Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW)

Pressemitteilungen

20.01.2021

Die Mitglieder des Ethikzentrums trauern um unsere geschätzte Kollegin Prof. Dr. Theda Rehbock (27.08-1957-02.01.2021)

Prof. Dr. Theda Rehbock, die als Postdoc einige Jahre am IZEW arbeitete, blieb auch danach mit uns in verschiedenen Projekten verbunden. Hier finden sie einen Nachruf, den das frühere IZEW-Mitglied Prof. Sigrid Graumann verfasst hat.

Nachruf

Unsere ehemalige Kollegin Theda Rehbock ist am 2. Januar 2021 in den frühen Morgenstunden in ihrer neuen Wahlheimat in Estland gestorben.

Theda Rehbock hat Philosophie und Germanistik in Zürich, Münster, München und Konstanz studiert. Sie promovierte 1992 an der Universität Konstanz mit der Arbeit „Goethe und die Rettung der ‚Phänomene‘. Zur philosophischen Kritik des naturwissenschaftlichen Weltbildes am Beispiel der Farbenlehre“ und habilitierte sich 2003 an der Universität Dresden mit dem Thema „Personsein in Grenzsituationen. Zur Kritik der Ethik medizinischen Handelns“. Nach der Promotion war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Koblenz und Postdoktorandin im Graduiertenkolleg „Ethik in den Wissenschaften“ der Universität Tübingen. Es folgten verschiedene Stationen als wissenschaftliche Mitarbeiterin, Lehrbeauftragte, Vertretungsprofessorin und Fellow, die sie quer durch die Lande führten, darunter mehrere Jahre nach Dresden und für Forschungsaufenthalte in die USA nach Harvard und nach Estland an die Universität Tatu. 

Im September 2017 trat sie ihre Professur für Ethik an unserer Hochschule an, wo sie nur bis Februar 2019 blieb. Ihre Antrittsvorlesung, die gleichzeitig ihre Abschiedsvorlesung war, zu der viele Freund_innen und Weggefährt_innen nach Bochum kamen, ist uns noch gut in Erinnerung. Wir hätten sie gerne länger als Kollegin in Bochum behalten. Aber Theda Rehbock wollte die letzten Jahre, die ihr blieben, frei sein und nur noch das tun, was ihr Freude machte. Im Frühsommer brach sie mit ihrem „Thedamobil“ zu einer Skandinavien-Tour auf.  Die Reise führte sie schließlich nach Susimetsa in Estland, wo sie ihre neue Wahlheimat fand. 

Theda Rehbock war eine scharfe, kritische und oft auch unkonventionelle Denkerin. Ihr Interesse galt den existenziellen Fragen des Lebens aus Sicht der Ethik und der Phänomenologie. Mit einfachen Antworten gab sie sich nie zufrieden. Ihre Debattenbeiträge waren und sind für alle eine Bereicherung, die sich mit diesen Fragen auseinandersetzen, innerhalb und außerhalb philosophischer Diskurse. Theda Rehbock war ein großer Gewinn für unsere Hochschule, als diskussionsfreudige, kooperationswillige Kollegin und als passionierte Hochschullehrerin. Und sie hat durch ihr herzliches Wesen schnell Freund_innen an den Orten Ihrer Wanderschaft gewonnen – auch bei uns in Bochum.  

Theda Rehbock hatte noch so viele Pläne und ist doch nur 63 Jahre alt geworden. Sie ist so autonom gestorben wie sie gelebt hat, begleitet von Freund_innen daheim in ihrem Haus in Susimetsa. Wir werden uns das folgende Zitat von ihr zu Herzen nehmen: „Das Leben der Lebenden mit dem Toten als Person – nicht nur mit seinem Körper! – geht in anderer Form weiter, etwa mittels der Erinnerung und des Gedenkens...“ (Theda Rehbock, Der Tod und die Toten – philosophisch betrachtet, 2018)  

Sigrid Graumann

 

Prof. Dr. Dr. Sigrid Graumann
Rektorin
Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe

 

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