12.01.2023
Genetische Daten aus dem Altai weisen auf hohe Mobilität früher Jäger und Sammler hin
Wanderbewegungen über große Distanzen waren in Nordasien spätestens seit dem frühen Holozän verbreitet – Internationales Forschungsteam entdeckt Verbindungen zwischen Genpools
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Universität Tübingen, des Senckenberg Centres for Human Evolution and Palaeoenvironment (SHEP) in Tübingen und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig identifizierte eine etwa 7.500 Jahre alte und bisher unbekannte Population im zentralasiatischen Altai, an der es belegen konnte, dass Jäger- und Sammlerpopulationen in Sibirien und in anderen Teilen Nordasiens über große Distanzen mobil waren. Unter der Leitung von Cosimo Posth, Professor für Archäo- und Paläogenetik in Tübingen, fand das Forschungsteam heraus, dass die neolithischen Jäger- und Sammlerpopulation aus dem Altai eine Mischung aus zwei verschiedenen Gruppen war, die während der letzten Eiszeit in Sibirien gelebt hatten. Wie weit die Mobilität dieser Jäger und Sammler reichte, zeigt ihr genetischer Beitrag zu vielen zur gleichen Zeit lebenden und späteren Populationen in ganz Nordasien. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Current Biology erschienen.
Archäologisch bekannt ist der Altai bereits als erster Fundort der prähistorischen Denisova-Menschen. „Doch auch für die demografische Geschichte unserer eigenen Art ist diese Region von großer Bedeutung“, erklärt Cosimo Posth. „Über Jahrtausende hinweg machte seine geografische Lage den Altai zu einem wichtigen Knotenpunkt für Bevölkerungsbewegungen zwischen Nordsibirien, Zentralasien und Ostasien“, führt er weiter aus. Die genetischen Daten aus dem Altai zeigten, dass es zwischen den Genpools der Menschen in Osteurasien spätestens seit dem frühen Holozän, also seit etwa 10.000 Jahren, häufig Austausch gab. „Eine solche Verbindung über große geografische Entfernungen hinweg ist bemerkenswert. Allesdeutet darauf hin, dass menschliche Wanderungen und Vermischungen auch bei prähistorischen Jäger- und Sammlergesellschaften die Norm waren und nicht die Ausnahme", fasst Posth zusammen.
Gene und Kulturen nordasiatischer Jäger und Sammler
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