Erklärung des Slavischen Seminar und des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde
Am Donnerstag, dem 24. Februar 2022, hat eine neue Zeit begonnen und der Raum wird neu vermessen, als die russische Armee begonnen hat, den souveränen Staat Ukraine erobern zu wollen. Das Slavische Seminar und das Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde der Universität Tübingen verurteilen den kriegerischen Angriff Vladimir Putins auf die demokratische Ukraine. Wie viele Menschen sind auch wir fassungslos angesichts dieser imperialen Aggression.
Als Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, deren genuine Aufgabe im Wissenstransfer zwischen Osteuropa und dem Westen liegt, sind wir weiterhin an einem konstruktiven Dialog interessiert. Im Moment aber leiden wir mit den unschuldigen Menschen in der Ukraine und wir bewundern all jene Menschen in Russland, die den Mut haben, sich gegen diesen sinnlosen Krieg zu erheben. Wir leiden mit unseren ukrainischen, aber auch russischen Studierenden, die sich um ihre Familien sorgen, und mit unseren Kolleginnen und Kollegen, unseren Freundinnen und Freunden in der Ukraine, die sich im Moment vielleicht in Lebensgefahr befinden.
Wie bisher, so wollen wir auch in Zukunft sensibel sein für diskursive und politische Machtkonstellationen und eine Vielzahl von Stimmen aus Russland, der Ukraine, Belarus, Polen, Tschechien und den südslavischen Ländern für unsere Studierenden hörbar machen. Wir wollen informieren, interessieren, aufklären und diskutieren, sowohl im engeren akademischen Kontext als auch in einem öffentlicheren Rahmen. In den nächsten Wochen und Monaten werden wir mit Expert*innenrunden, Lesungen, Vorträgen und Diskussionen daran arbeiten, Kontakte aufrecht zu erhalten und Wissen zu verbreiten. „Im Schock hilft – immer! – die Literatur“, hat Nils Minkmar in der Süddeutschen Zeitung vom 25. Februar geschrieben. Daran wollen wir glauben, und so werden wir neben Sachinformationen auch weiter daran festhalten, Kultur zu vermitteln.