Hector Research Institute of Education Sciences and Psychology

GUIDE

Geschichtsunterricht zum Thema Inklusion, Diversität und Exklusion

Unser Ziel

Im Forschungsprojekt GUIDE möchten wir den Geschichtsunterricht zum Thema Inklusion, Diversität und Exklusion erforschen, verbessern und Lehrkräften Open-Source-Materialien für den Unterricht zur Verfügung stellen. 

Die Herausforderung

Warum wurden in der frühen Neuzeit bestimmte Frauen als Hexen verfolgt? Weshalb haben Menschen in verschiedenen Epochen andere Menschen versklavt? Und wie ist die Gesellschaft in vergangenen Zeitaltern mit Migrantinnen und Migranten umgegangen? 

Fragen wie diese, also nach dem gesellschaftlichen Ein- oder Ausschluss verschiedener Personengruppen, spielen im Geschichtsunterricht eine bedeutende Rolle. Wie eine gute Auseinandersetzung mit diesen Themen gelingen kann, welche Expertise dafür Lehrkräfte einsetzen können und wie sich diese auf die Schülerinnen und Schüler auswirkt, erforscht das interdisziplinäre GUIDE-Projektteam.

Unser Vorgehen

Das Projektteam verfolgt zunächst einen sogenannten Design-Based-Research-Ansatz. Das bedeutet: Wir entwickeln auf Basis vorhandener geschichtsdidaktischer Unterrichtskonzepte ein systematisches Konzept der Lehrkräftequalifizierung mit konkreten Unterrichtshilfen zu Themen wie Ausschluss, Inklusion und Diversität. 

In einer anschließenden randomisierten Feldstudie überprüfen wir die Wirksamkeit der Fortbildung. In dieser Studie werden Lehrkräfte per Zufall auf zwei Gruppen aufgeteilt: eine Gruppe erhält die Fortbildung sofort, die andere mit einem gewissen zeitlichen Abstand. Das ermöglicht es uns, die Wirkung der Fortbildung auf Lehrkräfte und Schüler:innen zu prüfen.


Hintergrund

Im Fach Geschichte können Lehrkräfte ihren Schülerinnen und Schülern vermitteln, wie Vielfalt Gesellschaften schon immer verändert und bereichert, aber auch herausgefordert hat. Zudem kann Geschichtsunterricht zeigen, wie Ausschlussprozesse ungesteuert oder gesteuert ablaufen und welche oft destruktiven individuellen und gesellschaftlichen Folgen sie haben können. Als besonders wertvoll gilt Geschichtsunterricht dann, wenn er es schafft, Schülerinnen und Schülern anhand konkreter historischer Fälle – etwa von Migration, Sklaverei oder der Hexenverfolgung – verallgemeinernde Einsichten zu Prozessen, Mechanismen und Zielgruppen von Exklusion und Inklusion zu vermitteln. Das Forschungsteam wird im Projekt GUIDE eng mit Weiterbildungszentren und Lehrkräften zusammenarbeiten und auf Erkenntnissen der Psychologie, Unterrichtsqualitätsforschung, Geschichtsdidaktik und Inklusionsforschung aufbauen, um ein neues Konzept für einen diversitätssensiblen Geschichtsunterricht zu erarbeiten. 

Als Maß für den Erfolg der Unterrichtshilfen gilt insbesondere ein verbessertes Verständnis der Schülerinnen und Schüler für historische und gegenwärtige Prozesse von Inklusion und Exklusion gesellschaftlicher Gruppen. Auch soll das Konzept zu einer angstfreien Lernatmosphäre in einer diversen Klassengemeinschaft sowie zu fundierteren Kompetenzen auf Seiten der Lehrkräfte beitragen. Die erprobten Unterrichtshilfen werden die Forschenden im Anschluss als kostenfrei verfügbare Open Educational Ressource (OER) Materialien den Geschichtslehrkräften online zur Verfügung stellen.

Weiterführende Literatur

Publikationen

Bardach, L., Röhl, S., Oczlon, S., Schumacher, A., Lüftenegger, M., Lavelle-Hill, R., Schwarzenthal, M., & Zitzmann, S. (2024). Cultural diversity climate at school: A meta-analysis of relationships with intergroup, academic, and socioemotional outcomes. Revise and resubmit at Psychological Bulletin.

Bertram, C., Wagner, W., & Trautwein, U. (2017). Learning historical thinking with oral history interviews. A cluster randomized controlled intervention study of oral history interviews in history lessons. American Educational Research Journal, 54(3), 444–484. https://doi:10.3102/0002831217694833 

Gaspard, H., Parrisius, C., Piesch, H., Kleinhansl, M., Wille, E., Nagengast, B., Trautwein, U., & Hulleman, C. S. (2021). The potential of relevance interventions for scaling up: A cluster-randomized trial testing the effectiveness of a relevance intervention in math classrooms. Journal of Educational Psychology, 113(8), 1507–1528. http://dx.doi.org/10.1037/edu0000663 

Jaekel, A. K., Wagner, W., Trautwein, U., & Göllner, R. (2022). The teacher motivates us–or me? The role of the addressee in student ratings of teacher support. Contemporary Educational Psychology, 71, 102120. https://doi.org/10.1016/j.cedpsych.2022.102120 

Kim, Y., Gaspard, H., Fleischmann, M., Nagengast, B., & Trautwein, U. (2023). What happens with comparison processes when „the other“ is very similar? Contemporary Educational Psychology, 72, 102138. https://doi.org/10.1016/j.cedpsych.2022.102138 

Trautwein, U., Golle, J., Jaggy, A.-K., Hasselhorn, M., & Nagengast, B. (2023). Mutual benefits for research and practice: Randomized controlled trials in the Hector Children’s Academy Program. Annals of the New York Academy of Sciences, 1–19. https://doi.org/10.1111/nyas.15074 

Trautwein, U., Gaspard, H., Parrisius, C., Bertram, C., Wagner, W., Zachrich, L., Golle, J., Ruth-Herbein, E., Schifer, J., Jaggy, A.-K., Kleinhansl, M. & Nagengast, B. (2022). Optimierung schulischer Bildungsprozesse: Welche Beiträge können randomisierte Feldstudien leisten? In N. McElvany, M. Becker, F. Lauermann, H. Gaspard & A. Ohle-Peters (Hrsg.), Optimierung schulischer Bildungsprozesse – What works? (S. 9–32). Waxmann.

 

Zeitlicher Ablauf

Oktober 2025
Projektstart
März 2030
Ende der Förderlaufzeit

Projektbeteiligte

Verbundprojekt der Universitäten Tübingen und Oldenburg

  • Verbundkoordination: Prof. Dr. Ulrich Trautwein (Hector-Institut, Universität Tübingen)

  • Projektleitung Oldenburg: Prof. Dr. Clemens Hillenbrand (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)

  • Prof. Dr. Waltraud Schreiber (KU Eichstätt-Ingolstadt)

  • Johanna L. Donath (Hector-Institut, Universität Tübingen)
     

Förderung

Dieses Projekt ist gefördert durch das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ).