Japanologie

Begrifflichkeiten

Sucht man nach einem Praktikum in Japan, kann die Enttäuschung bereits um das erste Eck liegen. Denn was man in Deutschland unter einem Praktikum versteht, weicht zum Teil sehr stark davon ab, wie man den Begriff in Japan verwendet:

Internship (インターンシップ)

Ich kann mich noch gut erinnern, als ich gerade in den Anfängen meiner Praktikumssuche war, und auf dem Campus der Dōshisha-Universität angesprochen wurde, ob ich nicht Interesse an einem „Praktikum“ (Internship) habe. Begeistert nahm ich den Flyer für eine an Austauschstudenten gerichtete Job-Messe (説明会 setsumeikai) entgegen, wo auch Praktika vorgestellt werden sollten. Als ich mich dort durch gefühlt stundenlange Vorträge japanischer Studenten gequält hatte und endlich das Wort „Internship“ fiel, war ich hellhörig. Doch die Enttäuschung folgte gleich. „Die Internships finden an einem Samstag und Sonntag im März statt“. Das entsprach nicht gerade meinen Vorstellungen von einem mehrmonatigen Praktikum.

Ein wenig Recherche belehrte mich dann aber eines Besseren. Was International als „Internship“ bezeichnet wird, also mehrwöchige bis mehrmonatige Aufenthalte mit Teilnahme am Arbeitsalltag bezeichnet in japanischen Firmen eher eine ganz- oder mehrtägige (in seltenen Fällen auch mehrwöchige) Führung durch den Betrieb. Da werden dann möglichst viele Fachbereiche vorgestellt und man darf mal zusehen, aber eine aktive Teilnahme an Arbeitsprozessen oder gar Eigenverantwortung sind kaum denkbar. Diese Form von „Internship“ ist sehr häufig bei größeren Unternehmen und wird oft von Studenten genutzt, um dem Lebenslauf noch den letzten Schliff zu verpassen.

Training (研修 kenshû)

Als kenshûsei (研修生) werden sehr häufig die neuangestellten Uni-Absolventen bezeichnet, die in einer für gewöhnlich dreimonatigen „Ausbildung“ in ihren Beruf eingelernt werden sollen. Der Begriff wird aber auch verwendet für ausländische Arbeiter oder Studierende, die in Japan ein mehrmonatiges professionelles Training erhalten, kommt also dem, was wir in Deutschland unter einem Praktikum verstehen, weitaus näher als „Internship“. Das bedeutet tatsächliches Arbeiten und Teilnahme an der Firmenkultur. Diese Form des Praktikums ist aber in Japan (noch) nicht sehr verbreitet und in den japanischen Großunternehmen auch eher unüblich. Derartige Praktika werden vorwiegend vermittelt durch internationale Studentenorganisationen wie AIESEC oder IAESTE, oder angeboten von ausländischen Firmen, die Zweigstellen in Japan haben. Deshalb empfinde ich es als wichtig, die vielleicht zunächst am interessantesten erscheinenden japanischen Großkonzerne wie Sony, Nintendo oder Toyota erst einmal aus dem Fokus zu nehmen. Oftmals haben diese Firmen kein großes Interesse an ausländischen Praktikanten und selbst wenn, werden sie eher zögern, dem Praktikanten überhaupt irgendwelche Verantwortung zu übertragen. Interessanter ist es wahrscheinlich, in kleine oder mittelständische Unternehmen zu gehen und dort tatsächlich am Arbeitsalltag teilzunehmen.