Institut für Politikwissenschaft

Good Old Europe - Aktives Altern, Arbeitsbeziehungen und demographischer Wandel in ausgewählten Ländern (GOE)

 

GOOD OLD EUROPE – Aktives Altern, Arbeitsbeziehungen und demographischer Wandel in ausgewählten Ländern (GOE)

 

Projekthintergrund und -konzeption von GOOD OLD EUROPE (GOE)

Sinkende Geburtenraten und eine steigende Lebensdauer führen mittel- und langfristig zu erheblichen Veränderungen in den Altersstrukturen der Erwerbsbevölkerung in den europäischen Mitgliedstaaten. In Folge dieser Entwicklungen befinden sich die Europäischen Mitgliedstaaten in einer Phase des demographischen Wandels, der unmittelbare Auswirkungen auf die Struktur der Erwerbspersonen hat und darüber Einfluss auf die Unternehmen und die betrieblichen Arbeitsbeziehungen nimmt. Durch die Veränderung der Grenzlinien zwischen Berufstätigkeit und dem Ausscheiden aus dem Berufsleben als Reaktion auf den Demographischen Wandel ergeben sich zusätzlich Veränderungen in den kollektiven Arbeitsbeziehungen der EU-Mitgliedstaaten. Ferner induziert die weltweite Wirtschaftskrise Veränderungen im Bereich der betrieblichen und kollektiven Arbeitsbeziehungen die heute noch kaum absehbar sind.

Den kollektiven und betrieblichen Arbeitsbeziehungen, die die Regulierung des Verhältnisses zwischen Unternehmen und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie indirekt zwischen der Gesellschaft als Ganzem und ihren Bürgerinnen und Bürgern zum Inhalt haben, kommt im Hinblick auf die sich durch den demographischen Wandel und der derzeitigen Wirtschaftskrise ändernden Rahmenbedingungen eine hohe Bedeutung zu. Einerseits bilden sie den Grundpfeiler des Europäischen Wirtschafts- und Sozialmodells. Anderseits nehmen sie Einfluss auf den Übergang von der Beschäftigung in den Ruhestand, die Art der Rekrutierung von Beschäftigten in den Betrieben und auf die Beschäftigung selbst. In den einzelnen europäischen Mitgliedstaaten werden die Arbeitsbeziehungen durch unterschiedliche Traditionen, Institutionen und Aushandlungsverfahren und ihren reziproken Beziehungen zum Staat geprägt.

Aus Sicht der Europäischen Union gilt die stärkere Einbindung älterer Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt als wesentliche Voraussetzung für eine nachhaltigere wirtschaftliche und soziale Entwicklung in der Europäischen Union. Zur Bewältigung des reaktiven Rückgangs der Erwerbstätigen und der Alterung der Belegschaften in den nächsten Jahrzehnten hat die Europäische Union im Zuge der Ratsbeschlüsse von Lissabon (2000), Stockholm (2001) und Barcelona (2002) beschäftigungs­politische Beschlüsse gefasst, wonach die Beschäftigungsquote älterer Mitarbeiter/innen (55‑64 Jahre) bis zum Jahr 2010 auf 50% gesteigert und das durchschnittliche Renteneintrittsalter um fünf Jahre erhöht werden soll. Um diese europäischen Beschäftigungsziele zu erreichen bedarf es nicht nur der Einbeziehung der Sozialpartner, wenngleich sie dafür als besonders wichtig anzusehen sind, sondern vielfältiger gesellschaftlicher Akteure.

Vor diesem Hintergrund ist es daher erforderlich, sich verstärkt der Thematik des Demographischen Wandels unter dem Stichwort „Active Aging“ anzunehmen und dabei auch ältere Migrantinnen und Migranten in den Blick zu nehmen. Hauptansatzpunkte für ein „Active Aging“ bildet die physische und psychische Gesundheit der Beschäftigten im Betrieb (gute Arbeit) als auch ihre Qualifikation und Weiterbildung. Bei der Qualifikation und Weiterbildung steht weniger die Arbeitsfähigkeit als relative Leistungsfähigkeit des Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin im Hinblick auf konkret zu benennende Arbeitsanforderungen (work ability), sondern vielmehr die Beschäftigungsfähigkeit (employability) im Vordergrund. Darüber hinaus gilt es, Arbeit und Arbeitsinhalte alters- und alternsgerecht zu gestalten, so dass Ältere ihre vorhandenen Potenziale und Kompetenzen optimal einbringen können.

