Institut für Kriminologie

Einführung von Friedenszirkeln in Europa

Projektbeteiligte

Dr. Beate Ehret (Projektmanagement und Forschungsleitung)

Dr. Elmar Weitekamp (Projektplanung, Finanzen)

Professor em. Dr. iur. Hans-Jürgen Kerner (Consultant)

Laufzeit

1. Sept. 2011 bis 31. August 2013, voraussichtlich mit Fortsetzungsantrag

Auftraggeber

Europäische Kommission; Rahmenprogramm „Criminal Justice“

Ziel des Projekts

Das Projekt hat die Einführung von Friedenszirkeln in Deutschland, Belgien und Ungarn zur außergerichtlichen Konfliktschlichtung bei Straftaten zum Ziel. Es handelt sich um eine Pilotstudie zur Prüfung der Übertragbarkeit des Friedenszirkel Modells kanadischer Prägung auf europäische Länder deren Justizsystem primär vom Legalitätsprinzip beherrscht ist. In diesem Sinne wird sowohl die Durchführbarkeit bzw. Adaptionsfähigkeit des Modells für den europäischen Raum geprüft als auch eine Prozessevaluation zur Zufriedenheit des Opfers und andere Beteiligter sowie deren Wahrnehmungen und Bewertungen des Modells durchgeführt. Eine Wirkungsevaluation wird für die zweite Projektphase ab September 2013 bis August 2015 angestrebt.

Die Theorie der Restorative Justice (RJ) bzw. wiederherstellenden Gerechtigkeit hat historische Wurzeln und geht auf kommunale Traditionen der Konfliktschlichtung aus aller Welt zurück. In der Praxis umfasst RJ eine breite Palette von Modellen wie z.B. unter anderem den Täter-Opfer Ausgleich, (TOA), Familien- und Gemeinschaftskonferenzen, sowie auch Friedenszirkel. Kriminalität wird im Rahmen dieser Theorie primär als eine Verletzung der Gemeinschaft, ihrer Mitglieder bzw. ihrer Beziehungen zueinander betrachtet und nur sekundär als Verstoß gegen das Gesetz oder den Staat. Demzufolge setzt sich RJ zum Ziel eben diese Beziehungen wiederherzustellen, indem der entstandene Schaden für das Opfer, den Täter und die Gemeinschaft über Wiedergutmachung so gut es geht „repariert“ wird.  Zwar können auch Sanktionen zur Anwendung kommen, diese stehen jedoch nicht im Vordergrund.

Das Fernziel dieses Projektes ist die Förderung und Weiterentwicklung praktischer Modelle der RJ in Europa durch die Einführung von Friedenszirkeln als weiterführende Option. Ihre Einführung ergänzt und bereichert die bereits bestehende Angebotspalette und könnte zudem dazu beitragen, die immer noch weit verbreitete Skepsis gegenüber RJ oder TOA zu überwinden. Friedenszirkel sind hierfür besonders gut geeignet, da sie das am stärksten inkludierende und kollaborierende Modell der RJ darstellen, indem sie Gemeindemitgliedern sowie interessierten Vertretern des Rechtssystems die Möglichkeit geben zu partizipieren und RJ unmittelbar persönlich zu erfahren. Auch ermöglicht diese Erweiterung des Gesprächskreises eine tiefere und umfassendere Erörterung des Tatbestands, etwaiger Ursachen sowie Verantwortlichkeiten Einzelner sowie der Gemeinschaft. Auch Möglichkeiten der Re-integration des Beschuldigten oder der Prävention von Straftaten in der Zukunft können in diesem Rahmen entwickelt werden. Im Vergleich dazu individualisieren und privatisieren andere Modelle wie etwa der Täter-Opfer Ausgleich oder Familienkonferenzen den Konflikt stärker und beziehen die Gemeinschaft oder den sozialen Kontext der Beteiligten weniger ein.

Ergebnisse