Sustainability Lecture
2024
Sustainability Lecture 2024 mit Prof. Ulrich Brand
Am 26. November stand die Universität Tübingen im Zeichen der Nachhaltigen Entwicklung. Bei einer feierlichen Veranstaltung wurden die erneute EMAS-Zertifizierung mit der Urkundenübergabe sichtbar gemacht, die Nachhaltigkeitspreise für Abschlussarbeiten verliehen und Prof. Ulrich Brand warf in der Sustainability Lecture 2024 einen spannender Blick auf globale Herausforderungen der Nachhaltigen Entwicklung mit Bezug auf „imperiale Lebensweisen“.
Prof. Samuel Wagner, Prorektor für Nachhaltige Entwicklung, eröffnete die Veranstaltung mit einem Grußwort, in welchem er die besondere Verantwortung von Universitäten im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung betonte. Projekte wie das Forschungsprojekt KuNaH (Kultur der Nachhaltigkeit an Hochschulen) und das Studium Oecologicum unterstreichen das Engagement der Universität, Nachhaltige Entwicklung als integralen Bestandteil ihrer Exzellenzstrategie zu verankern. Er hob hervor, dass die Universität Tübingen diese Verantwortung durch exzellente Forschung, die (Aus)Bildung von Change Agents und als nachhaltige Organisation aktiv wahrnimmt.
Ein erster Höhepunkt war die Übergabe des EMAS-Zertifikats an die Universität Tübingen durch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Reutlingen. Seit der Einführung des Umweltmanagementsystems im Jahr 2011 arbeitet die Universität kontinuierlich daran, ihre Umweltleistungen zu verbessern. Nachdem Ilona Liesche, Umweltkoordinatorin der Universität Tübingen, die Bedeutung und Anforderungen des EMAS-Zertifikats erläuterte, erfolgte die Übergabe durch Dr. Wolfgang Epp von der IHK Reutlingen.
Im Anschluss wurden die Nachhaltigkeitspreise für Abschlussarbeiten von Prorektor Prof. Samuel Wagner Prof. Thomas Potthast feierlich verliehen. Diese Preise wurden bereits zum 14. Mal für Bachelor- und Masterarbeiten vergeben, in diesem Jahr erstmalig auch für eine Dissertation. Die große an Einreichungen aus unterschiedlichsten Disziplinen verdeutlicht, wie breit Themen Nachhaltiger Entwicklung an der Universität verankert sind.
Im Bereich der Bachelorarbeiten wurden Leon Flemming, Marie Luise Geisbusch und Benedikt Sanwald ausgezeichnet. Leon Flemming (Geographie) analysierte in seiner Arbeit die sozialräumliche Ungleichheit der Hitzebelastung im Stadtgebiet von Tübingen und beleuchtete dabei die räumliche Ausdehnung urbaner Hitzeinseln. Marie Luise Geisbusch (Geoökologie) untersuchte die Auswirkungen von Renaturierungsmaßnahmen auf die Vegetation von Mooren, indem sie Feld- und Satellitendaten kombinierte. Benedikt Sanwald (Germanistik) setzte sich mit dem Artensterben auseinander und beleuchtete das Thema anhand der literarischen Werke „Käfer“ von Bernhard Kegel und „Subtile Jagden“ von Ernst Jünger.
Im Bereich der Masterarbeiten wurden Mara Buchstab, Jörg Müller und Freya Reiß geehrt. Mara Buchstab (Politikwissenschaft/Public Policy and Social Change) analysierte in ihrer Arbeit die ideelle Entwicklung der SPD im Hinblick auf das „Ökosoziale Wachstumstrilemma“ und untersuchte dabei Parlamentsdebatten zum Jahreswirtschaftsbericht zwischen 1968 und 2023. Jörg Müller (Medienwissenschaft) widmete sich der nachhaltigen Nutzung alter Objektive an modernen Kameras und zeigte, wie durch ihre Wiederverwendung Ressourcen geschont werden können. Freya Reiß (Wirtschaftswissenschaften/European Management) erforschte die Ursachen und Mechanismen von Greenwashing in ausgewählten Unternehmen des Eurostoxx600 anhand ökonometrischer Methoden.
Erstmalig wurde auch eine Dissertation ausgezeichnet: Dr. Beatrice Ellerhoff (Physik) untersuchte in ihrer Arbeit, wie historische Klimasimulationen genutzt werden können, um Temperaturschwankungen auf lokaler bis globaler Ebene zu verstehen und zukünftige Auswirkungen des Klimawandels präziser vorherzusagen.
Der dritte Höhepunkt war die Sustainability Lecture, welche der Politikwissenschaftler Prof. Ulrich Brand von der Universität Wien zum Thema „Kapitalismus am Limit? Zu den Widersprüchen der "imperialen Lebensweise" hielt. Er sprach über die drängenden ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit und thematisierte die grundlegenden Ursachen der Klimakrise und mögliche Wege hin zu einer nachhaltigeren und solidarischen Gesellschaft.
Brand skizzierte das Konzept der „monströsen Normalität“, welches beschreibt, wie tief die destruktive Ausbeutung von Mensch und Natur in unsere Gesellschaft und Wirtschaft eingebettet ist. Zudem kritisierte er das Schlagwort „ökologische Modernisierung“, welches oftmals verschleiert, dass Probleme nur oberflächlich behandelt werden, anstatt die Wurzeln der Krise anzupacken. Stattdessen plädierte er für einen Ansatz, der auf starke Nachhaltigkeit und eine solidarische Lebensweise setzt.
