Sacred Sound - Musikalische Manifestationen des Sakralen im interreligiösen Vergleich
Projektleitung:
Prof. Dr. Stefan Morent
Prof. Dr. Thomas Schipperges
Prof. Dr. Lejla Demiri
Dr. des. Mujadad Zaman
Wissenschaftliche Hilfskraft: Yusuf Keskingöz
Drittmittel: Exploration Starter Fund/Zukunftskonzept der Universität Tübingen (ZUK 63), Plattform 4
Projektlaufzeit: April 2017-Juli 2018
Projektbeschreibung:
Für alle Religionen bildet die musikalische Dimension und insbesondere das Erklingen sakraler Texte einen wesenhaften Bestandteil. Damit geht ebenso regelmäßig eine Sakralisierung auch des Erklingens (und des/der Ausführenden) einher: Es (und er/sie) erscheint/en als transzendierendes Medium der Kommunikation mit dem Göttlichen. Neben dieser fundamentalen Konstante existieren aber insbesondere bei den drei Buchreligionen Christentum, Islam und Judentum auch bezeichnende Unterschiede, so etwa in der Bindung des Erklingenden als Teil der Offenbarung, der Abtrennung von „Musik“ an sich, der Verbindung von Wort und Ton oder der Tradierung der Vortragsmodi. Das Projekt möchte den an „Sakrale Klänge“ im interreligiösen Vergleich sich knüpfenden Forschungsfragen in einem breiten interdisziplinären Kontext nachgehen und das Gemeinsame ebenso wie das Trennende explorieren. Es will damit einen Beitrag zum besseren gegenseitigen interreligiösen Verständnis, jenseits vorschneller Postulate von „Gemeinsamkeit“ ebenso wie von populistischer „Unvereinbarkeit“ leisten und Wege zu einem vertiefenden Diskurs öffnen. Methodisch steht hierbei die neue Form der Kombination von wissenschaftlichem Vortrag und erklingender Musik in Gestalt einer Serie von „Lecture/Recitals“ im Mittelpunkt.
Forschungsfragen:
- Inwiefern sind der Klang als solches und der des offenbarten Textes Teil der Offenbarung selbst?
- Wie wird das Verhältnis von Klang und Text beim Vortrag sakraler Texte bewertet?
- Hat der Klang unabhängig vom Wort einen ästhetischen Eigenwert und wenn ja, wie wird dieser bewertet, beschrieben?
- Welch theoretischen Reflexionen gibt es?
- Wie werden Klänge als sakral definiert bzw. dazu formiert?
- Gehört der erklingende Vortrag zur Vorstellung von „Musik" bzw. welches Verhältnis/welcher Unterschied besteht zu dem, was jeweils mit „Musik“ bezeichnet wird?
- Wie ist das Verhältnis von mündlicher Tradition und Schriftlichkeit bestimmt?
- Gibt es Vorstellungen zur „Historizität“/geschichtlich bedingten Wandlung des Erklingenden?
- Wie ist das Verhältnis von Sprache und vokaler Umsetzung und welche Möglichkeiten bestehen zur individuellen Gestaltung beim Vortrag?
- Fragen der Aufführungspraxis: Formen der Tradierung (Lehrer-Schüler-Verhältnis), Vokalproduktion, Aussagen über die Qualität von Stimmen, welche Kriterien dienen zur Bewertung des Vortrags?
- Welche Rolle spielt das Erklingen der Texte für die Stellung innerhalb der religiösen Gemeinschaft und für die Selbstwahrnehmung der Gemeinschaft insgesamt?
Lecture-Recitals SS 18