Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW)

Pressemitteilungen

29.11.2019

Vortrag von Thomas Potthast: Von Mohl bis Molekularbiologie

Die Tübinger Botanik im Kontext gesellschaftlicher Entwicklung seit 1800.

Prof. Dr. Thomas Potthast, Lehrstuhl für Ethik, Theorie und Geschichte der Biowissenschaften sowie Ethikzentrum der Universität Tübingen
In der Zeit um 1800 wurde die Biologie als naturwissenschaftliche Disziplin erfunden. Selbstverständlich gab es schon sehr viel länger systematisch erhobenes biologisches Wissen sowie Botanik und Zoologie als eigenständige Forschungsfelder. Doch im 19. und 20. Jahrhundert entstanden umfassendere Entwürfe einer Wissenschaft vom Leben. Viele dieser Entwicklungen lassen sich anhand der Tübinger Botanik und des Botanischen Gartens erzählen. Diese reichen – beispielhaft – von Karl Friedrich Kielmeyer als frühem theoretischen Biologen und Evolutionsdenker über Hugo von Mohl als Erfinder des Begriffs "Protoplasma" bis zu Karl Mägdefrau als Pflanzenökologen und Erwin Bünning als Pionier der „biologischen Uhr“ sowie der Entstehung von Molekularbiologie und Pflanzengenetik. Doch diese Entwicklung der Botanik und der Biologie ist nicht zu trennen von ihrem wissenschaftspolitischen und gesellschaftlichen Kontext – von herzoglichen, aber auch lokalen und regionalen Interessen, einen "Botanisch-ökonomischen Garten" anzulegen, der Einrichtung einer eigenen Naturwissenschaftlichen Fakultät, kolonial- und nationalpolitischen Aspekten des Sammelns, Erforschens und Nutzens von Pflanzen, der Nähe zu den Herrschenden auch im Nationalsozialismus sowie der Diskussion um Biotechnologien, Naturschutz und Nachhaltige Entwicklung bis heute. Der Vortrag wird diese Entwicklungen anhand von ausgewählten Tübinger Beispielen erläutern.

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