Osteuropäische Geschichte und Landeskunde

Wissenschaftliches Lesen

Quellen, Sekundärliteratur und ihre Bearbeitung

1.) Verschiedene Arten von Literatur:

Primärquellen sind die Grundlage einer wissenschaftlichen Arbeit. Sie gilt es zu interpretieren. Quellengattungen sind z.B. Tagebücher, Memoiren, Zeitzeugenberichte, Gesetzestexte, Zeitungsartikel, amtliche Dokumente, evtl. auch literarische Texte, sowie nichtschriftliche Quellen: Bilder, Filme, Denkmäler, Häuser etc. (siehe auch Vorschläge zur Quelleninterpretation).

Sekundärliteratur hilft bei der Interpretation der Quellen. Es gibt verschiedene Arten von Sekundärliteratur:

 

2.) Aussortieren:

Man kann selten alles lesen, was man zu einem Thema findet. Um den Leseaufwand in Grenzen zu halten, muss man von vornherein einen Teil der gefundenen Literatur aussortieren. Dazu muss man sich überlegen, ob das jeweilige Buch zum Thema passt, das man bearbeitet, oder ob es überhaupt neue Aspekte beleuchtet, die man vorher noch nirgendwo anders gelesen hat. Dabei ist es wichtig, dass man schon eine relativ genaue Vorstellung von der Fragestellung hat, die man bearbeiten möchte.

Manchmal reicht zur Einschätzung eines Buches ein Blick durchs Inhaltsverzeichnis. Da Kapitelüberschriften aber täuschen können, sollte man, wenn man sich nicht sicher ist, im Buch querlesen (Klappentext, Einleitung, Schluss, Kapitel überfliegen). Oft sind sowieso nur einzelne Kapitel eines Buches relevant für die konkrete Fragestellung.

 

Zur Einschätzung der Qualität eines Buches ist auch das Lesen von Rezensionen (kritischen Besprechungen) hilfreich. Diese findet man bei neueren Büchern in den aktuellen Ausgaben geschichtswissenschaftlicher Zeitschriften oder bei HSozKult.

 

Ein einfaches Kriterium zur Bewertung eines Buches ist u.U. auch sein Erscheinungsdatum. Neuere Werke sind schon deswegen oft älteren vorzuziehen, da sie sich in der Regel auf den neuesten Forschungsstand beziehen. Da ältere Ansichten zu bestimmten Themen aber nicht notwendigerweise falsch sind, sondern z.B. auf anderen methodischen Ansätzen beruhen, sollte man ältere Literatur auch nicht gänzlich ignorieren. Dies gilt besonders für die so genannten Standardwerke, die oft schon etwas älter sind. Das Erscheinungsdatum sowie der Publikationsort können auch einen Hinweis auf eine eventuelle politische Beeinflussung des Autors/der Autorin geben. Dies ist gerade in der osteuropäischen Geschichte oft zu bedenken.

3.) Zielgerichtetes Lesen und Exzerpieren

Hat man einen brauchbaren Text gefunden, geht es darum, ihn richtig, d.h. zielgerichtet zu lesen. Wichtig ist, dass man weiß, was man von dem Text wissen will. Deshalb muss man immer die Fragestellung seiner Arbeit im Hinterkopf haben, so dass man Relevantes von Irrelevantem unterscheiden kann. Je nachdem, welche Fragen man an einen Text stellt, kann man ihm sehr unterschiedliche Informationen entnehmen. Als erstes liest man den Text nicht sehr intensiv, sondern verschafft sich einen Überblick über den Inhalt. Dann geht man ihn noch mal intensiv durch und markiert unter dem Gesichtspunkt der eigenen Fragestellung wichtige Stellen (natürlich nur bei Kopien oder eigenen Büchern!) bzw. schreibt wichtige Dinge heraus. Dieses Exzerpieren ist die wichtigste Voraussetzung, um später aus dem Text zitieren zu können. Dabei sollte man nie vergessen, zu dem Exzerpt die Quelle dazuzuschreiben und an einzelne Zitate die jeweilige Seitenzahl. Es gibt nichts Lästigeres, als später verzweifelt ein gutes Zitat, dass man vorher irgendwo gelesen hat, suchen zu müssen.

Dieses Verfahren ist natürlich relativ zeitaufwändig und bei längeren Texten oder ganzen Büchern gar nicht so einfach. Dort geht man am besten abschnittsweise vor. Es kann auch sinnvoll sein, erst Einleitung und Schluss zu lesen, um eine ungefähre Ahnung von Inhalt des Buches oder des Textes zu bekommen. So kann man die Lektüre der dazwischenliegenden Teile beschleunigen.

 

Sinnvoll ist es schließlich, die gesammelten Exzerpte thematisch zu ordnen, damit man später gezielt auf sie zugreifen kann. Auch hier ist es notwendig, schon eine Vorstellung von Fragestellung und Aufbau der eigenen Arbeit zu haben.