Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2023

Vorlesungen

Vorlesung: Fundamentale Sozialethik

Prof. Dr. Möhring-Hesse

Prof. Dr. Möhring-Hesse

Innerhalb der Katholischen Theologie wird die Sozialethik als ein eigenes theologisches Fach betrieben. Damit ist die in diesem Fach betriebene Wissenschaft in ihren Grundlagen souverän – und für deren Begründung selbst verantwortlich. Die dafür notwendige ›Fudamentale Sozialethik‹ wird in dieser Vorlesung als Reflexion derjenigen grundlegenden Probleme vorgestellt, die sich typischerweise einstellen, wenn man sich innerhalb auf die Ordnung gesellschaftlicher Verhältnisse bezieht und diese unter dem Maßstab der Gerechtigkeit untersucht. ›Lösen‹ lassen sich solch grundlegende Probleme im Rekurs auf ›Politik aus dem Glauben‹: So wie Glaubende theologisch sichern können, dass sie in ihrem politischen Engagement ihren Glauben an Gottes anbrechendes Heil vollziehen, so lässt sich mit Bezug auf solchen Glauben die theologischen und normativen Grundlagen der Sozialethik sichern.

Literatur

Gabriel, Karl (Hg.) (2002): Gesellschaft begreifen – Gesellschaft gestalten. Konzeptionen Christlicher Sozialethik im Dialog (Jahrbuch für christliche Sozialwissenschaften Bd. 43), Münster: Verlag Regensberg.
Hengsbach, Friedhelm (2005): Die anderen im Blick. Christliche Gesellschaftsethik in den Zeiten der Globalisierung, Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft.
Hengsbach, Friedhelm/Emunds, Bernhard/Möhring-Hesse, Matthias (Hg.) (1993): Jenseits Katholischer Soziallehre. Neue Entwürfe christlicher Gesellschaftsethik, Düsseldorf: Patmos.
Laux, Bernhard (2007): Exzentrische Sozialethik. Zur Präsenz und Wirksamkeit christlichen Glaubens in der modernen Gesellschaft (Forum Religion & Sozialkultur Bd. 13), Berlin: LIT-Verlag.
Schillebeeckx, Edward (1987): Weil Politik nicht alles ist. Von Gott reden in einer gefährdeten Welt, Freiburg im Breisgau: Herder Verlag.

Vorlesung: »Wohlstand der Nationen«. Vom gesellschaftlichen Wert der Volkswirtschaft, von dessen Produktion und dessen Verteilung (Themenfelder der Sozialethik)

Prof. Dr. Möhring-Hesse

Prof. Dr. Möhring-Hesse

Für die bundesdeutsche und vergleichbare Gesellschaften ist die Erstellung von Wohlstand und dessen Nutzung als Zweck gesetzt. Dementsprechend werden sie maßgeblich so geordnet, dass der intendierte Wohlstand erstellt und dieser dann auch genutzt werden kann. In politischen Auseinandersetzungen ist daher ›Wohlstand‹ ein typisches, häufig sogar schlagendes Argument. Diese Zwecksetzung der Gesellschaft steht unter ökologischer, globaler, sozialer und – nicht zuletzt – ethischer Kritik. Statt Wohlstand wird Genügsamkeit und Suffizienz als zukunftsfähige Zwecke der Gesellschaft projektiert. Angesichts dieser Kritik wird in der Vorlesung gefragt, was mit Wohlstand als Zweck der Gesellschaft gemeint wurde und gemeint werden kann, wie diese Fokussierung auf Wohlstand und die sich daraus ergebende Ordnung der Gesellschaft zu beurteilen ist – und wie überzeugend die gegen den Wohlstand vorgetragene Kritik ist.