„Die Klimakrise ist da und sie ist ernsthaft da“, betonte Brand und führte das Beispiel der Starkregenereignisse in Valencia an. Während Bewegungen wie Fridays for Future im Jahr 2019 eine breite Mobilisierung bewirkten, habe die Pandemie die öffentliche Aufmerksamkeit und den Protest stark zurückgedrängt. Gleichzeitig verschärfen geopolitische Entwicklungen die Situation: 2020 wurden beispielsweise 700 Milliarden Dollar in die Förderung fossiler Energien investiert – ein enormer Widerspruch zu den jährlich benötigten 250 Milliarden Dollar für die Unterstützung des Globalen Südens im Kampf gegen die Klimakrise.
In seiner Rede beschrieb Brand die imperiale Lebensweise als zentrales Problem. Unsere Konsumgüter – von Mobiltelefonen über das billige Schnitzel bis hin zu günstiger Kleidung – basieren oft auf der Ausbeutung von Arbeitskräften und Ressourcen in anderen Teilen der Welt. Selbst alltägliche Lebensentwürfe, wie die Pflege älterer Menschen durch Arbeitskräfte aus Osteuropa, verdeutlichen diese strukturelle Abhängigkeit. Brand machte klar, dass diese nicht nur individuell bedingt sei, sondern von ökonomischen und politischen Strukturen vorangetrieben werde.
Brand kritisierte auch die Versprechen der „grünen Ökonomie“: Die Idee, Wirtschaftswachstum und Emissionen zu entkoppeln, halte nicht was sie verspreche. Stattdessen warnte er vor der zunehmenden Instrumentalisierung des Globalen Südens als bloßes Materiallager für den Globalen Norden.
Schließlich skizzierte Brand die gesellschaftlichen Voraussetzungen für eine solidarische und nachhaltige Zukunft. Dazu gehörte unter anderem die Neugestaltung des Mobilitätssystems mit einem stärkeren Fokus auf den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel und kurzen Wegen. Wichtig sei hierbei, Nachhaltige Entwicklung nicht mit Verzicht gleichzusetzen, sondern als Möglichkeit zu sehen, neue, lebenswerte Perspektiven zu schaffen.
Seine Kernbotschaft: Ein Wandel ist möglich, er erfordert jedoch tiefgreifende Veränderungen in Wirtschaft, Politik und Lebensweise – weg von einer destruktiven Praxis hin zu einer solidarischen und nachhaltigen Gesellschaft.
Text: Lydia Solomon und Kerstin Schopp
Bisherige Vorträge
2023
Biodiversitätskrise, Klimakrise, Vielfachkrise - Von Herausforderungen und Lösungen
Christine von Weizsäcker war Festrednerin der diesjährigen Sustainability Lecture. Die Biologin und Umweltaktivistin verdeutlichte, weshalb insbesondere die Biodiversitätskrise im aktuellen Nachhaltigkeitsdiskurs häufig vernachlässigt wird. Wie in bestimmten Bereichen Lösungen gelingen können, veranschaulichten sechs Abschlussarbeiten, die mit dem Nachhaltigkeitspreis der Universität 2023 ausgezeichnet wurden.
Zu Beginn der Veranstaltung, die vom Kompetenzzentrum für Nachhaltige Entwicklung (KNE) am Ethikzentrum (IZEW) organisiert wurde, betonte Prof. Dr. Thomas Potthast, dass in diesem Jahr der Jury die Auswahl der sechs Arbeiten aus einer Vielzahl herausragender Bewerbungen nicht leichtgefallen sei.
Ausgezeichnet wurden je drei Bachelor- und Masterarbeiten. Die Bachelor-Preisträgerinnen sind Mareike Andert (Politikwissenschaft), Jana Mayer (Umweltnaturwissenschaften) und Leonie Sohr (Lehramt Ethik/Philosophie und Chemie). Mareike Andert widmete sich in ihrer Abschlussarbeit der geplanten Regionalstadtbahn Neckar-Alb und untersuchte, inwieweit die von Befürworter*innen und Gegner*innen des Projekts verwendeten Narrative zum Entscheid gegen die Innenstadtstrecke durch Tübingen führten. Um die Auswirkungen von Windparks auf kontinentaler Ebene abzuschätzen, untersuchte Jana Mayer in ihrer Arbeit Konflikte zwischen geplanten Windparks und Naturschutzgebieten auf dem afrikanischen Kontinent. Leonie Sohr bewertete unter ethischen Gesichtspunkten den Einsatz von Phosphonaten in Waschmitteln, deren Abbauprodukte als umweltkritisch einzustufen sind.
Die prämierten Masterarbeiten stammen von Niklas Best (Geoökologie), Carina Haller (International Economics) und Jonas Mertens (Molekulare Medizin). Niklas Best widmete sich in seiner Arbeit der Erfassung zweier Ökosystemleistungen im urbanen Raum und zeigte, wie Städte zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen können. Carina Haller hat in ihrer Arbeit den Energieverbrauch einkommensschwacher Haushalte analysiert und daraus sozialpolitische Implikationen abgeleitet. Jonas Mertens untersuchte, durch welche Immunmechanismen sich die Ausbreitung des Malariaerregers Plasmodium in der Leber stoppen lässt und stellte den Bezug zum UN-Nachhaltigkeitsziel „Gesundheit und Wohlergehen“ her.
