Profil

Am Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie beruht der Forschungsfokus allgemein auf der theoriegeleiteten und anwendungsbezogenen Wirtschaftsgeographie, wobei Fragen des kurz- bis langfristigen wirtschaftlichen und regionalen Wandels im Mittelpunkt stehen. Hierbei vertreten wir einen evolutionstheoretischen Zugang. Die Forschungsschwerpunkte konzentrieren sich auf die Bereiche evolutionäre Wirtschaftsgeographie, Transformationsforschung und Industrial Change sowie Erinnerungslandschaften.

Evolutionäre Wirtschaftsgeographie. Die evolutionäre Wirtschaftsgeographie zählt zu den jüngsten und dynamischsten Forschungsfeldern der Wirtschaftsgeographie und besitzt potenzielle Anknüpfungspunkte in viele Teilbereiche der Humangeographie. Sie besitzt interdisziplinäre Anknüpfungspunkte u.a. an die Evolutionsökonomik, die Organisationssoziologie und –psychologie oder auch die Wirtschaftsgeschichte. In den letzten Jahren haben wir uns am Lehrstuhl im Rahmen der evolutionären Wirtschaftsgeographie intensiv mit dem Forschungsfeld der organisationalen Routinen beschäftigt und in diesem Kontext die Konzeptualisierung und Theoretisierung des Konzepts der organisationalen Routinen vorangetrieben. Nach grundlegenden theoretischen Arbeiten und Veröffentlichungen zu diesem Thema arbeiten wir derzeit an empirischen Untersuchungen zu langfristigen Veränderungen organisationaler Routinen und den daraus resultierenden organisatorischen Innovationen bzw. Effekten auf den regionalen Wandel.

Transformationsforschung und Industrial Change. Der Forschungsfokus unserer Arbeitsgruppe beruht auf einem modernisierten konzeptionellen Verständnis der Transformation, das sich vorrangig auf evolutionäre Ansätze stützt. Im Mittelpunkt steht dabei die Erforschung von wirtschaftlichem Wandel auf verschiedenen Maßstabsebenen. Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf der Analyse von Transformationsprozessen im Rahmen des Übergangs zu einer Dienstleistungs- und Wissensökonomie, ebenso wie auch auf Untersuchungen zu ökonomischen Krisenerscheinungen. Wir grenzen uns damit bewusst von einem eher klassischen Transformationsverständnis der letzten 20 Jahre ab, das sich allein auf den Systemwandel in Mittel-, Ost- und Südosteuropa beschränkte. Dennoch bildet das östliche Europa mit seinen vielfältigen Transformationen einen wichtigen räumlichen Rahmen unserer Forschung, in dessen Mittelpunkt Fragen des systembedingten Strukturwandels, der Wettbewerbsfähigkeit, der politisch-ökonomischen Rahmenbedingungen und der transformationsimmanenten Besonderheiten stehen.

Erinnerungslandschaften. Formen des Erinnerns als Erinnerungslandschaften weisen eine hohe Präsenz und Aktualität in unterschiedlichen kulturellen Kontexten auf. Die Arbeitsgruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Konzept der Erinnerungslandschaften aufzugreifen und weiterzuentwickeln. Ziel der Forschung im Bereich der Erinnerungslandschaften sind eine Dynamisierung des Konzeptes sowie die aktive Anwendung in vielfältigen kulturellen, auch außereuropäischen, Kontexten, beispielsweise in der Republik Korea. 

Die regionalen Schwerpunkte unserer Arbeit liegen einerseits in den ehemaligen Transformationsstaaten Mittel- und Osteuropas (Polen und Baltikum), andererseits aber auch in Ostdeutschland. Ein dritter regionaler Forschungsschwerpunkt liegt im Raum Ost- und Südostasien (Republik Korea, Singapur und Japan). Der Lehrstuhlinhaber ist Mitglied im Herder-Forschungsrat, im Präsidium der Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission sowie im Europäischen Zentrum für Föderalismusforschung.