Kath. Institut für berufsorientierte Religionspädagogik

Zur Entstehungsgeschichte und heutigen Gestalt des KIBOR

Ein erklärtes Ziel des Instituts war es von Anfang an, die spezifischen Anforderungen des Religionsunterrichts in berufsbildenden Schulen auch in der allgemeinen Religionspädagogik sichtbar zu machen. Im Jahr 2013 bilanzierte die Zeitschrift für Pädagogik und Theologie die Forschungen in diesem Feld. Der damalige Leiter des KIBOR, Prof. Albert Biesinger, hat zusammen mit Dr. Matthias Gronover den folgenden Text verfasst.

Im Jahr 2002 wurde das Katholische Institut für berufsorientierte Religionspädagogik (KIBOR) gegründet. Damit brachten die Deutschen Bischöfe die Erforschung des Religionsunterrichts an berufsbildenden Schulen entscheidend voran. Seitdem betreibt das Institut Forschung, profiliert den Religionsunterricht und ist in der Öffentlichkeitsarbeit aktiv.

Von Beginn an kooperiert das KIBOR mit dem Verband der katholischen Religionslehrerinnen und Religionslehrern an Berufsschulen (VKR) und wird durch ihn gefördert. Der Verband der Diözesen Deutschlands bietet die Basisfinanzierung für die Arbeitsfähigkeit des Instituts, dazu treten die Diözese Rottenburg-Stuttgart, das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württembergs und die Universität Tübingen.

Die als „Institut für berufsorientierte Religionspädagogik“ gegründete Einrichtung wurde erst seit der Gründung des Tübinger Evangelischen Instituts für berufsorientierte Religionspädagogik (EIBOR) mit dem Namenszusatz „Katholisch“ versehen. So wurde aus dem IBOR das KIBOR, das seine Arbeit am 1. Juli 2002 aufnahm.

In seiner Gründungsdynamik hat es eine längere Geschichte. Bereits in den 1990er Jahren gab es unter der engagierten Leitung und Argumentation von Josef Jakobi und des Verbands der katholischen Religionslehrerinnen und Religionslehrern an berufsbildenden Schulen (VKR) eine „pressure group“ zur Gründung eines solchen Institutes. Diese Initiative, die von den Lehrer:innen ausging, nahm schon damals eine Entwicklung wahr, die später überdeutlich wurde: die Quantität der wissenschaftlichen Reflexion des Religionsunterrichts an berufsbildenden Schulen (BRU) entspricht nicht seiner bildungspolitischen Bedeutung.

Die Begründung der Forderung nach einem wissenschaftlichen Institut setzt genau hier an: Der BRU sei den gesellschaftlichen Großgruppen in ganz besonderer Weise ausgesetzt. Eine stringente bildungspolitische Analyse und Argumentation sei ebenso dringend nötig wie spezifisch religionspädagogische Diskurse. Denn auch in der wissenschaftlichen Religionspädagogik spiele der BRU eine ausgegrenzte und unterbelichtete Rolle.

Langjährige Verhandlungen mit der Deutschen Bischofskonferenz führten schließlich unter der Leitung von Karl Kardinal Lehmann zur Ausschreibung eines wissenschaftlichen Instituts für berufsorientierte Religionspädagogik, für das sich mehrere Universitäten beworben hatten. Die Entscheidung für Tübingen erfolgte nicht zuletzt aufgrund der Vernetzung zwischen dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport in Stuttgart mit besonderem Nachdruck durch die damalige Ministerin Annette Schavan und Ministerialdirigent Klaus Lorenz. Der damalige Schulreferent der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Peter Schmid, sowie Weihbischof Hans Kreidler ermöglichten parallel zur Gründung eines Institutes die Einrichtung der Stiftung „Religion und Berufsbildung“ (schon 2001). Die Universität Tübingen war bereit, das IBOR als An-Institut am Lehrstuhl Religionspädagogik zu integrieren und mitzufinanzieren.

Nach der Gründung im Jahr 2002 war es in einem ersten Schritt erforderlich, eine empirische Analyse im Blick auf Religionslehrer:innen, Schüler:innen und Ausbildungsverantwortliche zu realisieren. Der erste stellvertretende Leiter des KIBOR, Klaus Kießling, erarbeitete zu diesem Thema seine Habilitationsschrift, die breite Resonanz fand.

