Demokratie-Monitoring Baden-Württemberg
Das Projekt "Demokratie-Monitoring Baden-Württemberg 2013: Konzept für ein Projekt zur demokratischen Orientierung der Bürger des Landes" ist ein Projekt im Programm "Bürgerbeteiligung" der Baden-Württemberg Stiftung.
- Finanzierung: Baden-Württemberg Stiftung gGmbH
- Laufzeit: 2013 bis 2014
- Status: ongoing
- Datenart: Qualitative Interviews
- Geographischer Raum: Bundesland Baden-Württemberg, ausgewählte Kommunen
Was ist der Demokratiemonitor Baden-Württemberg?
Auf Initiative der Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung Gisela Erler und im Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung führt ein größerer Forschungsverbund ein umfangreiches Demokratie-Monitoring im Land durch.
Eines der drei Teilprojekte wird von Rolf Frankenberger, Daniel Buhr und Josef Schmid geleitet. Das Projekt ist zunächst auf ein Jahr angelegt, soll aber regelmäßig wiederholt werden.
In fast allen liberalen Demokratien des Westens sind vor dem Hintergrund der Globalisierung zwei komplementäre Entwicklungen zu beobachten: Zum einen eine zunehmende Skepsis der Bürger gegenüber den repräsentativen Institutionen und Akteuren und zum anderen zunehmende Ansprüche der Bürger nach direkter Beteiligung an politischen Entscheidungsprozessen. Wie ist es angesichts dieser Entwicklungen um die Qualität der Demokratie in Baden-Württemberg bestellt? Antworten hierauf will das Demokratie-Monitoring geben, das von einem ForscherInnen-Team aus den Landesuniversitäten Freiburg, Heidelberg, Konstanz, Mannheim, Stuttgart und Tübingen entwickelt wurde. Insgesamt beschäftigen sich drei Teilprojekte mit der theoriegeleiteten Beantwortung der aufgeworfenen Fragen. Dabei kommt ein Mix aus unterschiedlichen Erhebungs- und Auswertungsmethoden zum Einsatz, der deskriptive, explorative und analytische Zugriffe ermöglicht und ein weit reichendes Bild der subjektiven Qualität der Demokratie zeichnen soll.
Das von Jan W. van Deth, Rüdiger Schmitt-Beck und Thorsten Faas (Universität Mannheim) geleitete Teilprojekt 1 umfasst eine repräsentative Umfrage der baden-württembergischen Wohnbevölkerung im Alter von 15+ Jahren. Durch die enge Anlehnung an internationale Umfragen wird ein Benchmarking im europäischen Vergleich möglich.
Globalisierung, Pluralisierung und Individualisierung führen zu einer Vervielfältigung von Lebensentwürfen und Bezugspunkten gesellschaftlicher Integration. Welche Auswirkungen haben die so entstehenden heterogenen Lebenswelten auf Politik, Demokratiebewertung und Beteiligungsformen?
Das fragt das von Daniel Buhr, Rolf Frankenberger und Josef Schmid (Universität Tübingen) entwickelte Teilprojekt 2. Anhand von Daten aus 120 explorativen qualitativen Interviews und Fokusgruppen wird analysiert, welche lebensweltlichen Bezüge und Muster relevant für die Sozialisation kulturalisierter Interessen, Orientierungs- und Handlungsmuster sind und welche Auswirkungen diese auf Demokratie, Demokratiebewertung und Beteiligungsformen sowie soziales und politisches Vertrauen haben.
In Teilprojekt 3 untersuchen Ulrich Eith (Universität Freiburg) und Angelika Vetter (Universität Stuttgart) die politischen Auswirkungen von Bürgerbeteiligungsverfahren. Dabei werden exemplarisch für ausgewählte Kommunen Beteiligungsprozesse unter Einsatz von Dokumentenanalysen, qualitativen Interviews und den in Teilprojekt 1 gewonnenen quantitativen Daten rekonstruiert und ausgewertet.
Von besonderem Interesse ist dabei, ob es durch die Beteiligungsprozesse zu Veränderungen von Einstellungen gegenüber der Demokratie seitens der Bürger und zu responsiverem Handeln seitens der politischen Akteure, zu Akzeptanzveränderungen und qualitativ besseren Problemlösungen gekommen ist und welches die dafür ursächlichen Faktoren sind.
Zusammen genommen leisten die drei Teilprojekte nicht nur eine Bestandsaufnahme, sondern zeigen zudem Perspektiven auf, die zu einer Verbesserung der Qualität der Demokratie in Baden-Württemberg beitragen können: durch die Identifikation der Potentiale für verschiedene Formen einer stärkeren direktdemokratischen Beteiligung und Differenzierung dieser Potentiale nach verschiedenen Bevölkerungsgruppen, Lebenswelten und Rahmenbedingungen.