Tübingen School of Education (TüSE)

Relativität und Normativität in der fachlichen Bildung

Problemstellung/Zielsetzung der Special Interest Group (SIG)

Relativität scheint in einer pluralen und demokratischen Gesellschaft ebenso selbstverständlich wie konfliktär. Sie kann als Gefahr angesehen werden, aber auch ein Bildungsziel bezeichnen, das aus der notwendigen Einsicht in die Bedingtheit und Perspektivität von Erkenntnissen, Überzeugungen und Wertesystemen erwächst. Dies erklärt, warum Relativität auf der einen Seite immer wieder in eine gefährliche Nähe zu Beliebigkeit und Orientierungslosigkeit im Sinne eines Relativismus zu führen scheint oder auf der anderen Seite zu massiven Vereindeutigungsversuchen, z.B. in Gestalt eines politischen oder religiösen Fundamentalismus. Ohne einen angemessenen Umgang mit Relativität ist ein friedliches Zusammenleben in pluralen Gesellschaften, die zunehmend in einem globalen Horizont zu sehen sind, nicht möglich. Diese Situation stellt sowohl den Ausgangspunkt als auch den Hintergrund für die Ausbalancierung von Normen(-bildungen) dar, die der Herausforderung des Relativen nicht ausweichen. Orientierung und Gewissheiten lassen sich in dieser Sicht nur in bewusster Aufnahme und Reflexion des Relativitätsproblems gewinnen. Damit eine solche Perspektive gesellschaftlich wirksam werden kann, muss sie auch in fachliche Bildungsprozesse übersetzt werden bzw. muss ein Bildungsverständnis entwickelt werden, das auf die spezifischen fachlichen Anforderungen der Relativität eingestellt ist. Die fachdidaktische Arbeitsgruppe bietet unter Beteiligung der Erziehungswissenschaft vor diesen Hintergründen die seltene Gelegenheit, Relativität als ein Schnittstellenproblem unterschiedlicher Disziplinen zu entfalten und mit Blick auf Bildung das Potenzial einer multiperspektivischen Bearbeitung von Relativitätsfragen zu demonstrieren.

Sprecherin

Prof. Dr. Carolin Führer

Beteiligte

Vertreter:innen der Fachdidaktiken und Fachwissenschaften 

  • Prof. Dr. Carolin Führer (Deutsche Philologie/Didaktik der deutschen Literatur)
  • Dr. Helga Gese (Linguistik, Sprachdidaktik)
  • Prof. Dr. Bernd Grewe (Geschichtsdidaktik und Public History)
  • Prof. Dr. Uwe Küchler (Didaktik des Englischen)
  • Philipp Marzusch (Deutsche Philologie)
  • Prof. Dr. Jochen Plikat (Romanistische Fachdidaktik)
  • Dr. Wolfgang Polleichtner (Lateindidaktik)
  • Prof. Dr. Dr. h.c. Friedrich Schweitzer (Evangelische Religionspädagogik)
  • Prof. Dr. em. Bernd Tesch (Romanistische Fachdidaktik)

externe Vertreter:innen 

  • Jun.-Prof. Dr. Dominik Balg (Didaktik der Philosophie, Universität Mainz)
  • Prof. Dr. Philipp Thomas (Didaktik der Philosophie/Ethik, PH Weingarten)
  • Prof. Dr. Fahimah Ulfat (Islamische Religionspädagogik, Universität Münster)

Vertreter:innen der Bildungswissenschaften und weiterer Fächer

  • Prof. Dr. Jessica Heesen (Medienethik und Informationstechnik)
  • Dr. Uta Müller (Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften)
  • Prof. Dr. Marcus Syring (Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik)