Mittlere und Neuere Kirchengeschichte

Aktuelle Ankündigung: Exkursion nach Assisi im Mai 2026

Mit seinen feinen Kleidern wirft Francesco seinem Vater Pietro di Bernadone eine ganze Weltauffassung vor die Füße – Chiara de Offreduccio verweigert alles, was von einer Tochter des Stadtadels erwartet wird: Bürgerlichem Reichtum und patriarchalem Machtwillen entziehen Franziskus und Clara mit ihrem neuen Lebensstil jede Geltung. In einer Zeit von Prachtentfaltung und Friedlosigkeit im Oberitalien des 12. und 13. Jahrhunderts werden bei Franziskus und Clara radikale Armut, religiöse Erneuerung und einfache Wanderpredigt zur Hoffnung auf ein Christus und die Apostel konsequent nachahmendes Leben. 

In unseren gegenwärtigen Gesellschaften, die erneut für Machtwillen und Reichtum Wahrhaftigkeit, Rechtlichkeit und Solidarität zunehmend preisgeben, wirkt Franziskus’ und Claras selbstgewählter Machtverzicht schwächlich; in einer Welt, in der Klimaaktivismus als störende Verblendung gebrandmarkt wird, klingt der Sonnengesang des Franziskus einfältig; in einem akademischen Umfeld, das auf Wissen und Leistung getrimmt ist, stößt es auf Unverständnis, wenn Franziskus und Clara sich zur Klarheit einer egalitären simplicitas bekennen.

Mit der Exkursion nach Assisi möchten wir dem Programm des Franziskus und der Klara zur damaligen sowie heutigen Welt auf dreifache Weise auf die Spur kommen: kirchenhistorisch, dogmenhistorisch und spirituell – und das zu Fuß. Die Irritation und Faszination franziskanischer Frömmigkeit wollen wir nicht allein aus der akademischen Beschäftigung mit der breiten Quellenüberlieferung nachvollziehen, sondern den ‚Geist von Assisi‘ erleben. 

Weitere Informationen

Kirchengeschichte?!

Zu den eindrucksvollsten Inszenierungen barocker Frömmigkeit zählen die Kanzel von Zwiefalten und ihr Gegenstück am Vierungspfeiler des Mittelschiffs. Der Prophet Ezechiel weist gemäß seiner Vision (Ez 37,1-14) mit erschauerndem Ausdruck und dramatischer Geste auf die Auferstehung des Gottesvolkes. Diese ist am Corpus der Kanzel dargestellt: Die Personifikationen der theologischen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung helfen dem Totengebein in zärtlichen Gesten aus den Gräbern; die Auferstehenden werden mit Sehnen, Fleisch und Haut umkleidet. Unter dem Schalldeckel der Kanzel zeigt sich der gekreuzigte Christus als Garant der Auferstehung, begleitet von Moses und Johannes dem Täufer als Vorboten der Erlösung.

Die Kanzel von Zwiefalten verdeutlicht unser Verständnis von Kirchengeschichte. Wir forschen über Menschen, ihren Glauben, ihre Heilsängste und -hoffnungen, ihre Praktiken und Rituale, aber auch über die Wechselbeziehung zwischen Religion, Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Religiöses Wissen ist immer verbunden mit anderem Wissen - an den Zwiefaltener Auferstehenden wird deutlich, wie sich die Darstellung von Heilswissen mit anatomisch-medizinischem Wissen verbindet.

Das Studium der Kirchengeschichte fördert den Prozess christlicher Identitätsbildung und hält ihn offen und unabschließbar gegen Fundamentalismus, gegen triumphalistische Geschichts- und Selbstbilder und gegen die Absolutsetzung konfessioneller Identitäten. Wie wir diesen Anspruch in Lehre und Forschung umsetzen, erfahren Sie auf dieser Homepage. Ganz herzlich willkommen!

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Aktuelles und Termine

Typisch schwäbisch - typisch katholisch? Der GK MNKG auf historischer Sprurensuche in Rottenburg

Im Rahmen des Seminars „Typisch schwäbisch – typisch katholisch? Regionalgeschichte als Zugang zur Christ:innentumsgeschichte“ unternahm der Grundkurs Mittlere und Neuere Kirchengeschichte unter Leitung von Katharina Zimmermann im Sommer 2025 zwei Exkursionen nach Rottenburg am Neckar mit dem Ziel, zentrale Institutionen zur kirchlichen Erinnerungskultur und Archivarbeit der Diözese Rottenburg-Stuttgart kennenzulernen. Im Fokus standen das Diözesanarchiv Rottenburg sowie die Gedenkstätte für Bischof Joannes Baptista Sproll. Die Exkursionen dienten dazu, theoretisch im Seminar besprochene Inhalte anhand konkreter historischer Quellen, Archivpraxis und erinnerungskultureller Orte zu vertiefen.

 

Exkursionsbericht