„Wundern Sie sich bitte nicht, wenn ich nicht über Pandas, Orchideen und Wale rede.“ So eröffnete Christine von Weizsäcker im Anschluss an die Preisverleihung ihre Sustainability Lecture – und versprach einen differenzierten Blick auf die gegenwärtigen Krisen. Die vielfach für ihr Engagement ausgezeichnete Biologin saß an den Verhandlungstischen verschiedener internationaler Abkommen zum Schutz der Umwelt und ist bis heute Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher und zivilgesellschaftlicher Organisationen.
Das UN-„Übereinkommen über die biologische Vielfalt“ (CBD/Biodiversitätskonvention von 1992) bezeichnete Frau von Weizsäcker zwar als Höhepunkt multilateraler Abkommen, benannte jedoch im gleichen Zuge Rückschläge und Herausforderungen. Globale Sachstandberichte zeigen, dass der Biodiversitätsverlust bis heute dramatisch anwächst, und entscheidende Treiber zwar identifiziert sind, aber mitnichten aufgehalten werden. Bis heute werde biodiversitätsschädigendes Verhalten in großen Teilen sogar ungebremst subventioniert: „Biodiversitätspolitik muss scheitern, solange so viel in Maßnahmen investiert wird, die Natur systematisch zerstören“. Fassungslos äußerte sie sich zu dem jüngsten Beschluss der EU-Kommission, die Zulassung des Totalherbizids Glyphosat um weitere zehn Jahre zu verlängern.
Dabei sei die Biodiversitätskrise ‘nur‘ eine unter vielen weiteren Krisen. Frau von Weizsäcker richtete den Blick u.a. auf Armut, Hunger, Kriege, Klimawandel und die Macht der Konzerne und Superreichen. Auf der Suche nach Antworten auf diese Krisen treffe man auf schwache Rechtssysteme, wachsende Unsicherheit, Polarisierung, tief verschuldete Staaten und reiche Länder, die ihr Gewissen lieber mit CO2-Zertifikaten reinwaschen als ihren Lebensstil anzupassen. Auch neue, vermeintlich naturbasierte Lösungen riefen in der Realität teilweise unlösbare Flächenkonflikte hervor. Echte Lösungsbeiträge sieht Frau von Weizsäcker hingegen in einer echten Verantwortungsübernahme reicher Länder, z.B. durch starke Lieferkettengesetze. Die Grundsätze der UN-Umweltkonferenz von Rio 1992 hätten bis heute keine Bedeutung eingebüßt. Problematischer seien die sektoralen Zielsetzungen der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele: Was tatsächlich zähle, seien konsolidierte Positionen als Konsens verschiedener Sektoren und die Integration verschiedener Politikfelder, wie die Festrednerin am Beispiel des Konzeptes „One Health“ verdeutlichte.
Auch im aktuellen Wissenschaftssystem identifizierte sie Hindernisse auf dem Weg zu Lösungen: So werde Wissenschaft zunehmend nur als Beitrag zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit gesehen und es gelte als unwissenschaftlich, politische Lösungen vorzuschlagen. Entsprechend appellierte sie an gestandene Wissenschaftler*innen, inter- und transdisziplinäre Exzellenz explizit zu fördern und bei Berufungen zu berücksichtigen. Zugleich forderte sie zu intellektueller Bescheidenheit auf: Das Hinweisen auf Wissenslücken helfe, interdisziplinäre und interkulturelle Zusammenarbeit voranzubringen.
Frau von Weizsäcker stellte schließlich in Frage, ob der Begriff der Krise überhaupt zutreffend sei: Denn viele der gegenwärtigen „Krisen“ seien nicht plötzlich und unerwartet eingetreten. Lieber spreche sie von einer „Suche nach einem lückenlos gangbaren, schadensminimierenden, ressourcenkonfliktvermeidenden und gerechten Weg des Übergangs zu einer nachhaltigeren Kultur“. Große Hoffnungen setze die Biologin auf eine Wissenschaft, die mit systemischen, multidimensionalen, inter- und transdisziplinären und partizipativen Herangehensweisen auf die multiplen Krisen reagiert und zu Lösungen beiträgt. Ganz in diesem Sinne – und dem der Nachhaltigkeitspreise – hob sie zum Abschluss die Rolle der Universitäten als „Orte des strukturell unterstützten, gemeinsamen, kreative Wissensdurchbrüche fördernden und feiernden Lernens“ hervor.
Text: Maximilian Irion und Charlotte Müller
Link zur Aufzeichnung:
Die Sustainability Lecture 2023 wurde aufgezeichnet und auf dem Medienportal der Universität Tübingen ("timms") veröffentlicht:
https://timms.uni-tuebingen.de/
2022
Im gut gefüllten Festsaal der Alten Aula wurden am 29. November 2022, organisiert vom Kompetenzzentrum für Nachhaltige Entwicklung (KNE), die diesjährigen Nachhaltigkeitspreise für Abschlussarbeiten der Universität Tübingen verliehen. Der Soziologe Prof. Dr. Armin Nassehi hielt die Sustainability Lecture 2022.
