Uni-Tübingen

Prof. Dr. Joachim Knape

 

Lehrstuhl für Rhetorik / Seminar für Allgemeine Rhetorik

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Wilhelmstr. 50

72074 Tübingen

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Zum GRK Ambiguität

Ambiguität ist ein klassisches Thema der Rhetoriktheorie und -Praxis. Das Thema wird zweischneidig verhandelt, was noch in der Rhetorikdefinition von I.A. Richards aus dem Jahr 1936 zum Ausdruck kommt, nach der Rhetorik „a study of missunderstanding and its remedies“ ist (The Philosophy of Rhetoric, ed. 1965, p. 3). Auf der einen Seite widerspricht Ambiguität nämlich dem Textideal der Deutlichkeit, Klarheit, ja, Eindeutigkeit (perspicuitas), weil sie zu Missverständnissen hinsichtlich rhetorischer Zielsetzungen führen kann. Auf der anderen Seite ermöglicht der strategische Einsatz von Ambiguität jedoch auch die bei der mentalen Wechselerzeugung (und darin besteht ja der rhetorisch zentrale Persuasionsvorgang) nötige Irritation und Verunsicherung (inversive Persuasion), um feste Positionen beim Adressaten aufzulösen und in neue Sichtweisen zu überführen. Die in sich selbst ambigen strategischen Einsatzmöglichkeiten von Ambiguität noch genauer zu untersuchen, ist das Ziel der rhetorischen Projekte im Kolleg.

 

Biographie

Nach dem Studium der Germanistik, Politikwissenschaft, Philosophie und katholischen Theologie in Göttingen, Regensburg und Bamberg erfolgte 1982 die Promotion in Göttingen mit einer Arbeit zur Geschichte des Begriffs „Historie“. 1988 legte er in Bamberg seine Habilitationsschrift zu Leben und Werk des deutschen Humanisten Sebastian Brant (1457-1521) vor. Seit 1991 ist Joachim Knape Rhetorikprofessor an der Universität Tübingen.

 

Forschung

Zu Joachim Knapes wichtigsten Forschungsfeldern gehören neben der Geschichte der älteren deutschen Sprache und Literatur, dem Renaissance-Humanismus, der Ästhetiktheorie sowie in neuerer Zeit der Medienrhetorik, der Bildrhetorik und Ambiguität insbesondere die deutsche Rhetorikgeschichte sowie Rhetoriktheorie. In der Rhetoriktheorie arbeitet Joachim Knape an der Ausarbeitung einer modernen Rhetoriktheorie und der systematischen Neupositionierung der Rhetorikdisziplin unter einem neoaristotelischen Ansatz. Er ist und war neben dem Graduiertenkolleg 1808: Ambiguität noch an weiteren von der Deutschen Forschungsgesellschaft unterstützten Projekten beteiligt, aktuell am Projekt: "Repertorium der gedruckten deutschen Rhetoriken 1450-1700", das unter seiner Leitung steht.

 

Weitere Aktivitäten

Joachin Knape ist seit 2007 Hauptherausgeber der 1977 begründeten Buchreihe Gratia, Tübinger Schriften zur Renaissanceforschung und Kulturwissenschaft (Harrassowitz-Verlag Wiesbaden). Außerdem ist Joachim Knape Herausgeber der Reihe Neue Rhetorik, erschienen im Weidler-Verlag Berlin. Dem Verein zur Förderung der Rhetorik in Wissenschaft und Praxis e.V., Tübingen steht er als 1. Vorsitzender vor.

 

Publikationen zum Thema »Ambiguität«

Monographien:

  • Knape, Joachim (2013). Modern Rhetoric in Culture, Arts, and Media. 13 Essays. Berlin, Boston: de Gruyter.

Artikel:

