie (die Wissenschaft von den Gestirnen) und Astrologie (die Deutung von Sternenkonstellationen in Bezug auf die irdischen Verhältnisse) als eine Einheit. In beiden Wissensfeldern stehen naturkundliche und religiöse Erklärungsmuster nebeneinander. An dieser Stelle setzt unsere Ausstellung an. Heute wissen wir, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Unser Sonnensystem und selbst unsere Galaxie sind nur ein kleiner Teil der unendlichen Weiten des Alls. Eine Selbstverständlichkeit? Früher dachte man ganz anders: Im zweiten Jahrhundert n. Chr. entwickelte der Grieche Ptolemäus ein geozentrisches Weltbild. Er hielt die Erde für den Mittelpunkt des gesamten Weltalls. Die christliche Kirche übernahm diese Ansicht, da sie der Bibel nicht widersprach. Erst im 16. und 17. Jahrhundert wurde das ptolemäische Modell durch neue astronomische Beobachtungen widerlegt. Der Gelehrte Nikolaus Kopernikus (1473−1543) vertrat ein heliozentrisches Weltbild; er ging davon aus, dass sich die Erde um die Sonne drehte und nicht umgekehrt. Die neuen Entdeckungen werden häufig als ein Siegeszug wissenschaftlichen Denkens über rückständige kirchliche Vorstellungen beschrieben: Sie wurden durch verbesserte technische Hilfsmittel wie das Fernrohr ermöglicht und mussten sich erst gegen den Widerstand der Kirche durchsetzen. Die Ausstellung hinterfragt dieses einseitige Bild. In der Vormoderne, also in der Zeit vor circa 1800, standen religiöses und naturkundliches Wissen in regem Austausch miteinander. Dieses Zusammenspiel zeigt die Ausstellung anhand der drei Themenfelder: Die Sterne als Verkünder; Berechnen, Vorhersagen, Verstehen und Kopernikus in der Diskussion. In thematischer Anknüpfung an die erfolgreiche Schau „Himmel. Wunschbild und Weltverständnis“ des Museums der Universität Tübingen MUT möchte das Graduiertenkolleg diese Perspektive vor Augen führen und mit einigen der Forschungsfragen vertraut machen, die den Promotionsverbund an der Universität Tübingen beschäftigen.

Ort

Museum der Universität Tübingen MUT, Schloss Hohentübingen

Burgsteige 11, 72070 Tübingen

Öffnungszeiten

Mi bis So 10 bis 17 Uhr

Do bis 19 Uhr

Eintritt

Erwachsene 5 Euro, Ermäßigt 3 Euro, Tübinger Studierende frei

Begleitprogramm

Mittwoch, 12.02.2014, 18–20 Uhr, Schloss Hohentübingen, Fürstenzimmer

PD Dr. Steffen Schneider (Tübingen): „Giordano Brunos unendliches Weltall: religiöse Voraussetzungen und anthropologische Konsequenzen“

Mittwoch, 05.03.2014, 18–20 Uhr, Schloss Hohentübingen, Fürstenzimmer

Bruno Wiedermann M.A. (Tübingen): „Nackte Himmelskörper. Das „Tübinger Hausbuch“ als Quelle der Geschlechtergeschichte“

Internet

www.unimuseum.de

www.uni-tuebingen.de/museum-schloss

Kontakt

Dr. Britta Bußmann

Graduiertenkolleg 1662 „Religiöses Wissen im vormodernen Europa (800–1800)“

Liebermeisterstraße 12

72076 Tübingen

britta.bussmann@uni-tuebingen.de

07071/29-78064