„Ich rede nicht über CO2, das Corona-Virus oder militärstrategische Fragen im Kontext des Kriegs“, machte der gebürtige Tübinger Armin Nassehi zu Beginn seines Vortrags „Klima, Krieg, Corona: Die überforderte Gesellschaft“ klar. Eine überraschende und zugleich nachvollziehbare Ankündigung, da der Münchner Soziologe zwar in verschiedenen Gremien der Politikberatung tätig ist, aber keine Lösungen aus naturwissenschaftlicher oder medizinischer Sicht erarbeitet. Welchen Mehrwert hat es also, die gegenwärtigen Krisen aus soziologischer Sicht zu analysieren? „Krisen verweisen auf etwas, was in der Gesellschaft stattfindet“, untermauerte Nassehi die soziologische Relevanz des Themas. Als Wissenschaftler interessiere ihn, wie eine Gesellschaft selbst hervorgebrachte Krisen mit eigenen Mitteln bewältigen kann.
Seine Antwort verweist auf den Untertitel seines 2021 veröffentlichten Buchs „Unbehagen“ und die Headline des Vortrags: Die Gesellschaft sei mit ihren Krisen überfordert. Eine Krise bedeute das Erleben von gestörter Interdependenz, von nicht kombinierbaren Erwartungen und Wünschen an das Leben, so Nassehi. Zugleich zeige eine Krise, wie vulnerabel unser komplexes System sei und zu welchen Zielkonflikten die funktionale Differenzierung der Gesellschaft führe. „Was daraus folgt, sind kollektive Krisen, aber die Gesellschaft agiert nicht als Kollektiv“, analysierte der Soziologe. Seine Argumentation leuchtet nicht zuletzt für den Kontext des Klimawandels ein: Wie können wir Kräfte bündeln, wenn sich die Politik primär auf Mehrheitsbildung, die Wirtschaft auf finanzielles Wachstum und die Wissenschaft auf Erkenntnisgewinn und Identifikation von Forschungslücken konzentriert? Deshalb werde dringend benötigtes Handeln dadurch erschwert, dass es nicht in bestehende Rollenkonzepte und kulturelle Zusammenhänge passe, schlussfolgerte Nassehi. Eine mögliche Lösung? „Wir brauchen translationale Wissenschaft, die – analog zur Medizin – Erkenntnisse aus den Grundlagenwissenschaften in die breite Praxis überführt“, so Nassehis Vorschlag, wenngleich auch hier das Vertrauen gegenüber wissenschaftlicher Erkenntnis nicht nach wissenschaftlichen Prinzipien, sondern vor allem nach politischen und ökonomischen Kriterien gewonnen werden würde.
Wie translational orientierte Nachhaltigkeitswissenschaft in diesem Sinne erfolgen und verschiedene Perspektiven zusammenführen kann, wurde bei der Nachhaltigkeitspreisverleihung unmittelbar vor Nassehis Sustainability Lecture deutlich: Bereits zum zwölften Mal ehrte die Universität Tübingen, vertreten durch Kanzler Dr. Andreas Rothfuß, Studierende, die sich in ihrer Abschlussarbeit in herausragender Weise mit Themen rund um Nachhaltige Entwicklung beschäftigen. Wie die Studiengänge der Preisträgerinnen zeigen, ist Nachhaltigkeit keineswegs ein Thema, das sich auf eine einzelne Disziplin beschränkt. So wurden jeweils drei Bachelor- und Master-Arbeiten verschiedenster Fachrichtungen prämiert: Hanna Disch (Kognitionswissenschaft) entwickelte in ihrer Bachelor-Arbeit mithilfe von Zeitreihen statistische Modelle zur Optimierung der Solarenergie-Nutzung, Anne Krehl (Biologie) untersuchte den Effekt von Plastik auf den Wassergehalt und die Pflanzenfitness in verschiedenen Bodenarten und Nike Andrea Macht (Umweltnaturwissenschaften) prüfte die Auswirkungen von Ozonung in Kläranlagen auf die Wasserqualität. Die prämierten Master-Arbeiten stammen von Alexandra Riegger (Lehramt Mathematik und Chemie), die eine BNE-Unterrichtseinheit für das Fach Mathematik konzipierte und evaluierte, Tatjana Tull (Evolution und Ökologie), die die Belastung von Zuckmückenlarven durch Reifen- und Straßenabrieb analysierte, sowie Carolin Walper (Physische Geographie – Umweltgeographie), die vegetationsspezifische Folgen von Sanddämmen in semiariden Regionen erforschte.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen Empfang. Dabei konnten die Gäste mit den Preisträgerinnen und Armin Nassehi weiter ins Gespräch kommen.
Die Aufzeichnung der Sustainability Lecture 2022 finden Sie ab Minute 51 hier.
2021
Die Festrede, die Sustainability Lecture, hielt die britische Ökonomin Prof. Kate Raworth, die ihr weltweit rezipiertes Konzept der „Doughnut Economy“ vorstellte. Anschaulich präsentierte sie den „Doughnut of social and planetary boundaries“ als Gegenentwurf zur gängigen Volkswirtschaftslehre. Dabei symbolisiert die Form des klassischen Donuts zwei Grenzen, innerhalb derer sich wirtschaftliches Handeln bewegen müsse: soziale Mindeststandards, die nicht unterschritten und planetare Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen. Je nach Fokus kann der Donut auf die ganze Welt, eine Nation, eine Stadt oder das individuelle Leben angewendet werden. Ziel muss sein, die Grenzen zu beachten und sich zukünftig im „Bereich des Donuts“, dem „safe and just space for humanity“ zu bewegen.
