Institute of Media Studies

17.05.2011

Die verdrängte Katastrophe

Der PR-Berater Prof. Dr. Klaus Kocks über die atomare Katastrophe in Japan und den Nie-dergang des Journalismus in den Zeiten globaler Krisen – Einladung zur Ringvorlesung der Tübinger Medienwissenschaft

Am 11. März 2011 kommt es in Japan zu einer mehrfachen Katastrophe: Der von einem Erdbeben ausgelöste Tsunami tötet zahlreiche Menschen, verwüstet ganze Dörfer, macht zahlreiche Menschen obdachlos – und bringt die Stromversorgung und damit die Kühlung von drei Reaktoren in im japanischen Fukushima zum Erliegen. Es folgen Explosionen, die Reaktoren havarieren, Radioaktivität tritt aus. Auch heute noch – gut zwei Monate später – ist die Lage in den Atom-Ruinen von Fukushima noch nicht unter Kontrolle, leben mehr als 120.000 Menschen in Notunterkünften, werden noch immer knapp 10.000 Menschen vermisst. Und doch haben wir uns an die Katastrophe als einem Normalzustand längst gewöhnt.

In seinem Vortrag auf Einladung der Tübinger Medienwissenschaft stellt Professor Dr. Klaus Kocks – ehemals Kommunikationsvorstand bei Volkswagen, heute geschäftsführender Gesellschafter der CATO Sozietät für Kommunikationsberatung – die Frage, wie der Journalismus mit Katastrophen und Krisen im Allgemeinen und der besonderen Zäsur von Fukushima umgeht. Seine Antwort ist ernüchternd: In den Zeiten globaler Krisen, in der die Gesellschaft vor grundsätzlichen Veränderungsnotwendigkeiten steht, fehlt nichts so sehr wie der ernsthafte Diskurs, der Austausch grundsätzlicher Positionen, der öffentliche Gebrauch von Vernunft. Auch der Journalismus hat es – gebeutelt von Einsparungen, getrieben von PR-Interessen, blockiert durch die immer stärkere Boulevardisierung von Themen – versäumt, diesen Diskurs mit dem nötigen Ideenreichtum zu begleiten. Verloren gegangen sei die Fähigkeit, die Zäsur als solche zu erkennen, die Katastrophe als Aufruf zur gesellschaftlichen Veränderung zu reflektieren. Klaus Kocks: „Ich spreche zum Verlust der großen Geschichten, der Marginalisierung der Themen, zum Mythen-Defizit, zur Verarmung der Presse in der Faktenhuberei.“

Der Vortrag ist öffentlich und findet im Rahmen der medienwissenschaftlichen Ringvorlesung „Der Skandal und die Medien“ statt. Interessierte sind herzlich willkommen.

Der Termin: Donnerstag, 19. Mai 2011, 18.15 bis 19.45 Uhr

Ort: Kupferbau, HS 22, Hölderlinstraße 5, 72074 Tübingen

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