  • Knape, Joachim (2021). “Seven Perspectives of Ambiguity and the Problem of Intentionality.” Strategies of Ambiguity in Ancient Literature. Eds. Martin Vöhler, Therese Fuhrer & Stavros Frangoulidis. Berlin, Boston: De Gruyter. 381–403.
  • Knape, Joachim (2020). „Können Bilder etwas beweisen? Referenzunsicherheit des Bildtextes als ‚still‘.“ Bild und Text. Beiträge zum 1. Evangelischen Bildertag in Marburg 2018. Hgg. Thomas Erne & Malte Dominik Krüger. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt. 227-249.
  • Knape, Joachim (2019). „Das Fernrohr. Evidenz in der Rhetorik.“ Rhetorik der Evidenz. Hg. Olaf Kramer. Berlin, Boston: De Gruyter. 17-43.
  • Knape, Joachim (2018). „Grenzen des Sprachspiels im Dada.“ Sprach-Spiel-Kunst. Ein Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis. Hg. Esme Winter-Froemel. Berlin, Boston: De Gruyter. 57-66.
  • Knape, Joachim (2015). „Das Othello-Reaktiv. Zur Funktion des Zweifels im rhetorischen Persuasionsprozess.“ Kognition, Kooperation, Persuasion. Hgg. Frank Duerr, Florian Landkammer & Julia Bahnmüller. Berlin: Weidler. 151-180
  • Knape, Joachim (2015). „Eigentlichkeit als Rhetorik-Frame.“ Eigentlichkeit. Zum Verhältnis von Sprache, Sprechern und Welt. Hgg. Claudia Brinker-von der Heyde, N. Kalwa, N.-M. Klug & P. Reszke. Berlin/München/Boston: de Gruyter. 51-83.
  • Knape, Joachim (2015). „Fundamentale Ambiguität. Kleists 'Roman' seiner ‚Liebe‘ zu Wilhelmine in Briefen.“ Kleist in der Schweiz – Kleist und die Schweiz. Hgg. Anett Lütteken, Carsten Zelle & Wolfgang de Bruyn. Hannover: Wehrhahn. 263-287.
  • Knape, Joachim (2015). „Inversive Persuasion. Zur Rhetorik der Rhetorik der Verunsicherung.“ Irritationen: Rhetorische und poetische Verfahren der Verunsicherung. Hgg. Ramona Früh, Therese Fuhrer, Marcel Humar & Martin Vöhler. Berlin/München/Boston: de Gruyter. 5-60.
  • Knape, Joachim; Susanne Winkler (2015). „Strategisches Ambiguieren, Verstehenswechsel und rhetorische Textleistung. Am Beispiel von Shakespeares Antony-Rede.” Ambiguity. Language and Communication. Hg. Susanne Winkler. Berlin, München, Boston: de Gruyter. 51-88.
  • Knape, Joachim; Sophia Kuhs (2015). „Szenische Ambiguität und politischer Zweifel in Parlamentsdebatten.“ Kognition, Kooperation, Persuasion. Hgg. Frank Duerr, Florian Landkammer & Julia Bahnmüller. Berlin: Weidler. 181-196.
  • Knape, Joachim (2015). „Von der intendierten Ambiguität in die Aporie. Monologische und dialogische Erkenntniswege am Beispiel von Platons ‚Hippias Minor‘“. Ambiguity. Language and Communication. Hg. Susanne Winkler. Berlin, München, Boston: de Gruyter. 111-154.
  • Knape, Joachim (2013). „Adressatensplitting und Doppeladressierung. Zur schriftlichen Kommunikation im familiengerichtlichen Verfahren.“ Familie – Recht – Partnerschaft. Zeitschrift für die Anwaltspraxis 19. 484-487.
  • Knape, Joachim (2013). „Kreativität der spontanen Findung. Inventivik im rhetorischen Stegreif heute, bei Alkidamas und Heinrich von Kleist.“ Kreativität. Kommunikation – Wissenschaft – Künste. Hgg. Joachim Knape & Achim Litschko. Berlin: Weidler. 183-222.
  • Knape, Joachim (2013) „Textleistung. Eine moderne rhetorische Kategorie, erprobt am Beispiel mittelalterlicher Chronistik.“ Die Aktualität der Vormoderne. Epochenentwürfe zwischen Alterität und Kontinuität. Hgg. Klaus Ridder & Steffen Patzold. Berlin: Akademie-Verlag. 135-159.
  • Knape, Joachim (2011). „Zur Problematik literarischer Rhetorik am Beispiel Thomas Bernhards.“ Rhetorik und Sprachkunst bei Thomas Bernhard. Hgg. Joachim Knape & Olaf Kramer. Würzburg: Königshausen & Neumann. 5-24.
  • Knape, Joachim (2008). „Wer spricht? Rhetorische Stimmen und anthropologische Modelle in Sebastian Brants Narrenschiff.“ Sebastian Brant (1457-1521). Hgg. Hans-Gert Roloff, Jean-Marie Valentin & Volkhard Wels. Berlin: Weidler. 267-298.
  • Knape, Joachim (1997). „Fiktionalität und Faktizität als Erkenntnisproblem bei spätmittelalterlichen Reisetexten.“ Künstliche Paradiese – Virtuelle Realitäten. Künstliche Räume in Literatur-, Sozial- und Naturwissenschaften. Hgg. Holger Krapp & Thomas Wägenbauer. München: Fink. 47-62.
  • Knape, Joachim (1997). „Metaphorologische Anmerkungen, insbesondere zur Entschlüsselungsfrage.“ Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 234. 241-262.
  • Knape, Joachim (1990). „Rolle und Lyrisches Ich bei Walther.“ Walther von der Vogelweide. Beiträge zu Leben und Werk. Hg. Hans-Dieter Mück. Stuttgart: Stöffler und Schütz. 171-190. 
  • Knape, Joachim (1991). „Der Finckenritter. Text und Untersuchung.“ Philobiblon 35.2. 97-148.

 

Weitere Publikationen

Eine aktuelle Liste sämtlicher Publikationen findet sich hier.