Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW)

Stakeholder-Studie „Kreislaufanlagen – Position des Ökosektors“

Projektleitung: 
Dr. Simon Meisch
Tel.: +49 / 7071 / 29-75670
E-Mail: simon.meisch@uni-tuebingen.de

Prof. Dr. Thomas Potthast 
Tel.: +49 / 7071 / 29-75251
E-Mail: potthast@uni-tuebingen.de

Projektmitarbeiter: 
Matthias Böhm, M.A.
Tel.: +49 / 7071 / 29-75673
E-Mail: matthias.boehm@izew.uni-tuebingen.de

Förderung:
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

Laufzeit:
20.09.2016 bis 31.07.2017

Die derzeitigen EU-Produktionsregeln für die ökologische Aquakultur schließen eine Öko-Auslobung von Fisch und Meeresfrüchten aus Kreislaufanlagen (d.h. in geschlossenen, standortunabhängigen und entsprechend technisierten Systemen) auf Grundlage momentaner Wissensbestände explizit aus. Grund für diese Gesetzeslage ist insbesondere die Annahme, dass die Produktionsweise in den technisierten Anlagen den Lebewesen ein zu naturfremdes Leben zumuten und somit auch den Verbrauchererwartungen an eine ökologische Produktion nicht gerecht werden würde. Als eine der Voraussetzung für den Ökolandbau und damit auch für ökologische Aquakulturen gilt es Produktionsstrukturen zu schaffen, die an dem Vorbild eines Lebens der Tiere gemäß ihres „natürlichen“ Vorkommens orientiert sind und somit entsprechend als „naturnah“ bezeichnet werden können. Obwohl der Begriff der Naturnähe eine große (regulative) Rolle für die Bewertung ökologischer Erzeugnisse spielt, bleibt die Durchführungsvorschrift für die Produktion von Tieren und Meeresalgen in ökologischer Aquakultur auffällig vage hinsichtlich einer inhaltlichen Bestimmung dieses normativen Kriteriums.

Gesamtziel des Vorhabens ist es, die Vereinbarkeit von Produktionen in Kreislaufanlagen mit Vorstellungen einer ökologischen Lebensmittelwirtschaft zu prüfen. Zentral sind dabei die Fragen, inwiefern Einschränkungen bei der „Natürlichkeit“ durch das Bereitstellen „öffentlicher Güter“ aufgewogen werden können, aber auch ob Aquakulturen in Kreislaufanlagen mit den Erwartungen des Ökosektor an die Produktionsweise („natürlich“/„naturnah“) kollidieren und welche Zukunftsszenarien von den Stakeholdern favorisiert werden.

Das Internationale Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Universität Tübingen untersucht v.a. die ethischen Implikationen einer hochtechnisierten Fischzucht in Kreislaufanlagen hinsichtlich der Rolle von Regionalität und Naturnähe und deren Bedeutung für Verbraucher und Ökosektor. Dabei gilt es „Naturnähe“ als normative Grundlage der Beurteilung zur Diskussion zu stellen und zu hinterfragen, welche Kriterien konsistent herangezogen werden können, um diese Kategorie inhaltlich zu bestimmen.