Institute of Media Studies

12.09.2016

Ausstellung „Marie Goslich. Pionierin des Fotojournalismus“ im Frauenmuseum Bonn eröffnet.

Marie Goslich: Sommerfrische am Schwielowsee/Brandenburg, 1910

Im Sommersemester 2015 konzipierte Ulrich Hägele gemeinsam mit 25 Studierenden im Rahmen eines MA-Kooperationsprojekts am Institut für Medienwissenschaft diese Foto-Ausstellung über Marie Goslich. Sie war von Juli bis September 2015 im Schönbuchmuseum Dettenhausen zu sehen. Nun hat sie das Frauenmuseum in Bonn übernommen.

Bei der Eröffnung am 11. September mit dabei war auch Prof. Krystyna Kauffmann, die den Goslich-Bestand vor einigen Jahren wiederentdeckt hat. Sie würdigte die Ausstellung als ein „wunderbares studentisches Projekt in das viel Herzblut geflossen“ sei.

Von den 410 überlieferten Glasnegativen aus der Zeit von 1900 bis 1920, sind rund 200 inzwischen restauriert. Die Präsentation in Bonn umfasst eine Auswahl von 50 Bildern. Das gesamte Konvolut befindet sich noch in Privatbesitz in Schwielowsee bei Potsdam.

Ihre Kindheit und Jugend verbrachte die 1859 geborene Marie Goslich in Frankfurt/Oder. Die 'Tochter aus gutem Hause' wurde früh mit sozialen Fragen konfrontiert. Fotografie als Handwerk erlernte sie im Berliner Lette-Verein.

Sie war eine der ersten und womöglich einzigen Fotojournalistinnen ihrer Zeit. Marie Goslich arbeitete ab 1891 in der Redaktion des Verlags 'Preußische Jahrbücher', wechselte 1905 zur Illustrierten 'Bote in der christlichen Frauenwelt' und gehörte seit 1907 zum Redaktionsstab der Zeitschrift 'Körperkultur'. Nach der Heirat mit dem Schriftsteller Karl Kuhls 1910 wird sie Chefredakteurin der Zeitschrift 'Bote für die deutsche Frauenwelt'. Parallel schreibt sie für Illustrierte und Tageszeitungen im ganzen Deutschen Reich und liefert zumeist eigene Fotografien und Zeichnungen dazu.

Ihre Spezialthemen waren Arbeitsleben, Frauenarbeit, Alltagskultur und Landleben. Eines ihrer journalistischen Schwerpunkte war die Mode. In diesem Kontext kann Marie Goslich auch als eine der Mitbegründerinnen der um die Jahrhundertwende noch jungen Modefotografie gesehen werden.

Von Marie Goslich gibt es nur sehr wenige schriftliche Zeugnisse. In den 1920er Jahren verliert sich ihre Spur. Die Nazis wiesen sie in die sogenannte Landesheilanstalt Obrawalde ein. Marie Goslich stirbt dort 1938 unter ungeklärten Umständen. In Frankfurt/Oder und an ihrem letzten Wohnort in Geltow am Schwielowsee erinnern Stolpersteine an sie als Opfer des Nationalsozialismus.

Marie Goslich: Brillenmode 1906

Marie Goslich. Pionierin des Fotojournalismus

Frauenmuseum Bonn, Im Krausfeld 10, 53111 Bonn

Öffnungszeiten: Di-Sa 14-18 Uhr, So 11-18 Uhr

Öffentliche Führungen sind immer sonntags um 13 Uhr

Katalog: 7 Euro

Back