Kath. Institut für berufsorientierte Religionspädagogik

Wirksamkeit interreligiösen Lernens durch Perspektivenübernahme (IRL2)

Ein Cluster Randomized Controlled Trial

(gemeinsam mit EIBOR)

Das gemeinsame Projekt von EIBOR und KIBOR widmet sich der zentralen Frage, welche Auswirkungen verschieden gestaltete Unterrichtseinheiten zum interreligiösen Lernen auf die interreligiöse Kompetenzentwicklung von Schülerinnen und Schülern haben. Hierbei wird angenommen, dass sich die interreligiöse Kompetenz insbesondere durch die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme auszeichnet. Die Wirksamkeit interreligiösen Lernens wird mit Hilfe einer Interventionsstudie erforscht.

Hintergrund und Forschungsfragen

In einer gesellschaftlichen Situation, die durch kulturelle und religiöse Vielfalt geprägt ist, wird interreligiöse Kompetenz zunehmend bedeutsam. Durch die fluchtbedingt angestiegene Migration werden gesellschaftliche Konfliktpotenziale vermehrt sichtbar. Für ein friedliches Zusammenleben sind interreligiöse Orientierungsleistungen und Einstellungen unabdingbar. Dass Schule und Religionsunterricht zum Aufbau interreligiöser Kompetenz beitragen sollen, ist immer mehr Konsens. Auch im Bildungsplan sind interreligiöse Themen fest verankert und werden entsprechende Kompetenzen gefordert.

Dieser Einschätzung entspricht das Anwachsen der entsprechenden Literatur. Allerdings tritt dabei auch das Fehlen empirischer Grundlagen zutage. Die verfügbaren Untersuchungen geben insbesondere noch kaum Aufschluss über die Wirksamkeit interreligiösen Lernens, und noch weniger lassen sie eine Beurteilung unterschiedlicher religionsdidaktischer Vorgehensweisen zu. Vor allem fehlen in der Religionspädagogik bislang randomisierte Interventionsstudien in realen Unterrichtskontexten, die Aussagen über Möglichkeiten und Reichweite entsprechender Vorgehensweisen zulassen würden. Insofern soll das Vorhaben – durch die Zusammenarbeit mit der Empirischen Bildungsforschung sowie mit anderen Fachdidaktiken (Geschichte, Sportwissenschaft) – eine für diesen Bereich neue methodische Qualität realisieren. Dabei geht es auch um die mitunter kontrovers eingeschätzte Verbindung zwischen Fachdidaktik und kompetenzorientierter Unterrichtsforschung.

Vorgehen

Das Vorhaben integriert neben anderen Tübinger Projekten die Vorarbeiten insbesondere aus einem abgeschlossenen DFG-Projekt zum Aufbau interreligiöser Kompetenz, das vor allem im Blick auf die didaktische Ausrichtung des Unterrichts zu unerwarteten Fragen führte. Das zentrale Untersuchungsziel des Vorhabens (Interventionsstudie) betrifft deshalb die Wirksamkeit interreligiösen Lernens in der Sekundarstufe II / Berufliches Gymnasium. Als Treatment eingesetzt wird eine vierfach variierte Unterrichtseinheit „Mit Fremden leben“. Es wird erwartet, dass das Treatment zu einem stärkeren Kompetenzerwerb führen wird als in der Kontrollgruppe (regulärer RU), wobei die Wirksamkeit durch die unterschiedliche Ausprägung des eingesetzten didaktischen Prinzips bedingt ist.

Bei der Messung religionsbezogenen Wissens, der religionsbezogenen Perspektivenübernahme sowie religionsbezogener Einstellungen als den zentralen Komponenten interreligiöser Kompetenz kann zum Teil auf die im abgeschlossenen Projekt entwickelten Instrumente zurückgegriffen werden, die zugleich weiter verbessert werden sollen. Zudem sind angesichts der in dieser Hinsicht ernüchternden Ergebnisse des Vorgängerprojekts zu Einstellungsänderungen zusätzliche Elemente im Unterricht sowie entsprechenden Messungen vorgesehen. 

Das Projekt wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Ansprechpartnerin

Magda Bräuer M.A.