Aktuelles
25.03.2016
Bericht: Bildung und Persönlichkeit. Erwartungen von Wirtschaft, Kirche und Politik. Stellungnahmen und Diskussion (14. Dezember 2015)
Bericht zum Podium vom 14.12.2015 von Matthias Gronover (KIBOR)
"Bildung und Persönlichkeit. Erwartungen von Wirtschaft, Kirche und Politik", so war die Abendveranstaltung am 14. Dezember 2015 überschrieben, die das Katholische und das Evangelische Institut für berufsorientierte Religionspädagogik (KIBOR und EIBOR) gemeinsam durchgeführt haben. Zu Gast waren der Bildungsminister des Landes Baden-Württemberg, Andreas Stoch (MdL), Bischof Dr. Gebhard Fürst und Landesbischof Frank Otfried July. Die Veranstaltung wurde kooperativ von der Hauptabteilung Schulen der Diözese Rottenburg Stuttgart und deren Leiterin Frau Ordinariatsrätin Ute Augustyniak-Dürr sowie der evangelischen Landeskirche Württemberg, hier verantwortlich Herr Oberkirchenrat Baur, durchgeführt.
Die Wirtschaftsvertreter Frau Susanne Kunschert von der Pilz-AG in Ostfildern und Frau Juliane Lechner von der IHK Stuttgart sowie Herr Professor Landmesser von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg betonten die Bedeutsamkeit des Religionsunterrichts in einer Gesellschaft, die einem Wertewandel unterliege, der bisher als selbstverständlich geltende Orientierungen massiv infrage stelle. Frau Susanne Kunschert schilderte eindrücklich, wie sie im christlichen Geist ihre Firma als Geschäftsführerin leite und im Glauben immer wieder den entscheidenden Bezugspunkt für ihr Handeln finde. Frau Juliane Lechner betonte in ihrer Rede die hohe Bedeutsamkeit des Religionsunterrichts, gerade nicht nur mit Blick auf die Werteerziehung, sondern auch mit Blick auf die jungen Menschen, die im Religionsunterricht vor allem an sich selbst Bildungsarbeit leisteten und so zu einem sichereren Selbstbild kämen. Herr Landmesser unterstrich diese Wahrnehmungen noch durch eigene Forschungsergebnisse, die zeigen, dass die Leistungsmessung der Schulen in Noten für die Personalentwicklung kaum verlässliche Daten brächten; im diesem Horizont sei der Religionsunterricht besonders wichtig, weil er durch die Förderung von personaler und sozialer Kompetenz ganz entscheidend zur Persönlichkeitsbildung beitrage und dadurch gerade solche Fähigkeiten fördere, die in Unternehmen entscheidend wichtig seien: eine klare Position beziehen zu können, Werte benennen zu können, soziales Miteinander erfolgreich gestalten zu können.
Bildungsminister Andreas Stoch stellte sich voll hinter den konfessionellen Religionsunterricht. Der Minister sieht im Religionsunterricht einen wichtigen Baustein in der Persönlichkeitsbildung, der auch den vielfachen Verzweckungen, denen bereits Jugendliche unterlägen, widerstehen könne. Der Religionsunterricht sei, so Stoch, gerade auch im berufsbildenden Bereich deswegen zentral, weil er jungen Menschen in einer wichtigen Phase ihres Lebens einen Raum zur Auseinandersetzung mit der eigenen Person biete und in der differenzierten, religiös pluralen Gesellschaft wichtige Kompetenzen im zwischenmenschlichen Umgang vermittle.
Landesbischof July ging besonders auf den Zusammenhang von religiöser Bildung und der christlichen Kernbotschaft ein, die die Gottebenbildlichkeit des Menschen betont. Die Bewusstmachung der eigenen Würde und der Zusage Gottes an den Menschen müsse in einer Gesellschaft immer wieder hervorgehoben werden, die oftmals nach den Gesetzen von Leistungssteigerung und Effizienz funktioniere. Daran schloss sich auch Bischof Dr. Gebhardt Fürst an, der dies exemplarisch auch vor dem Hintergrund sozialer Netzwerke durchbuchstabierte. Beide Bischöfe betonten, wie auch Minister Stoch, dass für die Optimierung und Weiterentwicklung des Religionsunterrichts an berufsbildenden Schulen die Institute für berufsorientierte Religionspädagogik herausragend wichtig sein und die bisherige Arbeit unbedingt weitergeführt werden müsse.
Die bildungspolitischen Sprecher der Parteien – Muhterem Aras (Grüne), Dr. Stefan Fulst-Blei (SPD), Dr. Timm Kern (FDP) und Herr Minister a.D. Ulrich Müller (CDU) – waren sich einig, dass der Religionsunterricht an der Berufsschule aber auch im allgemeinbildenden Bereich unbedingt beibehalten und weiter entwickelt werden müsse. Es wurde deutlich, dass die Grenzen des Religionsunterrichts vorrangig als Chance zur Kooperation in der Fächergruppe und mit anderen Fächern wahrgenommen werden sollten. Hier sieht die Politik die Kirchen in der Pflicht, über bisherige und erfolgreich etablierte Kooperationsformen hinaus weitere Möglichkeiten zu entwickeln, damit der Religionsunterricht erfolgreich bleibt.
Durch alle Beiträge zog sich der Wunsch, dass auch die muslimischen Gemeinschaften Religionsunterricht etablieren. Alle betonten die Dringlichkeit islamischen Religionsunterrichts.
Dieser Abend zeigte eindrücklich, wie bedeutsam religiöse Bildung in der Schule und insbesondere in der Berufsschule ist: es besteht ein breiter Konsens, dass der Religionsunterricht auf der Basis seiner Bekenntnisorientierung weiterentwickelt werden muss. Alle in Baden-Württemberg politisch relevanten Parteien positionierten sich dazu eindeutig. Die beiden christlichen Kirchen zeigten, dass sie nicht nur am Religionsunterricht in seiner bisherigen Form festhalten wollen, sondern dass sie den Religionsunterricht an beruflichen Schulen darüber hinaus begleitet durch die Institute KIBOR und EIBOR auch für zukunftsfähig halten.
Die Präsenz aller relevanten Bezugsgruppen des Religionsunterrichts ließ es erwarten: Das Auditorium war zum Rand gefüllt.
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