In ihrer Präsentation zeigte Prof. Raworth welche Notwendigkeit gemeinsames Handeln und Veränderungen am aktuellen Wirtschaftssystem haben. Mit der Verschiebung von degenerativen hin zu regenerativen Prinzipien und verteilten statt entzweienden Arbeitsweisen können und müssen Grunddynamiken in der Gesellschaft verändert werden. Sie stellte Beispiele aus verschiedenen Städten vor (u. a. Amsterdam) und gab Einblicke in die Arbeit des 2020 von ihr gegründeten „Doughnut Economics Action Lab“.
Abgerundet wurde der Vortrag durch Nachfragen und eine angeregte Diskussion der Gäste vor Ort und digital. Nicht wenige der Anwesenden ließen sich von der motivierenden Rede Raworths mitreißen und stellten sich die titelgebende Frage: „Can Tübingen live within the Doughnut?“.
Hier geht es zur Aufnahme: timms.uni-tuebingen.de/tp/UT_20211130_001_nachhalttag_0002
2020
Am 26. November 2020 wurden an der Universität Tübingen zum zehnten Mal die Nachhaltigkeitspreise für Abschlussarbeiten verliehen – und aufgrund der Pandemie-Situation in diesem Jahr erstmals digital. Rund 140 Gäste waren an ihrem Bildschirm dabei, als Kanzler Dr. Andreas Rothfuß die Preisverleihung mit einigen Worten zu aktuellen Aktivitäten der Universität in Sachen Nachhaltiger Entwicklung eröffnete und danach die sechs Preisträgerinnen (jeweils drei Bachelor- und Masterarbeiten) ausgezeichnet wurden. Diese stellten in kurzen Präsentationen ihre prämierten Arbeiten aus den Bereichen Biologie, Ethnologie, Geoökologie, Medienwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft vor. „Wir vergeben diesen Preis jetzt seit zehn Jahren. Das Interesse daran ist enorm und es freut uns besonders, dass das Fächerspektrum, aus dem wir Bewerbungen erhalten, immer breiter wird. Nachhaltige Entwicklung ist ein Thema, das junge Menschen bewegt und für das sie sich engagiert einsetzen. Dass Studierende an unserer Universität die Möglichkeit haben und nutzen, auf höchstem wissenschaftlichem Niveau für eine Nachhaltige Entwicklung zu forschen, ist großartig“, so Professor Thomas Potthast, Vorsitzender des Beirats für Nachhaltige Entwicklung und Moderator der Preisverleihung.
Die diesjährige Festrede hielt die Präsidentin von Brot für die Welt und der Diakonie Katastrophenhilfe, Prof. Dr. h. c. Cornelia Füllkrug-Weitzel: „Nachhaltige Entwicklung unter Druck: Wie gestalten wir Globalisierung in Zeiten von Corona?“ war die Frage, die im Mittelpunkt ihrer „Sustainability Lecture“ stand.
Das Jahr 2020 geht zu Ende und die Weltgesellschaft befindet sich in einem globalen Ausnahmezustand. Die Corona-Pandemie mit ihren gravierenden Auswirkungen betrifft uns alle – aber nicht jede*n im gleichen Maße. Bestehende globale und lokale Ungerechtigkeiten werden durch die Pandemie wie in einem Brennglas verschärft, und es wird deutlich, wie dringlich tiefgreifende Transformationen sind. Cornelia Füllkrug-Weitzel beschrieb in ihrer Lecture eindrücklich, wie die Corona-Krise nicht nur die Gesundheit vieler Menschen gefährdet, sondern auch in Teilen der Welt, die von Armut, fehlenden sozialen Sicherungssystemen, den Folgen des Klimawandels und Verteilungskonflikten besonders betroffen sind, als Krisenverstärker wirkt. Die Pandemie verschärft Armut und Hunger in der Welt und trifft besonders die Schwächsten: die Näherin in Bangladesch, den Kaffeebauern in Guatemala, den Tagelöhner im Tschad. Fortschritte der Entwicklungszusammenarbeit der letzten Jahrzehnte werden durch die Pandemie und ihre ökonomischen Folgen zunichte gemacht.
Zugleich ist schon seit einigen Jahren eine Erosion des demokratischen Modells und eine Rückkehr des autoritären Nationalismus in vielen Teilen der Welt zu beobachten. Von der vielbeschworenen Weltgemeinschaft ist, so Füllkrug-Weitzel, derzeit nicht mehr viel sichtbar. Das war vor fünf Jahren, als die Vereinten Nationen das Paris-Abkommen, die Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung und in Addis Ababa die Grundsätze der globalen Entwicklungsfinanzierung beschlossen haben, anders. In der aktuellen Situation fehlt genau diese globale Gemeinschaftsorientierung.
Doch wie gestalten wir gerade auch in Deutschland Globalisierung in Zeiten von Corona mit, um die negativen Folgen der Pandemie abzufedern? Ein zentraler Punkt ist für Cornelia Füllkrug-Weitzel das Lieferkettengesetz. Unternehmen, die Schäden für Menschen und Umwelt in ihren Lieferketten verursachen oder in Kauf nehmen, müssen dafür haften. „Unsere eigenen Probleme werden auf Kosten der Schwächsten in anderen Ländern gelöst“, so beschreibt sie die aktuelle Situation. Der Grundsatz „Leave No One Behind“ darf (nicht nur in Pandemie-Zeiten) nicht aus dem Blick geraten. Eine starke internationale Partnerschaft, die sich kraftvoll für die ärmsten Länder einsetzt, ist wichtiger denn je.
