Prof. Dr. Dorothee Kimmich

Veranstaltungen und Publikationen

Rückblick: DFH-Workshop "Epistémologies décentrées", Toulouse, 11.-12.4.2022

Weitere Informationen finden Sie hier und auf dem Flyer.

Rückblick: DFH-Workshop „Interkulturelle Philosophie und dekoloniales Denken“ (2022)

Das von der Deutsch-Französische Hochschule (DFH) geförderte Promotionsprogramm „Neue kritische Theorien und dezentralizierte Epistemologien / Nouvelles théories critiques et epistémologies décentrées“ (2022-2026) ist eine Kooperationsinitiative der Universitäten Tübingen und Toulouse (Jean Jaurès), die darauf abzielt, die europäische philosophische Erkenntnistheorie mit neueren Strömungen der kritischen Welttheorie, wie z.B. postkoloniale und dekoloniale Studien, interkulturelle Philosophie, Gender Studies, Cultural Studies, Kulturphilosophie und ökologische Studien, zu konfrontieren. Die Anforderungen, die sich aus dem ständigen Zusammentreffen verschiedener Traditionen und Denkformen in unserer Zeit ergeben, erfordern eine grundsätzliche Offenheit gegenüber nicht-westlichen Philosophien. Eine solche Perspektive impliziert eine breite Öffnung der akademischen Forschung für das Wissen von Minderheiten und für nichtakademische Wissensproduzenten, die nicht mehr als Objekte des Wissens, sondern als vollwertige Partner in der Produktion von kritischem akademischem Wissen betrachtet werden. Dies impliziert auch eine Öffnung für die Denkweisen außereuropäischer Kulturen und für die Herausforderungen der gelebten Erfahrung, die sich aus neuen interkulturellen Situationen ergeben.
Im Rahmen des Kollegs fand am 27./28. Oktober 2022 ein Workshop zu „Interkultureller Philosophie und dekolonialem Denken“ statt.

Der Workshop suchte die Beziehung zwischen Interkultureller Philosophie und dekolonialem Denken zu beleuchten und den Austausch zwischen diesen beiden Forschungsrichtungen zu fördern. Der Schwerpunkt interkultureller Philosophie liegt auf der Offenheit einer Vielfalt von Erfahrungswelten gegenüber, die jede Form eines essentialistischen Kulturverständnisses übersteigt. Das erfordert einen Rückgang auf die „Grunderfahrungen“, die in den verschiedenen Erfahrungswelten zur Entfaltung kommen. Auch das Staunen, von dem Platon und Aristoteles sagen, dass es am Anfang der Philosophie steht, gehört zu solchen kulturstiftenden „Grunderfahrungen“ und kann in der interkulturellen Begegnung nicht als allgemein verbindlich
vorausgesetzt werden. Dem dekolonialen Denken geht es dagegen zunächst darum, die konkreten Bedingungen aufzuklären, unter denen der Andere als „Anderer“ begegnet. Dabei zeigt sich, dass der „Andere“ nicht in einer gleichberechtigten Position auftritt und wir deshalb auch nicht einfach in einen Dialog mit ihm treten können.
Daher fordert das dekoloniale Denken, dass zunächst der historisch-politische Hintergrund und die Machtverhältnisse erläutert werden, die den Nichteuropäer als „anders“ klassifizieren und ihn in die „Position“ der Unterlegenheit und Minderheit versetzen. Das primäre Ziel der bevorstehenden Konferenz ist es, diese Unterschiede zu thematisieren und gleichzeitig ein Forum zu schaffen, in dem sich die beiden Strömungen wechselseitig inspirieren können.

Die Konferenzsprachen sind Deutsch, Französisch und Englisch.

Das Programm finden Sie hier (Flyer).