Literatur

Münkler, Herfried (2017): Partizipation vs. Wohlstand. Die westliche Demokratie in der Krise, in: Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, Nr. 12, S. 15–18 [online verfügbar, letzter Zugriff: 11.04.2023]

Vorlesung: Grundbegriffe der Sozialethik

Prof. Dr. Möhring-Hesse

Prof. Dr. Möhring-Hesse

Als ein wissenschaftliches Unterfangen arbeitet die theologische Sozialethik typischerweise mit bestimmten Begriffen, um ihrem Gegenstand, die richtige Ordnung von Gesellschaften und gesellschaftlichen Zusammenhängen, zu ›begreifen‹. Dabei ist die Sozialethik nicht ›Herr im eigenen Hause‹. Sie muss ihre zentralen Begriffe mit anderen, vorrangig mit sozialwissenschaftlichen Wissenschaftsfächern teilen; und sie muss als Ethik den Anschluss an die Erstnutzung dieser Begriffe in den politischen Auseinandersetzungen um die Ordnung von gesellschaftlichen Verhältnissen halten. Mit einer doppelten Aufmerksamkeit auf die Begriffswelten ›außerhalb‹ der Sozialethik sollen in der Vorlesung deren zentrale Begriffe, wie Gesellschaft und Gerechtigkeit, Inklusion und Solidarität, vorgestellt werden.

Literatur

Hübenthal, Christoph/Wils. Jean-Pierre (Hg.) (2006): Lexikon der Ethik, Paderborn: Schöningh.
Schwietring, Thomas (2011): Was ist Gesellschaft? Einführung in soziologische Grundbegriffe, Konstanz: UVK-Verlagsgesellschaft.

Vorlesung: Pastoral- und Religionssoziologie

Prof. Dr. Möhring-Hesse, Prof. Dr. Schüßler, Manuela Wannenmacher

Prof. Dr. Möhring-Hesse, Prof. Dr. Schüßler, Manuela Wannenmacher

Was ist Religion? Verschwindet Religion im Laufe der Modernisierung von Gesellschaften oder kehrt sie wieder? Wie leben Menschen heute ihre Religiosität und wie verhalten sie sich zu traditionellen kirchlichen Religionsgemeinschaften? Wie verändern sich diese religiösen Institutionen gegenwärtig? Wie lässt sich Glaube und Religion überhaupt erforschen? Das und noch mehr sind Grundfragen der Pastoral- und Religionssoziologie, in die diese Vorlesung einführen wird. Es werden zentrale Konzepte und aktuelle Themen der soziologischen Auseinandersetzung mit Religion dargestellt und diese anhand konkreter Textbeispiele illustriert bzw. erarbeitet.

Seminare

Hauptseminar: Zukunft in der nächsten Gesellschaft (Lektüreseminar)

Prof. Dr. Möhring-Hesse

Prof. Dr. Möhring-Hesse

Modern über die Gegenwart zu denken, heißt vorrangig, diese Gegenwart – das, was ist, – von einer kommenden Zukunft her zu denken und in der Gegenwart diese Zukunft ›herstellen‹ zu wollen. Dieses modere Zeitschemata ist mit einem Politikverständnis verbunden: Das, was kommen wird, wird in den politischen Auseinandersetzungen ausgehandelt und auf diesem Wege wirklich. Dass sich das moderne Zeitschema und dass sich die gesellschaftlich dominante Vorstellung von Politik verändern, das wird seit einiger Zeit aus unterschiedlichen Fächern her und mit unterschiedlichen Ansätzen diagnostiziert. In dem Seminar wird ein Buch diskutiert, das sich in diese Diagnosen einreihen lässt: ›Anpassung‹ von Philipp Staab: Weil Fragen der Selbstentfaltung zurücktreten und dafür Fragen der Selbsterhaltung wieder in den Vordergrund treten, ist ›Anpassung‹ der Fluchtpunkt sowohl der individuellen Lebensführung als auch der politischen Auseinandersetzungen. Das entsprechende Zeitschema und die dazu passende technokratische Politikvorstellung ist hegemoniale Denkform den ›Jüngeren‹, sodass sich über diese Denkform das ›Leitmotiv der nächsten Gesellschaft‹ ankündigt.