Der eindringliche Vortrag von Cornelia Füllkrug-Weitzel führte allen Zuhörer*innen konkret vor Augen, wie wichtig es ist, in der Corona-Pandemie die globale Perspektive nicht aus dem Blick zu verlieren. Aktuell wirkt die Corona-Krise als „Brandbeschleuniger“ - sie könnte aber auch ein globales Umdenken in Richtung Nachhaltiger Entwicklung anregen. Diese Chance dürfen und sollten Alle nicht ungenutzt lassen.
2019
617 kg Müll produziert jeder Bundesbürger jedes Jahr – das ist viel mehr, als unser Planet verträgt. Es geht auch anders, sagen Shia und Hanno Su. Beide leben seit 2014 annähernd müllfrei und sind der festen Überzeugung, dass dieser Lebensstil nicht nur nichts mit Verzicht zu tun hat, sondern im Gegenteil sogar das eigene Leben bereichert.
Am 27. November 2019 verlieh die Universität Tübingen zum neunten Mal den Nachhaltigkeitspreis für herausragende Abschlussarbeiten. Kanzler Dr. Andreas Rothfuß überreichte Urkunden für jeweils drei Bachelor- und drei Masterarbeiten, die sich in herausragender Weise mit Themen Nachhaltiger Entwicklung beschäftigen. Die Preisträgerinnen und Preisträger stellten dann in kurzen Präsentationen ihre prämierten Arbeiten aus Geoökologie, Wirtschaftswissenschaft, Geographie, Informatik und Politikwissenschaft vor. Im Anschluss hielten die Blogger*innen und Autor*innen Shia und Hanno Su die diesjährige Sustainability Lecture „Zero Waste – Ein Leben ohne Müll?“.
Shia und Hanno Su nahmen uns mit auf ihre Reise Richtung Zero Waste, auf die sie sich vor fünf Jahren begaben, und konnten die Zuhörer*innen davon überzeugen, dass ihr Lebensstil nichts mit Verzicht zu tun hat – im Gegenteil, beide empfinden ihn als große Bereicherung und Gewinn. Inspirationsquelle und Ausgangspunkt für Shias und Hannos Reise waren Gespräche mit der Oma, die erzählte, wie früher auf dem Land nur sehr wenig Müll produziert wurde. Nachdem die Sus erst einmal ihre eigenen Schränke und Vorräte geleert hatten, konnten sie sich nach und nach Gedanken machen, wo sie neue Lebensmittel unverpackt kaufen konnten. Hier waren nicht nur Wochenmärkte oder der iranische Laden um die Ecke Anlaufstellen, auch erste Erfahrungen mit dem Einkaufen von Obst und Gemüse in Wäschenetzen im Supermarkt und die sechsstündige Odyssee nach Kiel, zum nächsten Unverpacktladen, wurden uns geschildert.
Herzstück auf dem Weg Richtung Zero Waste ist das Vermeiden neuer Einkäufe. Hier muss sich jede*r die Frage stellen, ob das Neue wirklich gebraucht wird oder nicht anderweitig ersetzt werden kann. Beispielsweise durch Ausleihen von Freunden oder Nachbarn. Dies stärkt gleichzeitig den Zusammenhalt und man lernt die Menschen, mit denen man lebt, besser kennen. Auch Dinge selbst zu basteln und herzustellen kann eine gute Lösung sein. Hier berichtete Shia, wie sie aus dem Ärmel eines alten Kinderschlafanzugs ein Beutelchen für Spaghetti nähen konnte, damit sie auch diese im, inzwischen nur noch zwei Stunden entfernten, Unverpacktladen einkaufen konnte. Erst als letzte Option kommt der Neukauf, wenn alle vorherigen Möglichkeiten nicht greifen konnten.
Diese Reise erfolgte bei Shia und Hanno schrittweise, was auch wir uns immer in Erinnerung rufen müssen, wenn wir selbst Müll vermeiden möchten. Es gibt keinen Schalter, der einfach umgelegt werden kann, es geht um die langfristige Umstellung von Routinen. Hierbei helfen beispielsweise ein paar „Zutaten“, die man immer im Rucksack bei sich tragen kann: ein Stoffbeutel zum Einkaufen, Besteck, damit man kein Plastikbesteck mitnehmen muss, ein Gemüsenetz, Stofftaschentücher und auch ein Einmachglas für das Mitnehmen von Mahlzeiten. Übrigens kann man in einem Einmachglas laut Shia und Hanno auch Salate und sogar Pommes Frites kaufen.
Die beiden ließen sich auf ihrem Weg nicht aus dem Konzept bringen und es war ihnen nicht peinlich, nach müllfreien Alternativen zu fragen. Sie erläuterten, wie sinnvoll es ist, beim Thema Müllvermeidung gegen den Strom zu schwimmen und sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen, wenn etwas unangenehm sein könnte. Shia und Hanno berichteten, dass die Menschen viel positiver auf ihre Bemühungen reagierten, als sie es sich zu Beginn vorgestellt hatten, und dass sie große Unterstützung erhielten – so beispielsweise von der Besitzerin eines Bioladens, die den aufgeschnittenen Tofu von der Frischetheke auf einen Teller legte und ihn aus der Hygienezone herausgab, damit die Sus ihn in ihre mitgebrachte Dose packen konnten. Dies gaben sie allen Zuhörenden auch als Tipp mit auf unseren eigenen Weg: Kenne die Hygienebestimmungen, damit Du weißt, was möglich ist!
