Sympoiesis des Unsichtbaren
Narrative über Technologie im globalen Süden
Die Förderung der digitalen Eingliederung in Bildungssysteme birgt Herausforderungen, wie die Förderung des technologischen Wohlstands an Orten und in Ländern, in denen es an grundlegenden Dingen wie Nahrung, Wasser, regulärer/offener Bildung und formaler Beschäftigung mangelt. In diesem Projekt wird jedoch davon ausgegangen, dass die digitale Kompetenz und die Menschenrechte parallel zueinander verlaufen und in gleicher Weise zeitnah und qualitativ hochwertig behandelt werden können. Darüber hinaus lässt sich das Projekt von folgenden Hauptfragen leiten: Was ist problematisch an der Implementierung digitaler Technologien, z. B. in Bezug auf den Datenhandel und die damit verbundene (digitale) Ausbeutung von gefährdeten und/oder marginalisierten Gruppen? Was könnte/sollte getan werden, um internationale Richtlinien an die Bedürfnisse von Technologienutzer*innen, Pädagog*innen, Schüler*innen und Student*innen im globalen Süden anzupassen? Wie können sie dazu befähigt werden, aktive Akteur*innen, Gestalter*innen und Entscheidungsträger*innen zu werden, anstatt marginalisierte Nutzer*innen, die der Datenausbeutung ausgesetzt sind? Mit diesen Fragen im Hinterkopf möchte dieses Projekt eine Reihe von Webinaren und "Justicethons" (ähnlich wie Hackathons) mit Vertreter*innen von Bildungsinitiativen fördern: Startups, dritter Sektor, Regierung, Kultursektor und Zivilgesellschaft aus Ländern des Südens. Die Ergebnisse dieser Initiativen sind eine Liste von Empfehlungen/Antworten, die in den nationalen Kontexten weiter diskutiert werden sollen, sowie internationale wissenschaftliche Veröffentlichungen und Berichte. Die Justicethons zielen auch darauf ab, weitere Zuschussanträge, wirkungsvolle wissenschaftliche Veröffentlichungen, Qualifikationen und die Skalierbarkeit des Projekts auf andere Regionen zu fördern. Das Projekt wurde bereits initiiert und im Wintersemester 2021/2022 im Rahmen des Teach@Tubingen-Programms gefördert und wird nun fortgesetzt und für das Frühjahrssemester 2022 im Rahmen desselben Programms eine Fortsetzung beantragt.
"Sympoieisis of the Invisible" ist eine Initiative, die unterschiedliche Aneignungen von digitaler Technologie im Globalen Süden beleuchtet. Ausgehend von dem Begriff "Sympoiesis", der von Donna Haraway (2016) in ihrer Neuinterpretation des Prinzips der Autopoiesis (Maturana, 2001) übernommen wurde, ist Sympoiesis sowohl ein "Machen mit" als auch ein "Werden mit", was bedeutet, dass sich Handelnde - wenn sie in Aktion sind - in diesem Prozess selbst transformieren. In diesem Projekt wird der Begriff Sympoiesis als ein metasprachlicher kreativer Prozess verstanden, der davon ausgeht, dass sich nicht nur der Mensch in seiner Interaktion mit der Technologie verändert, sondern auch sein Verständnis der Welt zusammen mit der Technologie selbst. Da dieses Projekt einen konstruktiven digitalen Ansatz verfolgt, besteht das Hauptziel darin, koloniale Strukturen rund um die digitale Umgebung im Globalen Süden aufzudecken, mit dem letztendlichen Ziel, Praktiken und Lösungen zur technischen Dekolonisierung im Bildungs- und Kulturbereich zu fördern.
Um über dieses Thema nachzudenken, wählt das Projekt Regionen im Globalen Süden aus, um innerhalb eines geografischen und kulturellen Umkreises zu verstehen, welche Definitionen und Aneignungen von Technologie im Bildungs- und Gesellschaftsumfeld bestehen.