Institutskolloquium: Macht und Beteiligung – die Industriepolitik der EU im digitalen Kapitalismus
Hans-Jürgen Bieling am Mittwoch, 22. Mai 2019, 16 – 18 c.t. Institut für Politikwissenschaft, Raum 124
Von einigen gefordert, von anderen strikt abgelehnt – rücken in den letzten Jahren auch in der EU industriepolitische Konzepte wieder verstärkt auf die Agenda. Vor kurzem hatte – in Abstimmung mit Frankreich – sogar das Wirtschaftsministerium der deutschen Bundesregierung dazu angeregt, sich mit industriepolitischen Fragen wieder intensiver zu befassen. Doch worum geht es dabei eigentlich genau? Was sind die Kontextbedingungen, Ursachen und treibenden Kräfte einer mutmaßlichen Renaissance der Industriepolitik? Welche Ziele werden angestrebt? Wer könnte von ihr profitieren?
Der Vortrag setzt sich mit diesen Fragen auseinander. Er verortet die Renaissance industriepolitischer Konzepte zum einen im Kontext globaler, europäischer und gesellschaftlicher Umbrüche, d.h. einer neuen Triade-Konkurrenz, fortbestehender Funktionsdefizite der Wirtschafts- und Währungsunion und dem wachsenden Druck, neue Kommunikations-, Energie- und Mobilitätskonzepte zu entwickeln. Zum anderen soll aber auch der Charakter der europäischen Industriepolitik bestimmt und hinterfragt werden. Viele gesellschaftliche Akteure werden in ihre Aushandlung und Umsetzung nicht oder nur unzureichend mit einbezogen. Genau dies wäre aber erforderlich, um zu einer – sozial und ökologisch – progressiven Handlungsagenda zu gelangen.
Hans-Jürgen Bieling ist Professor für Politik und Wirtschaft/Politische Ökonomie am Institut für Politikwissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen