Social and Cultural Anthropology

Kleidertausch

viele Leute, gute Stimmung, neue Kleidung durch Tausch, keine Ausbeutung, lecker Chai

Wusstest du, dass die Textilindustrie insgesamt mehr CO2-Emissionen verursacht als Flugzeuge und Schiffe insgesamt und dass diese Zahlen weiterhin steigen (1)? Oder dass sich die CO2-Emissionen um fast 50% verringern würden, wenn ein Kleidungsstück nur zweimal mehr als jetzt getragen werden würde (2)?

Genau aus diesen Gründen sind wir auf die Idee gekommen einen Kleidertausch zu organisieren, als erste Veranstaltung unserer Umwelt AG. Diese fand am Sonntag den 11.07.21 im Wohnprojekt Schelling statt. Davor hatten Melissa und Sanni knapp einen Monat Zeit für die Vorbereitung.

Was ist eigentlich ein Kleidertausch?

In Deutschland wird durchschnittlich 780€ im Jahr für Kleider ausgeben, davon ist das meiste billige Fast Fashion (3). Deshalb wollten wir eine nachhaltige Möglichkeit bieten, Second-Hand-Kleider kostenfrei zu besorgen.

Das schon relativ bekannte Konzept eines Kleidertauschs hat Ähnlichkeiten mit einem Flohmarkt, nur dass man für die Kleider nichts bezahlen muss. Man kann eigene, nicht mehr getragene Kleidung mitbringen und kann sich dann von den mitgebrachten Klamotten auch selbst wieder etwas nehmen. Ein Geben und Nehmen!

Damit alle genügen Auswahl haben, gab es bei uns die Regel 1-5 Klamotten mitzubringen und maximal 5 Stück zu nehmen. In der Praxis setzten wir dies aber letztendlich nicht streng um, da sich der Austausch auch so ganz gut selbst regulierte.

Zudem haben wir eine „Näh-Werkstatt“ als einen kleinen Zusatz angeboten. Hierfür konnten wir uns eine Nähmaschine ausleihen und haben andere Materialien besorgt, wie Nadeln und Faden. Mit der Nähgruppe wollten wir eine Gelegenheit bieten, gemeinsam eigene Kleider zu reparieren, sich gegenseitig Hilfe zu geben und zu bekommen und einen Austausch zu ermöglichen.

Zwischendurch konnte man sich mit selbstgemachtem Chai (indischer Tee) im Garten der Schelling entspannen und mit den anderen Besucher*innen connecten. Außerdem gab es einen kleinen Infostand mit Informationen zum Einfluss der Textilindustrie auf Umwelt und Gesellschaft.

Planung

Zwei Wochen vor der Veranstaltung haben wir angefangen die Materialien zu sammeln. Wir brauchten 5-8 Kleiderstangen und einige Kleiderbügel, ein paar Tische und natürlich Klamotten zum Tauschen. Wir hatten das Glück, dass wir uns all dies von der Schelling ausleihen konnten. Von einem Bewohner konnten wir außerdem Radios ausleihen und von einer anderen Bewohnerin die Nähmaschine für die Nähgruppe. Die weiteren Nähmaterialien und Desinfektionsmittel (wegen des Hygienekonzepts) haben wir selbst mitgebracht bzw. gekauft. Außerdem hatten wir ein paar Freund*innen gefragt, ob sie uns bei der Nähgruppe helfen könnten.

Für die Werbung hatten wir Plakate gestaltet und haben diese hauptsächlich über die sozialen Medien und über E-Mail-Verteiler verbreitet.

Zusätzlich haben wir Plakate mit Fakten über die Textilindustrie beschriftet. Wusstest du, dass 16% der Baumwolle auf der Welt mittels Zwangsarbeit der Uiguren in China gepflückt und verarbeitet wird (4)? Um diese und weitere Fakten wieder in das Bewusstsein der Menschen zu bringen, war es uns ein Anliegen mittels des Infostands über die Nachteile der Textilindustrie zu informieren.


Ablauf

Obwohl der Kleidertausch am Sonntag erst um 12 Uhr anfing, begann der Tag für uns schon um 10 Uhr mit dem Aufbau. Aus dem Umsonstladen der Schelling haben wir Kleiderstangen und -bügel geholt. Der Umsonstladen ist ein Raum im Keller der Schelling, in welchen man Kleidung, Bücher und andere Dinge hinbringen oder auch (kostenlos) mitnehmen kann – quasi ein all-year-round Kleidertausch.  

Aus Decken haben wir eine Umkleidekabine gebastelt und den kleinen Infostand aufgebaut. Dazu haben wir ein paar Schilder als Wegweiser gebastelt und Klamotten vom Umsonstladen aufgehängt, damit die ersten Besucher*innen auch etwas zum Tauschen hatten. Zwischendurch hatten wir für uns aus Pappe und Schnur coole Orga-Team-Halsketten gebastelt. :)

Um 12 Uhr waren die ersten Leute da und mussten uns gleich dabei helfen, die Kleider vor einem kurzen Regenschauer zu schützen. Zum Glück zogen die Regenwolken schnell weiter und die Sonne schien fast den ganzen Nachmittag.

Die Besucher*innen kamen auch in mehreren kleinen „Wellen“, sodass das Hygienekonzept nicht so streng sein musste und wir auch ohne Masken teilnehmen konnten. Viele sind auch für eine längere Zeit geblieben, haben mit uns auf Bänken gesessen, gemütlich Chai getrunken und sich ausgetauscht. Wir selbst haben zwischendurch oft die Kleider geordnet oder die Besucher*innen beraten und mit ihnen gequatscht.

Die übriggebliebenen Kleider (und es waren viele!) konnten wir praktischerweise dem Umsonstladen der Schelling schenken.   

Und auch wir selbst haben tolle Funde gemacht, unter anderem einen trendigen roten Pullover aus Wolle und Kaschmirwolle!

Insgesamt war es ein sehr schöner und gelungener Nachmittag – mehrere Besucher*innen haben sich bei uns bedankt, da sie auf solche Aktionen schon gewartet hatten. Wir schätzen, dass insgesamt ca. 50 Menschen von außerhalb der Schelling gekommen sind und dass davon viele durch den Email-Verteiler von der Aktion mitbekommen hatten.

Nächstes Mal wollen wir mehr und vielseitigere Werbung für ein solches Event machen. Für unsere erste Aktion und im Rahmen der Corona-Situation war es aber genau die richtige Menge an Menschen – nicht zu viel und nicht zu wenig.

Wir haben unser Ziel auf jeden Fall erreicht: die Möglichkeit für einen gegenseitigen Austausch zu bieten, neue Kleidung auf eine nachhaltige Art zu finden und somit eine Tausch- und Kreislaufwirtschaft zu fördern, sowie konkret etwas Gutes für die Umwelt zu tun!