Pressemitteilungen
15.12.2022
PREVENT-Workshop an der Universität Paderborn
Entwicklung von Maßnahmen zur Prävention von digitalen Desinformationskampagnen
Hauptziel des Projekts PREVENT (Prävention von digitalen Desinformationskampagnen) ist es, die Entstehung von digitalen Desinformationskampagnen zu erforschen und Lösungen für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) wie etwa Polizeien und Feuerwehren zu erarbeiten, die solchen Kampagnen entgegenwirken bzw. vorbeugen können.
Im November 2022 hat sich das PREVENT-Team an der Universität Paderborn zusammengefunden, um Maßnahmen für die Prävention von digitalen Desinformationskampagnen zu entwickeln. Mit dabei waren auch Praktiker:innen aus den Presseabteilungen der Polizei Paderborn und Polizei Bielefeld.
Bei der Entwicklung von Maßnahmen wurde ein Workshop nach dem Design-Thinking-Ansatz durchgeführt. Dabei handelt es sich um einen Ansatz, der viel Wert darauf legt die Bedürfnisse von Anwender:innen zu verstehen, bevor es an die Entwicklung von Innovationen geht.
Herausforderungen der Polizei hinsichtlich der Prävention von digitalen Desinformationskampagnen
Zuerst haben die Forschenden aus dem PREVENT-Team daher Forschungsergebnisse zur Verbreitung und Prävention von digitalen Desinformationskampagnen mit den Teilnehmenden aus der Praxis diskutiert. Dabei gab es spannende Erkenntnisse für beide Seiten. Die Presseabteilungen bei der Polizei Paderborn und Polizei Bielefeld berichteten beispielsweise, dass Falschinformationen, mit denen sie konfrontiert werden, häufig aus einer emotionalen Betroffenheit heraus entstehen und eher selten durch koordinierte Aktivitäten von Akteuren mit schädlichen Absichten. Ein Beispiel dazu waren Behauptungen auf sozialen Medien, dass ein Kind auf offener Straße entführt worden sei. Für die Polizei ist es wichtig, der Verbreitung solcher Falschinformationen vorzubeugen, da sie die Sicherheit in der Bevölkerung beeinträchtigen.
Eine Herausforderung beim Umgang mit Falschinformationen besteht darin, dass Polizeibehörden in vielen Fällen verifizierte Informationen gar nicht herausgeben dürfen, beispielsweise wenn dadurch laufende Ermittlungen behindert würden oder personenbezogene Daten enthalten sind. Außerdem müssen sie als staatliche Behörde darauf achten, dass sie nicht unverhältnismäßig in den Meinungsbildungsprozess eingreifen. Des Weiteren stellt die Erkennung von Falschinformationen in sozialen Medien eine Herausforderung dar, wenn sie nicht auf den eigenen Kanälen entstehen. Häufig haben sich Falschinformationen auf anderen Kanälen wie beispielsweise Telegram schon so stark verbreitet, dass vorbeugende Maßnahmen nicht mehr wirksam sind.
Entwicklung von Maßnahmen zur Prävention von digitalen Desinformationskampagnen
Im zweiten Teil des Workshops wurden kreative Methoden angewandt, um Ideen für Maßnahmen zur Prävention von digitalen Desinformationskampagnen zu entwickeln. Hier sind drei Ideen entstanden, die zum Schluss gemeinsam diskutiert wurden:
- Social Media Monitoring Tool: Polizeibehörden und andere BOS könnten ein Social Media Monitoring Tool einsetzen, um frühzeitig über die Entstehung von Falschinformationen auch außerhalb ihrer eigenen Kanäle informiert zu werden.
- Networking Tool: Polizeibehörden und andere BOS könnten ein Networking Tool nutzen, um ihre Reaktion auf Falschinformationen mit anderen Behörden zu koordinieren.
- Community Management: Polizeibehörden und andere BOS könnten die Bindung zu ihrer Social Media Community stärken. Diskutiert wurden hierbei, die Verfasser:innen von regelmäßigen, hochwertigen Beiträgen auf den polizeilichen Social-Media-Konten mit einer Einladung zu einem Tag der offenen Tür wertzuschätzen. Dies könnte ein selbstregulierendes Verhalten der Community bestärken.
Ethisch-rechtliche Bewertung der Maßnahmen zur Prävention von digitalen Desinformationskampagnen
Die entwickelten Präventionsmaßnahmen wurden von den beteiligten Praktiker:innen aus den Presseabteilungen der Polizei Paderborn und Bielefeld als sinnvoll und nützlich bewertet. Die Maßnahmen müssen jedoch in zukünftigen Workshops weiterentwickelt und ethisch-rechtlich bewertet werden.
Es gilt beispielsweise zu bedenken, inwiefern Social-Media-Nutzer:innen bewusst ist, dass ihre Beiträge mit Monitoring Tools ausgewertet werden könnten. Des Weiteren stellt sich sowohl beim Monitoring als auch beim Networking Tool die Frage, wie Polizeibehörden auf Falschinformationen reagieren können, ohne das Recht auf Meinungsfreiheit einzuschränken. Beim Community Management wiederum besteht die Gefahr, dass die Community zur Bekämpfung von Falschinformationen instrumentalisiert wird.
Weitere Workshops zur Entwicklung und Evaluation von Präventionsmaßnahmen
Die Diskussion verdeutlicht, dass es bei der Entwicklung von Maßnahmen zur Prävention von digitalen Desinformationskampagnen viel zu beachten gibt. In weiteren Workshops des Projekts Prevent sollen mögliche Maßnahmen gegen Desinformation durch BOS weiter ausgearbeitet, intensiv diskutiert und rechtlich und ethisch evaluiert werden.
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