In der anschließenden Fragerunde erzählten Shia und Hanno, wie es bei ihnen mit Kosmetik, Medikamenten und Toilettenpapier bestellt ist und rieten uns, auf kurze Lieferwege und regionale Produzent*innen zu achten, um auch den virtuellen Plastikfußabdruck so klein wie möglich zu halten. Der inspirierende Vortrag der Sus führte allen Zuhörer*innen auf sympathische Art und Weise vor Augen, wie einfach aber auch wichtig es ist, unseren Müll zu reduzieren, um gemeinsam für eine nachhaltigere Welt zu kämpfen.
2018
Alfred Theodor Ritter, Vorsitzender des Beirats der Alfred Ritter GmbH und Co. KG, hielt am 15. November die Sustainability Lecture der Universität Tübingen 2018 zum Thema „Nachhaltige Entwicklung als Perspektive für Unternehmen: Das Beispiel (der Firma) Ritter“. Vor gut 130 Zuhörer*innen sprach Herr Ritter kritisch und reflektiert über das aktuelle Wirtschaftssystem, was hinter guter Qualität steckt und was Schokoladenhersteller*innen tun können, um die Welt ein wenig mehr im Sinne Nachhaltiger Entwicklung zu gestalten.
Herr Ritter betonte, dass wir wirtschaften, um Leben zu verbessern – nicht nur unseres, sondern im Idealfall alle Leben von in der Produktionskette beteiligten Menschen. Aus diesem Grund ist ein nur auf Wachstum ausgelegtes Wirtschaftssystem ein sterbendes System, in dem er selbst nicht leben möchte. Faktoren wie das BIP berücksichtigen weder die Versauerung der Böden noch den Eintrag von Mikroplastik in die Weltmeere, die schwierig mit reinen Zahlen zu berechnen sind.
Bei der Grundzutat von Schokolade – Kakao, ein an der Börse gehandeltes Produkt – ist sich Herr Ritter ganz sicher: schlechte Qualität schmeckt man. Dies bezieht sich nicht nur auf qualitativ minderwertigen Kakao an sich, sondern auch auf das menschliche Leid, welches in Kakao und somit auch Schokolade stecken kann: Armut, Kinderarbeit und Menschenhandel. Aus diesem Grund stärkt die Firma Ritter Sport die Beziehungen zu seinen Kakaobauern und -bäuerinnen, die vielfach in Kooperativen organisiert sind, und hat Geld in die eigene Plantage „El Cacao“ in Nicaragua investiert, wo Artenvielfalt und faire Löhne Grundpfeiler für guten Kakao sind. Denn Spitzenschokolade gibt es nur mit Spitzenkakao und wer die Vision verfolgt, die beste Schokolade der Welt zu produzieren, muss deshalb auch in die dahinterstehenden Menschen investieren. Die Erfolge auf dem Weg in eine nachhaltigere Schokoladenproduktion benannte Herr Ritter ebenso wie noch nicht gelösten Fragen, beispielsweise in Teilen der Milchproduktion. Auch in der lebhaften Diskussion mit dem Publikum wurde beides, die Herausforderungen und die positiven Lösungsansätze für eine nachhaltige Wirtschaft, die sich nicht dem einseitigen quantitativen Wachstumszwang unterwirft, weiter mit dem Festredner besprochen.
2017
Satish Kumar
Der indische Umweltaktivist und Autor Satish Kumar hielt am 30. November die Sustainability Lecture der Universität Tübingen 2017 zum Thema „Soil, Soul, Society - how to bring environment, spirituality and humanity together“. In seiner passionierten und motivierenden Rede, der gut 120 Zuhörer*innen im Festsaal der Alten Aula beiwohnten, betonte Herr Kumar das Zusammenspiel von Natur und menschlichem Leben. Die Natur ist keine Ressource, welche für wirtschaftlichen Profit und höhere Löhne immer weiter ausgebeutet werden kann, sondern Quelle des Lebens.
Wenn ihre Bestandteile Feuer, Wasser, Erde und Luft sich im Gleichgewicht befinden, kann auch der Mensch gut leben, da er aus denselben Teilen besteht: Feuer für Leidenschaft und Liebe, Wasser, da der menschliche Körper zu 70 Prozent daraus besteht, Erde, weil alles, was der Mensch isst, aus der Erde kommt, und Luft, die wir zum Atmen brauchen. Verschmutzen wir zum Beispiel die Luft, müssen wir sie trotzdem atmen, vergiften wir das Wasser, benötigen wir es trotzdem zum Leben. Dieses ausgeklügelte Gleichgewicht wurde von uns als Menschen gestört und durcheinander- gebracht und kann deshalb auch nur von uns wieder ins Lot gebracht werden. Auch wenn dies noch so schwierig scheint, ist kein Problem unlösbar und kann durch Betrachtung des Wesentlichen an den Wurzeln gepackt werden. Denn das Genie vereinfacht und handelt! Eine wichtige Rolle für diesen Wandel muss von den Universitäten kommen, da sie viele der heutigen Entscheider*innen ausgebildet haben, die für die momentane Situation auf der Erde verantwortlich sind. An den Universitäten muss eine holistische Perspektive gelehrt werden, die nicht nur ökonomische Faktoren miteinbezieht, sondern die Studierenden lehrt, wie wichtig das natürliche Gleichgewicht ist. Denn Satish Kumar ist sich sicher: Wenn jede*r einen Teil zu diesem Wandel beiträgt, können wir gemeinsam auch eines der größten Probleme lösen und es schaffen für uns und kommende Generationen die Welt wieder zu einem lebenswerten Ort zu machen.