Das Projektvorhaben GOE zielt darauf ab einen Beitrag zur Verbesserung des Kenntnisstandes im Bereich der Arbeitsbeziehungen in Europa zu leisten, die Sensibilität für spezifische Fragestellungen älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, insbesondere auch älterer Migrantinnen und Migranten, im Rahmen der Arbeitsbeziehungen zu erhöhen, innovative Ansätze im Bereich der Arbeitsbeziehung angesichts des demographischen Wandels und Beispiele guter Praxis von alters- und alternsgerechter Arbeitsgestaltung aufzuspüren, den Austausch hierüber unter den beteiligten Partnern auf Expertenebene zu fördern und die Arbeitsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hierbei gilt es zur Antizipation und der Bewältigung des Demographischen Wandels auf einer wissenschaftlichen Grundlage die beteiligten Partnerländer näher unter einer komparativen Perspektive zu betrachten und exemplarisches Handeln zu identifizieren, um hierüber ein Lernen voneinander zu initiieren. Dadurch wird ein differenziertes Verständnis für den demografischen Wandel und seiner Vieldimensionalität und Komplexität mit dem Ziel geschaffen, bei den beteiligten Akteuren die Fähigkeiten zu verbessern Handlungsbedarfe infolge des demografischen Wandels zu erkennen und aufzuzeigen, wie ggf. entsprechende Maßnahmen zu seiner Antizipation gestaltet sein können.

Die Umsetzung des Projektes erfolgt im Rahmen von vier Projektelementen:

  1. Der Bildung eines transnationalen Expertennetzwerkes: Auf einer wissenschaftlich komparativen Grundlage sollen in einem transnationalen Expertennetzwerk innovative und zukunftsoffene Ansätze zur Gestaltung des demographischen Wandels im Rahmen von Arbeitsbeziehungen in fünf Themenbereichen (1. Stärkung der Beschäftigung von älteren Menschen, 2. Übergang von Arbeit in den Ruhestand und Verlängerung der Lebensarbeit, 3. alternsgerechte Arbeit, 4. Wissensmanagement und Arbeitsbeziehungen 5. demographischer Wandel und Migration) identifiziert, katalogisiert, vergleichend eingeordnet und bewertet sowie auf ihre Übertragbarkeit hin diskutiert werden.
  2. Entwicklung, Erprobung und Verbreitung eines mehrsprachigen, transnational einsetzbaren, internetgestützten, interaktiven Instruments zur zielgruppenadäquaten Sensibilisierung, Selbsteinschätzung und Aktivierung (OnlineCheck).
  3. Bündelung und Mainstreaming der in entsprechenden Extra- und Internetplattformen zusammengetragenen Projektergebnisse in einem Symposium und über geeignete Publikationen (Handreichungen und Buchveröffentlichung).
  4. Transnationale Vernetzung und Kommunikation der Projektpartner durch Bildung von transnationalen thematischen Fachgruppen, die einen wissenschaftlich begründeten und praktischen Austausch erlauben und gegenseitige Lernprozesse initiieren, sowie dem Einsatz von Internet und Extranet und Videokonferenzen, die eine intensive Kommunikation zwischen den Projektbeteiligten ermöglichen.

Als Projektbeteiligte sind im Projektvorhaben Partner aus den Ländern Deutschland, Frankreich, Kroatien, Italien, Spanien, Slowakei und Vereinigtes Königreich einbezogen. Darüber hinaus werden die Erfahrungen von zwei bestehenden Netzwerken themen-, prozess- und produktorientiert im Projekt einbezogen und zusammengeführt:

Die (regionalen) Projektpartner
Sozialer Dialog Baden-Württemberg


Durch die Einbeziehung dieser beiden Netzwerke kommt der Vernetzungsaspekt und die Transnationalität des Projektes GOE in besonderer Weise zum Ausdruck, wie die nachfolgende Grafik zeigt. Darüber hinaus blicken viele der am Projekt beteiligten nationalen und transnationalen Partner auf eine langjährige und konsolidierte Kooperation auf lokal-regionaler und auf transnationaler Ebene zurück, die eine gute Voraussetzung für einen transnationalen Austausch bilden und eine Weiterführung der transnationalen Zusammenarbeit über das Projektende hinaus eröffnen.

Die (regionalen und) transnationalen Projektpartner
Transnatio
nale Kooperation