Literatur

Philipp Staab (2022): Anpassung. Leitmotiv der nächsten Gesellschaft, Berlin: Suhrkamp.

Grundkurs/Seminar: Theologische Ethik: Soziologisch denken – sozialethisch urteilen

Manuela Wannenmacher

Manuela Wannenmacher

Die theologische Sozialethik ist dasjenige Fach innerhalb der katholischen Theologie, welches sich mit gerechter Ordnung bzw. gerechten Ordnungen gesellschaftlicher bzw. sozialer Zusammenhänge auseinandersetzt. Für eine solche Auseinandersetzung ist dabei zunächst von Nöten derartige Zusammenhänge zu verstehen. Zu diesem Zwecke sollen im Grundkurs Sozialethik Ansätze soziologischen Denkens erschlossen und deren Bedeutung für eine theologische Sozialethik erkundet werden.

Leistungsnachweis

für 2 ECTS Textlektüre, Lektüreeindruck und regelmäßige Teilnahme;
für 3 ECTS + Essays
für 6 ECTS benotet (Soziologie B 5.1, B 5.2) + Hausarbeit

Literatur

Berger, Peter / Luckmann, Thomas (1980 [1966]): Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie, Fischer Frankfurt/Mainz.
Möhring-Hesse, Matthias (2019): Wissenschaftlichkeit der theologischen Sozialethik, in: Göck,Benedikt Paul / Ohler, Lukas Valentin [Hrsg.], Die Wissenschaftlichkeit der Theologie. Band 2: Katholische Disziplinen und ihre Wissenschaftstheorien, Aschendorff Verlag Münster, S. 217-243.

Die Veranstaltung wird auch als Seminar am soziologischen Institut angeboten.

Oberseminar: Aktuelle Fragen der theologischen Sozialethik

Prof. Dr. Möhring-Hesse

Prof. Dr. Möhring-Hesse

Diskussion aktueller Theorie- und Forschungsarbeiten in der theologischen Sozialethik sowie Besprechung laufender Promotionsprojekte.
Anmeldung, möglichst in der Sprechstunde des Dozenten, ist erforderlich.

Lektüre / Kolloquien

Lektürekurs: Die Theologie Edward Schillebeeckx

Manuela Wannenmacher

Manuela Wannenmacher

Wie kann man zeitgemäße Theologie treiben, die sich nicht nur nach innen, sondern möglichst breit einer heutigen Gesellschaft zuwendet? Wie kann man von Gott sprechen, unter den Bedingungen von Säkularität? Wie kann man Glauben als sinnvoll, jedoch nicht als notwendig im Kampf um Befreiung ausweisen? Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich die Theologie Edward Schillebeeckx'. Gottes Heil und Gottes Präsenz kann in dieser Theologie nur vermutet werden, wenn es sich um menschlich sinnvolle, befreiende Zusammenhänge handelt. Glaubenssinn ist hier immer sekundär: auf menschlichem Sinn aufbauend. Glaube soll als sinnvolles Geschehen erschlossen werden. Die Rede von Gott als Interpretation einer Interpretation einer Interpretation einer Interpretation erschlossen werden.

Literatur

Schillebeeckx, Edward (1971): Glaubensinterpretationen, Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag.
Schillebeeckx, Edward (1990 [1989]): Menschen. Die Geschichte von Gott, Freiburg/Breisgau: Herder.

Interdisziplinäres Kolloquium: Christliches Handeln in Kultur und Gesellschaft (MGP 7)

Lehrende des Moduls MGP 7

Lehrende des Moduls MGP 7

Das Kolloquium vertieft modulbegleitend die Themen und aufkommenden Fragen der laufenden Lehrveranstaltungen im Modul MGP 7. Die Veranstaltung ist offen für Studierende aus anderen Studiengängen mit ähnlich gelagerter Modulstruktur.