2016
Ursula Sladek
Ursula Sladek hielt am 24. November die Sustainability Lecture 2016 der Universität Tübingen zum Thema Herausforderungen der Energiewende in Deutschland. Frau Sladek ist Mitgründerin der atom- und fossilstromfreien Elektrizitätswerke Schönau und vielfach ausgezeichnete Ökostrompionierin, unter anderem Preisträgerin des Deutschen Umweltpreises 2013. In ihrer ebenso sachbezogenen wie passionierten Rede verwies sie auf die drängenden Handlungsnotwendigkeiten aufgrund des Klimawandels. Als ausgewiesene Expertin und Unternehmerin gab Frau Sladek fundierte Einschätzungen zu essentiellen Themen wie EEG-Umlage und -Umlagebefreiung. Damit und mit weiteren Analysen der Energiepolitik schärfte sie das Verständnis für die Energiewende. Zugleich verwies sie auf nachhaltiges Verhalten und politische Einmischung, die Bürgerinnen und Bürger im täglichen Leben praktizieren können, um den Herausforderungen der Energiewende und des Klimawandels zu begegnen. Ursula Sladek betonte die Gleichzeitigkeit des „auf jede und jeden kommt es an“ und die notwendige gesellschaftspolitische Umsteuerung.
2015
Thomas Jorberg
Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank, hielt am 27. November die „Sustainability Lecture 2015“. Unter dem Titel „Das Ende von Banken, wie wir sie kannten. Nachhaltigkeit im Finanzsektor?“, diskutierte Jorberg die gegenwärtigen Entwicklungen im Finanzsektor. Die schwindende gesellschaftliche Akzeptanz von Banken sowie veränderte rechtliche und ökonomische Bedingungen im Finanzsektor erforderten, so Jorberg, neue Geschäftsmodelle. Notwendig sei ein Wandel hin zu neuen Bankmodellen. Auch „alternative“ Banken mit nachhaltigkeitsorientierten Förder- und Anlagestrategien müssten sich entsprechend ständig weiterentwickeln. Sehr anregend war Jorbergs These, dass die derzeitigen Finanzsysteme mit Zuständen des (teilweisen) Überflusses von Kapital nicht nachhaltig umgehen könnten. Im Anschluss an die Lecture nutzten die Gäste die Gelegenheit, ihre Fragen an Herrn Jorberg zu stellen.
2014
Prof. Dr. Angelika Zahrnt
Die Sustainability Lecture 2014 wurde von Prof. Dr. Angelika Zahrnt, Ökonomin und Ehrenvorsitzende des BUND, gehalten. Der Titel Ihrer Lecture lautete "Was kommt nach dem Wirtschaftswachstum?". Die Sustainability Lecture sowie die Verleihung der Nachhaltigkeitspreise fanden am Freitag, den 28. November um 16:30 Uhr im Hörsaal 22 des Kupferbaus statt.
2013
Ministerin Theresia Bauer (MdL)
Am 29. November 2013 hielt Frau Ministerin Theresia Bauer (MdL) die Sustainability Lecture. Der Titel ihrer Lecture lautete "Wissen schafft Nachhaltigkeit - die Rolle der Wissenschaft auf dem Weg in die nachhaltige Gesellschaft."
- Die Sustainabilty Lecture 2013 von Frau Ministerin Theresia Bauer (MdL).
2012
Ernst Ulrich von Weizsäcker
2012 hielt der international renommierte Umweltexperte Prof. Dr. Dr. h.c. Ernst Ulrich von Weizsäcker die Tübinger Sustainability-Lecture. Der weltweit wissenschaftlich ebenso wie gesellschaftspolitisch engagierte Ernst Ulrich von Weizsäcker wurde in diesem Jahr zum Co-Präsidenten des Club of Rome gewählt. Neben zahlreichen weiteren Tätigkeiten wirkte er im Laufe seiner Karriere als Direktor des Instituts für Europäische Umweltpolitik in Bonn, als Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie und als Mitglied des deutschen Bundestages. Er ist ein Pionier des Nachhaltigkeitsgedankens und griff in seiner Rede das Thema der Generationengerechtigkeit auf. Der Titel der Sustainability Lecture lautete „Was schulden die Alten den Jungen?“.
- Auschnitte aus der Rede (Quelle: Uniradio Tübingen)
2011
Von links: Prof. Thomas Potthast, Prof. Klaus Töpfer und Prof. Bernd Engler
Für die erste Sustainability Lecture im Jahr 2011 konnte Prof. Dr. Dr. h.c. Klaus Töpfer (Gründungsdirektor des Institute for Advanced Sustainability Studies Potsdam; ehemaliger Bundesumweltminister sowie Exekutivdirektor des UNEP) gewonnen werden.