Bundeskongresse und landesweite Tagungen zielten darauf, dass der BRU auch in der Breite wahrgenommen wird. Sie kommunizierten unter prominenter Beteiligung von bspw. Karl Kardinal Lehmann, Bischof Fürst, Landesbischof July und vielen anderen die Ergebnisse und regten weiterführende Suchprozesse sowie die Bündelung von Fragestellungen für die nächsten Schritte in der Arbeit des KlBOR an.

Hohe Priorität bekam das Projekt Sinn-Voll-Sinn, das die sechs Themenbereiche des Grundlagenplans der DBK als Schulbuch und dazugehörige DVDs erarbeitete. Michael Boenke, Albert Biesinger, Josef Jakobi, Klaus Kießling und Joachim Schmidt arbeiteten die Themen Gottes- und Nächstenliebe, Religion und Kirche, Jesus Christus, Schuld und Versöhnung, Mensch und Welt als Gottes Schöpfung und Leid –Tod – Auferweckung mit Blick auf die besonderen Anforderungen in den berufsbildenden Schulen aus.

Der zweite, stellvertretende Leiter wurde 2004 Joachim Schmidt, der neue Themenbereiche aufgriff: Nach dem Beschluss der Kultusministerkonferenz, das Schulsystem kompetenzorientiert zu gestalten, stand die Begleitung dieses Prozesses für den BRU an. Die Frage, wie sich religiöse Kompetenz in der beruflichen Bildung ausgestalten kann, wurde grundsätzlich und mit Blick auf die Lernfelddidaktik ausgearbeitet. Aber auch Fragen der Schulpastoral und damit der Rolle der ReligionsIehrer:innen wurden und werden ausführlich reflektiert und weiterentwickelt sowie von Fortbildungsveranstaltungen begleitet.

Bei diesen Projekten ging es immer auch um eine argumentative Stabilisierung religiöser Bildung im berufsbildenden Bereich. Mit Blick auf die Praxis wurden zahlreiche Projekte begleitet und entwickelt, von denen an dieser Stelle zunächst EI Sol genannt sei, aber auch das ökumenisch verantwortete Projekt Stärken stärken. Nach der Gründung des ElBOR entwickelten sich rasch Kooperationsprojekte wie bspw. der Studientag Mobbing und CyberMobbing an Beruflichen Schulen.

Die konfessionelle Kooperation wurde bereits bei einem Landeskongress in Kooperation mit dem Ministerium für Kultus und Sport des Landes Baden-Württemberg im Jahre 2010 praktiziert. Die Kooperation der beiden Institute wurde durch Matthias Gronover als neuem stellvertretendem Leiter weiter profiliert.

Wichtige Projekte waren bzw. sind:

  • das Projekt Spirituelle Selbstkompetenz, das den möglichen Zusammenhang Wirksamkeitserwartungen und -erfahrungen mit Spiritualität in einem Pilotprojekt erhellen möchte;
  • die Erforschung des Interreligiösen Lernens, eine Fortsetzung früherer Arbeiten des KIBOR in Kooperation mit dem EIBOR;
  • der Ausbau der Kooperation mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Fortbildungsbereich;
  • die Stabilisierung und der Ausbau der Beratungstätigkeit des KIBOR in Kooperation mit den Referent:innen der Diözesen Deutschlands.

Die Bundeskongresse 2012 und 2015 in Frankfurt Sankt Georgen bzw. Mainz wurden dann bereits in Kooperation mit den beiden evangelischen Instituten an der Universität Tübingen und der Universität Bonn realisiert.

Für die Stabilisierung der Arbeit des Instituts waren die Leiterin der Hauptabteilung IX der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Frau Ordinariatsrätin Augustyniak-Dürr, und Herr Schuldirektor Erich Gliebert als zuständiger Referent besonders wichtig, der das Institut mit Vorausschau beriet und durch zahlreiche Gespräche ermöglichte, den Personalstamm weiter auszubauen. Herr Schuldirektor Klaus Hilbert führt diese Arbeit fort. Auf diese Personen ist u.a. zurückzuführen, dass die Abteilung frühkindliche, religiöse Bildung im Jahr 2016 geschaffen werden konnte.