Uni-Tübingen

Ästhetik und Praxis

Fortbildung für gymnasiale Lehrkräfte mit Ästhetik-affinen Fächern

Die Fortbildung stellt die Zusammenarbeit von Lehrkräften und verschiedenen Mitgliedern des Sonderforschungsbereichs Andere Ästhetik in den Mittelpunkt und legt dabei besonderes Augenmerk auf gesellschaftlich bedeutsame und kontroverse Kunstwerke, die neben und aufgrund ihrer Artifizialität soziale Energien entwickeln und gesellschaftliche Praktiken und Kontexte (etwa inter-/transkulturelle, religiöse, ethische oder politische Ebenen) sichtbar machen, indem sie ins soziale Leben greifen und dieses auch prägen – z. B. Allegorien der Justitia, religiöse ‚Kunstwerke‘ wie Minarette, die Diskussion um antisemitische Kunst auf der Documenta oder misogyn gedeutete Kunstwerke wie in der Gomringer- oder Layla-Debatte. Ausgehend vom konkreten Artefakt lassen sich im Unterricht Überlegungen dazu anstellen, was überhaupt etwa ein Gedicht, ein Gemälde, einen Film, ein Foto, ein Gebäude zu einem Kunstwerk macht, worin ihre spezifische ästhetische Signatur und ihre jeweilige gesellschaftliche Relevanz und teilweise auch Brisanz bestehen. 

Der Begriff der ‚ästhetischen Reflexionsfigur‘, den der SFB Andere Ästhetik verwendet, um Kunstwerke hinsichtlich ihres immanenten ästhetischen Reflexionspotentials zu beschreiben, kann für solche Überlegungen ebenso wie für die Unterrichtsgestaltungen inspirierend sein. Unter ästhetischen Reflexionsfiguren eines Kunstwerks verstehen wir Formen, Typen und Figurationen, in denen sich ästhetische Kommentare zum eigenen Selbstverständnis des Artefakts im Vollzug, also im Kunstwerk selbst, performativ herausbilden. Ästhetischen Reflexionsfiguren bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen Praxis (dies meint eine heterologische Ebene, die den Blick auf soziale Praktiken und die Referenzbeziehungen zur Lebenswelt richtet) und künstlerisch versierter Ausführung (dies meint eine autologische Ebene, die auf ein historisch variables Form- und Gestaltungswissen zielt). 

Das Ziel ist es, einige ausgewählte Artefakte und ihre ästhetischen Reflexionsfiguren von der Vormoderne bis zur Spätmoderne mit Blick auf ihre Eignung für den Unterricht interdisziplinär zu sichten und aufzubereiten. Im Zuge dessen werden artistische Formen und soziale Wirkungsradien in ihrer ästhetischen Wechselwirkung hervorgehoben sowie konkrete Didaktisierungsmöglichkeiten vorgestellt und reflektiert. Nach zwei einleitenden Impulsvorträgen und Diskussion wird dies in den Fachpanels geschehen, die im Zentrum der Fortbildung stehen (Deutsch, Englisch, Latein, Französisch, Bildende Kunst, Musik, Religion).

Termin: 14.11.2024, 10–17 Uhr
Veranstaltungsort: Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Tübingen (SAFL)
Kooperationspartner: ZSL (Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung)
Beteiligte Fächer: Deutsche, Englisch, Französisch, Religion, Latein, Musik, Bildende Kunst, Philosophie/Ethik